Hier sieht man ein Protestplakat

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28. Mär 2024

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Wirtschaft

Wir sind eine grundsolide Branche - Ulf Kopplin

Journalist: Theo Hoffman

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Foto: Gayatri Malhotra/unsplash, Presse

Ulf Kopplin ist überzeugt, dass die Landwirtschaft eine grundsolide Branche ist und abwechslungsreiche sowie zukunftsträchtige Jobs für den Nachwuchs bietet.

2022-09 - Kopplin_.jpg Ulf Kopplin, Präsident Bundesverband LandBauTechnik

Der Protest der Landwirte angesichts der Kürzungen ist weitreichend. Welche Folgen sehen für den Bereich der LandBauTechnik und was erwarten Sie von der Politik? Es geht bei den Protesten um die Zukunft der Landwirte und des ländlichen Raums, um sich als Land nicht abhängig zu machen von Exportgütern, aber auch, um für alle Betriebe und das über die Landwirtschaft hinaus, langfristige Planbarkeiten zu erzielen. Eine derart einseitige und hohe Belastung nur einer Branche ist unausgewogen und fachlich schlecht gemacht. Die Bauern und Lohnunternehmen können in diesem Leistungsbereich keinesfalls kurzfristig leistungsfähige Alternativen, etwa mit Elektroantrieben, für die Anforderungen und die Dieselfahrzeuge finden. Selbst wenn sie es wollten, diese Maschinen gibt es nicht, die Entwicklung wird viel Zeit benötigen. Auch nutzen die Maschinen wenig die öffentliche Infrastruktur. Diese hektische deutsche Politik führt umgehend zur Verschlechterung der Wettbewerbsposition in Europa und zur finanziellen Schwächung unserer Landwirtschaft und damit der Investitionsbereitschaft und Zukunftsfähigkeit in der Primärwirtschaft. Bereits zuvor wurden andere Subventionen für die Landwirtschaft gestrichen.

Warum schwächelte die Konjunktur des Land- und Baumaschinenhandels aber auch schon davor und wird auch künftig unter hohem Kostendruck leiden? Die Lager der Händler stehen, nach Überwindung der Lieferschwierigkeiten der Industrie, mittlerweile voll und müssen in Zeiten anziehender Zinsen finanziert werden. Es geht darum, dass die Höhen der Finanzierungslinien überlaufen und das führt dazu, dass andere Finanzierungsformen gesucht werden müssen. Hinzu kommen Themen wie Inflation, gestiegene Kosten in allen Bereichen, auch im Personal und eine deutlich schwächere Nachfrage der Kunden. Alles in allem eine nicht wirklich gute Gemengelage. Unsere Händler und Handwerker sind also in vielen Bereichen gerade sehr gefordert. Hier müssen wir gemeinsam mit den Herstellern ansetzen, denn soviel steht fest: Wir werden das Problem nur gemeinschaftlich lösen.

Wie beeinflusst die aktuelle Haushaltskrise auch die Investitionsbereitschaft landwirtschaftlicher Betriebe und welche Unterstützungen erwarten Sie als Verband LandBauTechnik von der Politik? Nicht nur unsere Branche, sondern das gesamte Handwerk ist aktuell von den genannten Themen belastet. Wir brauchen daher jetzt verlässlich Zusagen der Industrie, aber auch der Politik. Es ist es zwingend notwendig, dass die Politik einlenkt und die Interessen der Landwirte, der Handwerker und Unternehmer, ja der Bürger ernst nimmt und nicht mit vermeintlich wohlwollenden Zugeständnissen daherkommt. Die Politik muss da ankommen, wo die Menschen, die jeden Tag hart arbeiten sind.

Angesichts der ausgeführten Punkte: Warum bietet der Beruf des Land- und Baumaschinenmechatronikers für junge Auszubildende so große Chancen? Grundsätzlich möchte ich deutlich machen, dass ich die aktuelle Lage als ein temporäres Problem sehe. Aber am Ende sind wir eine grundsolide Branche, mit guten und gesunden Betrieben, die das überstehen werden. Und das sehen auch die angehenden Land- und Baumaschinen-Mechatroniker so. Mehr als 9.000 Jugendliche sind zurzeit in der Ausbildung. Abermals ist der Trend positiv.

Nice to know Ulf Kopplin ist seit über zwei Jahrzehnten Präsident des Bundesverbands LandBauTechnik (LBT) und des Bundesinnungsverbands des Deutschen Land- und Baumaschinenmechatroniker-Handwerks. Erst im Sommer 2023 wurde er für vier weitere Jahre wiedergewählt.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.