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3. Jul 2019

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Gesellschaft

Ausbilden, weiterbilden, fortbilden

Journalist: Armin Fuhrer

Knut Diekmann, Referatsleiter Grundsatzfragen der Weiterbildung beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), Foto: Presse

„Weiterbildung ist ein Muss“

Wie wichtig ist Bildung in der modernen Berufswelt?

Bildung ist nicht alles, aber ohne Bildung ist alles nichts. Denn wer soll sonst die immer komplexeren Produkte und Dienstleistungen erfinden und begleiten, die modernes Wirtschaften ausmachen? Fachwissen war schon immer der Kern einer innovativen und modernen Wirtschaft – nun aber kommen noch stärker methodische und soziale Kompetenzen hinzu.

Sollte man sich ständig fortbilden?

War früher eine Weiterbildung ein „nice-to-have“ und wurde häufig als Wertschätzung verstanden, so ist die ständige Fortentwicklung seiner eigenen Fähigkeiten inzwischen ein Muss geworden. Es gilt sich davon zu verabschieden, ausgelernt zu haben. Die Neugierde und Offenheit sollten wir uns daher auch ein Leben lang bewahren.

Lohnt es sich, bei seiner Fortbildung auch mal etwas ganz Neues zu machen, über den bisherigen Tellerrand hinauszudenken?

Die zunehmende Geschwindigkeit an technischer Neuentwicklung führt zum einen zum Veralten des eigenen Könnens und Gelernten, zum anderen stößt sie aber auch Türen zu völlig neuen Tätigkeitsfeldern auf, die dem Menschen vielleicht besonders liegen. Daher sollte Weiterbildung auch dazu dienen, Neues zu lernen.


Sybille Drews, Teamleiterin Erwachsenenbildung Nationale Agentur Bildung für Europa beim Bundesinstitut für Berufsbildung, Foto: Presse

Bildung – in jedem Alter sinnvoll

Wie wichtig ist es in der heutigen Berufswelt sich weiterzubilden, und zwar nicht nur in Deutschland, sondern in der Europäischen Union?

Weiterbildung ist ein Megathema. In Europa hat mehr als jeder fünfte Erwachsene im Alter von 25 bis 64 Jahren Probleme mit dem Lesen, Schreiben und Rechnen oder mit dem Einsatz digitaler Tools im Alltag. Gleichzeitig werden bis zum Jahr 2030 rund 90 Prozent der neu entstehenden Beschäftigungsmöglichkeiten ein hohes oder zumindest ein mittleres Qualifikationsniveau erfordern.

Hat Bildung etwas mit dem Alter zu tun oder sollte man sich in jedem Alter fortbilden?

Bildung ermöglicht es uns vor allen Dingen, selbstständig und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben. Das gilt für jede Altersphase und sowohl für den privaten, als auch für den beruflichen Bereich.

Und welche Methoden können sie als Expertin, besonders für die persönliche Weiterbildung, empfehlen?

Zum Beispiel das Lernen von- und miteinander in Europa. Das Förderprogramm Erasmus+ der Europäischen Union bietet Personen fast jeden Alters zahlreiche Möglichkeiten, ihr Wissen und ihre Erfahrungen in Lernaufenthalten bei unseren europäischen Nachbarn weiterzuentwickeln. Das sind nicht nur Ausbildungsabschnitte im Ausland, sondern auch Weiterbildungen oder Kurse und Hospitationen für Lehrende.


Klaus Fahle, Geschäftsführer der Nationalen Agentur beim BIBB, Foto: Presse 

Fortbilden mit der EU

Wie wichtig ist es, sich im Beruf weiterzubilden?

Unser Arbeitsleben und unser gesellschaftliches Umfeld verändern sich durch Digitalisierung und Globalisierung kontinuierlich, auch Arbeitsmärkte werden internationaler. Zudem werden wir künftig länger arbeiten müssen. Die sich hieraus ergebenden Chancen und Risiken hängen unmittelbar damit zusammen, ob man auf diesen Wandel vorbereitet ist. Weiterbildung ist dabei ein unverzichtbarer Baustein. 

Auf was sollte man besonders achten?

In jedem Beruf gibt es Besonderheiten und Innovationen, deren Bedeutung jede und jeder individuell bewerten muss. Wichtig scheinen mir, gerade angesichts des Wandels, die sogenannten “Soft Skills”, beziehungsweise Schlüsselkompetenzen. Die EU hat sich auf acht Schlüsselkompetenzen für Lebenslanges Lernen verständigt, die man auch als persönliches Prüfraster betrachten kann. 

Welche Fördermöglichkeiten gibt es auf EU-Ebene?

Betriebe in Deutschland investieren jährlich 11,1 Milliarden Euro in Weiterbildung. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollten daher zunächst nachfragen, ob sich ihr Arbeitgeber an einer Weiterbildung finanziell beteiligen würde, denn oft profitieren auch die Unternehmen. Fortbildungsangebote auf EU-Ebene gibt es im Programm Erasmus+. Sie richten sich in erster Linie an das Bildungspersonal an, also Lehrer, Ausbilder und Dozenten.

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.