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13. Jun 2019

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Lifestyle

Weltklasse aus Rostock

Journalist: Armin Fuhrer

In der realen Welt ist er Fußballprofi bei Hansa Rostock, in der virtuellen gehört Julian Riedel zur absoluten Spitzengruppe der FIFA-Spieler.

Gerade wurde Julian Riedel mit seinem Team von Hansa Rostock in der dritten Liga sechster in der abgelaufenen Saison 2018/19. Da ist sicher noch Luft nach oben, denn das Ziel des Clubs aus dem hohen Norden kann eigentlich nur die zweite Liga sein – mindestens. Trotzdem spielt Verteidiger Riedel regelmäßig auf Weltklasseniveau gegen Weltklassespieler. Allerdings nicht auf dem Feld, sondern am Computer. Denn der 27-Jährige spielt Fußball nicht nur in der Realität mit Begeisterung, sondern er zockt auch mit großer Leidenschaft FIFA, die virtuelle Variante. Und da ist er noch besser als auf dem Platz. Als Riedelinho91 steht er bei der weltweit geführten Weekend League sogar in den Top 100 – unter rund zwei Millionen Spielern weltweit.

Auf dem Platz steht Riedel schon seit ganz jungen Jahren. Sein erster Verein war der TuS 05 Quettingen, von 1998 bis 2010 spielte er bei Bayer 04 Leverkusen. „Fußball hat mich schon als ganz kleiner Junge begeistert“, sagt er rückblickend. Aufgrund seines Talents und mit seinem Können erspielte er sich immer wieder einen Stammplatz in der nächst höheren Altersklasse der Jugendmannschaften. Aber fast zur gleichen Zeit entdeckte er auch sein Herz für das Zocken an der Playstation. Als dann die erste Variante von FIFA herauskam, war er vollkommen begeistert.


Foto: Presse

„Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich ein richtig guter FIFA-Spieler war. Gegen meine Freunde gewann ich fast jedes Spiel“, erinnert sich Riedel. Schließlich nahm ein echter FIFA-Profi ihn ein wenig unter seine Fittiche und gab ihm wichtige Tipps. Bald wagte er den Sprung in die Weekend League. Und siehe da: Auch hier stellte er sich als fast unschlagbar heraus. Bei FIFA 18 gewann er an einem Wochenende in der Weekend League normalerweise 38 oder 39 von 40 Spielen und kletterte bis auf Platz 32 der Weltrangliste. Seit FIFA 19 wurde die Zahl der Spiele pro Wochenende auf 30 reduziert – Riedels Erfolgsquote blieb gleich.

Als „richtiger“ Fußballspieler habe man durchaus Vorteile in der virtuellen Variante. Klar ist, dass ein Fußball-Profi wie Riedel, der ja während der Saison Woche für Woche gegen echte Gegner aufläuft, einiges vom Fußballplatz antizipiert. „Aber wer kein Talent für FIFA hat, wird auch niemals ein guter Spieler werden“, ist Riedel sich sicher. Sehr reizvoll findet er, dass er seine eigene Mannschaft zusammenstellen und ihr seine eigene Fußball-Philosophie eingeben kann. „Zum Beispiel kann man entscheiden, ob man eher kleine, wendige Spieler aufstellen will oder lieber große, kräftige“. Und auch die Taktik kann man selbst bestimmen. „Und wenn man einen Ronaldinho steuern kann, ist das schon sehr cool“, sagt er mit Blick auf den brasilianischen Ex-Weltmeister. Doch bei aller Taktik ist doch richtig, was schon Fußball-Philosoph Lukas Podolski wusste: „Grau ist alle Theorie – entscheidend is auf’m Platz“ – und das gilt auch für FIFA.

Foto: Presse 

Daran, dass der E-Sport wie FIFA sich eine noch größere Fan-Gemeinde erobern wird, als er es heute schon hat, hat Julian Riedel keinen Zweifel. „Vor wenigen Jahren wurde der E-Sport ja noch von vielen belächelt, aber die Zeiten sind vorbei“, sagt er. Das zeige sich schon daran, dass immer mehr Bundesligavereine inzwischen eine eigene E-Sport-Abteilung gegründet hätten. „An großen Turnieren nehmen alleine in Deutschland mehrere hunderttausend Spieler teil. Das wird noch weiter durch die Decke gehen“. Und immerhin kann man mit E-Sport inzwischen sehr viel Geld verdienen.

Eins ist Julian Riedel aber klar: „Der richtige Fußball auf dem Platz wird immer meine erste Leidenschaft bleiben“. FIFA sei dagegen ein Hobby, und das werde es auch bleiben. Dass er nach dem Ende seiner Profikarriere vielleicht hauptberuflich in den E-Sport wechseln könnte, glaubt Julian Riedel nicht. Er kann auch, was den Zeitaufwand der richtigen E-Sport-Profis betrifft, nicht mithalten. „Ein echter Profi spielt sechs bis acht Stunden am Tag. Ich komme meistens nur am Wochenende für ein paar Stunden dazu“. Aber sein Topniveau möchte er unbedingt halten. Und dass neben der Legende Ronaldinho oder Real-Madrid-Star Gareth Bale in seinem Team auch er selbst als Verteidiger aufläuft, ist Ehrensache. Aber auch vollauf verdient, denn der virtuelle Julian Riedel erreicht mit 99 Punkten einen Höchstwert.

