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30. Jun 2025

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Gesellschaft

Bestens aufgehoben

Journalist: Kirsten Schwieger

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Foto: Centre for Ageing Better/unsplash

Ein würde- und genussvoller Lebensabend lässt sich mit verschiedensten Wohnformen und -orten realisieren – auch bei Pflegebedürftigkeit.

Wohin, wenn einem das eigene Haus über den Kopf wächst oder nicht barrierefrei ist? Oder der Partner verstorben ist und anstelle dessen die Einsamkeit eingezogen ist? Manche Best Ager sind auch zusehends von ihrer Haushaltsführung überfordert während anderen eine Pflegebedürftigkeit bevor steht.

Eine interessante Wohnform für noch nicht pflegebedürftige Senioren ist das Konzept des Betreuten Wohnens, auch Service-Wohnen genannt. In solchen Einrichtungen leben Best Ager mit ihren eigenen Möbeln selbstbestimmt in barrierefreien Miet- oder Kauf-Apartments. In der Regel beinhaltet diese Wohnform Hausmeisterdienste und Hausnotruf. So können alleinlebende Senioren nach einem Sturz oder Schlaganfall Hilfe rufen, wenn sie kein Telefon mehr erreichen oder nicht mehr sprechen können.

Neben Betreutem Wohnen ist auch professionelle Pflege im Ausland für viele Pflegebedürftige und ihre Angehörigen eine finanziell attraktive Alternative zur Pflege in Deutschland.

Einfache Dienstleistungen wie Einkaufs- und Reinigungsservice von Wohnung und Wäsche oder Catering können wahlweise dazu gebucht werden. Gemeinschaftsräumlichkeiten und -aktivitäten sowie organisierte Veranstaltungen schaffen sozialen Austausch. Die vielseitigen Möglichkeiten der Alltagshilfe auf Abruf ermöglichen den Bewohnern ein selbstbestimmtes Leben in einem privaten und altersgerechten Wohnumfeld. Als Einzelperson oder gemeinsam mit dem Partner – im In- oder Ausland.

Viele Einrichtungen des Betreuten Wohnens sind zudem an Pflegeheime angeschlossen, falls die Kräfte und Fähigkeiten doch irgendwann nachlassen und eine ambulante Betreuung nicht mehr ausreicht. Immer mehr Pflegeheime orientieren sich dabei an dem Konzept einer Hausgemeinschaft. So gibt es in Deutschland mittlerweile knapp 4.500 Pflege-WGs. Die Gruppengröße ist überschaubar, von Pflegestufe 1 bis 5 ist alles möglich. Jeder Bewohner verfügt über ein eigenes Zimmer – Küche, Ess- und Gemeinschaftsraum sind für alle frei zugänglich. Die pflegebedürftigen WGler werden so weit wie möglich an den Alltagsaufgaben beteiligt. Eine Präsenzkraft unterstützt im Haushalt und kümmert sich um organisatorische Tätigkeiten. In einigen WGs leisten die Präsenzkräfte auch pflegerische Hilfe. In der Regel kommt hierfür jedoch ein externer Pflegedienst vorbei. In Demenz-WGs ist der Personalschlüssel in der Regel höher.

Ebenfalls großer Beliebtheit erfreut sich ein Lebensabend im Ausland. Neben Betreutem Wohnen ist auch professionelle Pflege im Ausland für viele Pflegebedürftige und ihre Angehörigen eine finanziell attraktive Alternative zur Pflege in Deutschland – insbesondere bei begrenzten finanziellen Mitteln. Beliebte Länder sind neben einer Vielzahl osteuropäischer Staaten auch Spanien, Thailand und die Philippinen – nicht zuletzt wegen eines angenehmen Klimas und einer guten Tourismusinfrastruktur. Abhängig vom jeweiligen Land sind die Pflegekosten meist deutlich geringer als hierzulande, was einen höheren Lebensstandard bei gleichem Budget ermöglicht. Oder Pflege überhaupt erst finanzierbar macht. So bleibt bei Pflege im EU-Ausland der Anspruch auf Pflegegeld erhalten, wenn die Pflegeperson entsprechend qualifiziert ist. Allerdings erfordert ein Lebensabend fern der Heimat erhebliche rechtliche und medizinische Organisation im Vorfeld. Ein weiterer Wermutstropfen ist oftmals zudem die Sprachbarriere. Deutschsprachiges Pflegepersonal – für viele ein Must-have – ist dort eher die Ausnahme.

Fakten:

Für bis zu vier pflegebedürftige Bewohner einer ambulant betreuten Wohngruppe in Deutschland zahlt die Pflegekasse einen Einrichtungszuschuss von einmalig jeweils 2.613 Euro. Höchstförderung pro WG: 10.452 Euro.

27. Jun 2025

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Gesellschaft

Wahlfach Informatik: Zu wenig für Europas digitale Souveränität – mit Christine Regitz

![ChristineRegitz_c_MikeAuerbach_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christine_Regitz_c_Mike_Auerbach_online_d5622666e2.jpg) ```Christine Regitz ist Präsidentin der Gesellschaft für Informatik e. V. (GI)``` Inmitten einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Stärke zunehmend durch digitale Kompetenz definiert wird, ist informatische Bildung ein entscheidender Hebel für Souveränität und Wirtschaftswachstum. Deutschland braucht nicht nur mehr IT-Fachkräfte – es braucht insgesamt eine digital gebildete Gesellschaft. Denn ohne breite informatische Grundbildung wird die digitale Transformation zur Abhängigkeit statt zur Chance. Informatikkompetenz ist kein Nice-to-have mehr, sondern Grundlage für wirtschaftliche Resilienz. Sie entscheidet darüber, ob wir technologische Entwicklungen mitgestalten oder ihnen hinterherlaufen. Das gilt auch für den Bereich der Künstlichen Intelligenz. Wer KI nur konsumiert, bleibt abhängig – von den Infrastrukturen, Werten und wirtschaftlichen Interessen anderer. Wenn Europa bei der Entwicklung eigener KI-Systeme den Anschluss verliert, verlieren wir mehr als nur Marktanteile: Wir verlieren unsere digitale Selbstbestimmung. Fachkräftesicherung beginnt nicht erst an der Hochschule, sondern bereits in der Grundschule. Informatik muss flächendeckend als Pflichtfach und praxisnah unterrichtet werden – nicht nur, um Lücken am Arbeitsmarkt zu schließen, sondern um die nächste Generation zum aktiven Gestalten zu befähigen. Nur so entsteht ein Arbeitsmarkt, der auf Augenhöhe mit der Technologie agiert. >Wenn Europa bei der Entwicklung eigener KI-Systeme den Anschluss verliert, verlieren wir mehr als nur Marktanteile: Wir verlieren unsere digitale Selbstbestimmung. Deshalb hat die Gesellschaft für Informatik e. V. die Allianz für informatische Bildung ins Leben gerufen. Unser Ziel: den Informatikunterricht flächendeckend stärken, auch schon im Primarbereich. Denn wer heute nicht in digitale Bildung investiert, riskiert morgen, dass Innovation, Wertschöpfung und technologische Kontrolle dauerhaft in Übersee stattfinden. Europa braucht eigene Modelle, eigene Infrastrukturen und vor allem: eigene Menschen, die sie bauen können.