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10. Dez 2024

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Business

Wenn ein Start-up neu denkt und Dinge anders und besser macht, müssen die Großen nachziehen.

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Mikael Blomkvist/pexels

Céline Flores Willers, LinkedIn-Influencerin sowie Gründerin und CEO der People Branding Company, weiß, wie wichtig Pioniere für den technischen Fortschritt sind. Denn sie denken nicht in vorhandenen, starren Strukturen, sondern ganz neu – und setzen schnell um.

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Céline Flores Willers, LinkedIn-Influencerin sowie Gründerin und CEO der People Branding Company

48 Stunden lang im elektrisierenden Mindset von Pionieren zu verbringen, mag bei manch einem zu Erschöpfung führen – bei Céline Flores Willers ist das Gegenteil der Fall, ihr gibt es Power. „Auf der Bits & Pretzels, von der ich gerade komme, habe ich tatsächlich intensiv Gründer-Mindset und -Luft getankt“, sagt sie und strahlt. Die Gründerin und CEO der People Branding Company sieht in den heutigen Pionieren genau die gleiche, zeitlose Unternehmens-DNA wie sie die Unternehmensgründer vor 50 Jahren hatten: Sie alle verbindet ein starkes Freiheits- und Gestaltungsbestreben.

„Was uns Gründer noch verbindet: wir sind alle leistungs- und erfolgsgetrieben“, erklärt Deutschlands bekannteste LinkedIn-Influencerin. „Wir wollen mit dem, was wir machen, erfolgreich sein. Wir möchten damit Gehälter zahlen. Wir möchten damit vielleicht sogar die Welt verbessern. Und für mich persönlich ist besonders wichtig, dass ich ein Unternehmen bauen kann, in dem ich die Regeln komplett selbst gestalte – und mich nicht irgendwelchen Standardregeln eines Konzerns unterordnen muss. Wo arbeite ich, wie arbeiten wir zusammen, wie lange arbeite ich, welche Rituale haben wir?“ Ein Grund für das Entstehen der People Branding Company war, dass es ein solches Unternehmen sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich Führung und Organisation noch nirgends gab.

Céline Flores Willers traut Start-up beim Vorantreiben von technologischem Fortschritt oftmals deutlich mehr zu, erstens aus Agilitätsgründen, die die bestehenden Konzernstrukturen nicht immer aufbrechen können, zweitens, weil technologischer Fortschritt sehr viel Experimentieren – und wieder über den Haufen werfen – ausmacht. Niemand würde dafür in einem großen Konzern seinen Kopf hinhalten. Ob OpenAI, N26, Netflix oder UBER, all diese Unternehmen haben komplett neu gedacht, und eine Branche maßgeblich revolutioniert und vorangetrieben.

„Wenn ein Start-up kommt und vieles besser macht, müssen die Großen nachziehen“, sagt die Unternehmerin und Keynote-Speakerin. „Auch durch diesen Wettbewerb haben Konzerne den Ansporn, sich zu verbessern.“ Gründen ist toll, findet Céline Flores Willers nach wie vor. Jeder Euro, den sie verdient, wird wieder in The People Branding Company reinvestiert, sie kann damit all die Dinge umsetzen, die ihr und dem Team vorschweben.

Übrigens wissen sämtliche Pioniere heute um die Bedeutung einer professionellen Marketingstrategie – zu der auch LinkedIn gehört – um Sales zu generieren und Mitarbeitende zu akquirieren. Wer es in vielen Fällen noch immer nicht weiß, sind die Investoren. Posten Gründerinnen und Gründer regelmäßig, vermuten Investoren immer noch, dass zu viel Zeit auf das Schreiben von Posts verwendet wird und zu wenig fürs Start-up. „Deshalb müssen Gründerinnen und Gründer hier noch viel Überzeugungsarbeit leisten“, sagt Céline Flores Willers.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Spannungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Beschaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulieren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Hersteller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Stattdessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbestände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen gemeinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in enger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wiederum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Auswahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lieferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lieferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, sozial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne gezahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entsprechend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichteten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Partnerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zusammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Infotainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim autonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vorstandsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Managementkarriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldtimer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Ausflüge mit ihrem Hund in die Natur.