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wo demenzkranke Menschen mit allen Sinnen gefordert sind – mit Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist

![Esther_Daenschel_xl online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Esther_Daenschel_xl_online_7618aeaf4e.jpg) ``` Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist ``` **Was ist ein Sinnesgarten?** Ein Therapie- und Sinnesgarten ist ein gestalteter Raum, der alle Sinne anspricht und Menschen mit Demenz positive Erlebnisse ermöglicht. Besonders wichtig sind die Barrierefreiheit und die klare Aufteilung in verschiedene Gartenbereiche, die die Orientierung erleichtern und unterschiedliche Bedürfnisse – von Aktivierung bis Entspannung – ansprechen. Jeder Therapiegarten ist individuell und sollte immer an die Gegebenheiten vor Ort, das Klientel und die Menschen, die ihn mit Leben füllen, angepasst werden. **Welche Bedeutung haben solche Gärten für demenzkranke Menschen?** Für Menschen mit Demenz hat ein Therapie- und Sinnesgarten große therapeutische Bedeutung. Er wirkt anregend, vermittelt Geborgenheit, kann Erinnerungen wecken und den Erhalt von Alltagskompetenzen unterstützen. Sinnesgärten stärken Selbstwirksamkeit, Teilhabe und Lebensqualität und bieten Raum für Begegnung und sinnvolle Beschäftigung. Sie fördern soziale Kontakte, bieten Abwechslung und schaffen kleine Inseln der Ruhe, Begegnung und Aktivität. **Welche Aktivitäten sind dort möglich?** In unserem Therapie- und Sinnesgarten im Hinsbleek 9 können vielfältige Angebote stattfinden, die sich an den individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Bewohner:innen orientieren. Neben der Sinnesanregung durch Riechen, Tasten und Schmecken von Kräutern, Gemüse und Obst können die Besucher:innen unter der Pergola oder auf der Klönschnackbank gemeinsam sitzen und plaudern. Bewegungseinheiten wie Spaziergänge und Naturbeobachtungen fördern die Mobilität und Wahrnehmung. Darüber hinaus bietet unser Sinnesgarten barrierefreie Hochbeete, die unterfahrbar oder in Stehhöhe zum Gärtnern einladen.

17. Jun 2025

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Lifestyle

DIY als Philosophie – mit Jonas Winkler

![JonasWinkler Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Jonas_Winkler_Online_8c75c7f697.jpg) ``` Jonas Winkler, Tischlermeister & Content Creator ``` Selbstgemacht statt gekauft: „Do it Yourself“ ist eine Einladung für jeden, das eigene Zuhause ganz persönlich und mit Herzblut zu gestalten. Ob Möbel, Deko oder kleine Reparaturen: Jedes selbstgemachte Stück, jede Upcycling-Kommode erzählt seine eigene Geschichte und macht die eigenen vier Wände noch gemütlicher. Dabei geht es um Spaß am Handwerk, die Freiheit, Materialien und Techniken nach Lust und Laune auszuprobieren – und auch darum, aus Fehlern zu lernen. Genau das lebt Jonas Winkler, Tischlermeister und Produktdesigner auf seinen Social Media-Kanälen vor. Mit seinen inspirierenden Ideen und detaillierten DIY-Tutorials motiviert er Heimwerkende und alle, die es noch werden wollen. Darf es ein ergonomischer Gaming-Tisch sein oder ein paar Kniffe, wie man ein krummes Holzbrett wieder gerade bekommt? Egal, ob großes oder kleines Projekt: „Mit etwas Selbstgemachten entsteht nicht nur ein Objekt, sondern eine emotionale Verbindung zwischen Mensch, Material und dem Stolz, etwas Bleibendes geschaffen zu haben.“ Dabei dürfen auch Fehler passieren. „Ich mache selbst nicht alles richtig, wie man in meinen Videos sieht“, sagt Jonas Winkler lachend, „das Spannende ist doch das Knobeln: Wie kriegen wir den Karren jetzt aus dem Dreck? Probleme offen zeigen und Lösungen finden, darum geht es. Aufgeben ist keine Option.“ Natürlich muss man einige Dinge nicht selbst erleben, um zu wissen, dass sie auch gefährlich sein können, betont Jonas Winkler: „Gerade Laien müssen Sicherheit priorisieren. Bei Billigwerkzeug etwa ist das Unfallpotenzial enorm. Wie schnell ein günstiger Akku überhitzt oder ein Schraubenschlüssel bricht – das demonstrieren wir in meiner Werkstatt als sicheren Raum, um Risiken zu minimieren.“ Sein eigener Weg begann mit dem Studium des Produktdesigns. Die Neugier, wie Entwürfe Realität werden, führte ihn zu ersten eigene DIY-Projekten und schließlich dazu, auch den Handwerksmeister zu absolvieren. Gerade heute, wo so vieles fremdbestimmt ist und durch Technologien immer schwerer greifbar wird, bietet das Handwerk eine besondere Möglichkeit, selbst aktiv Einfluss auf das Ergebnis zu nehmen. „Der Gedanke, etwas selbst zu designen, zu erschaffen und damit einem Möbelstück eine Geschichte zu geben, ist unersetzlich“, erklärt er. Und was braucht es seiner Meinung nach, damit das Holzhandwerk auch als Ausbildungsbetrieb attraktiv und zeitgemäß bleibt? „Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen. Das Wichtigste aber ist, das es Spaß macht.“ Also nichts wie los: Neugierig sein, ins Tun kommen und sich ein Traum-Zuhause schaffen, das genauso einzigartig ist, wie man selbst. Das nächste DIY-Projekt wartet vielleicht schon am nächsten Straßenrand. >Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen.