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17. Mär 2023

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Gesellschaft

„Billiger und schneller“

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: dustin/unsplash, Presse

Thomas Beyerle ist Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienforschung an der Hochschule Biberach & Head of Group Research bei Catella. Im Interview spricht er über die Vor- und Nachteile des seriellen Bauens.

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Thomas Beyerle,  Inhaber des Lehrstuhls für Immobilienforschung an der Hochschule Biberach & Head of Group Research bei Catella

Herr Beyerle, wenn es um das serielle Bauen geht, sind viele Menschen etwas skeptisch. Woran liegt das?
Serielles Bauen an sich ist eigentlich gar keine neue Methode. In der alten Bundesrepublik Deutschland gab es bereits in den Siebzigerjahren das sogenannte Fertighaus, in der früheren DDR die Plattenbauten. Das waren jeweils seriell hergestellte Gebäude. Die Deutschen sind einerseits heute noch immer geprägt durch die frühere Werbung für die Fertighäuser, in der es hieß, diese seien nur für eine Generation gebaut. Andererseits durch die DDR-Plattenbauten, die allerdings nicht den besten Ruf haben, was die Qualität angeht. In Wahrheit sind seriell gebaute Häuser heutzutage sehr stabil und halten in der Regel ziemlich lange.

Könnte ein anderer Grund für die Skepsis auch sein, dass es bei seriellen Häuser nicht die Möglichkeit des individuellen Bauens gibt?
Das ist sicher ein weiterer Grund. Wenn Wohnriegel in einer Siedlung gleich aussehen, sind sie in Deutschland schnell mit einem Stigma der Massenware belegt. Aber wenn es um kostengünstiges und möglichst schnelles Bauen zum Beispiel von Sozialwohnungen oder Mikroappartements geht, muss man eben Abstriche machen. Ein großer Vorteil ist dagegen, dass durch modulares Bauen viel einfacher und schneller auf moderne Wohntrends reagiert werden kann.

Lassen sich denn mit seriellem Bauen Kosten senken?
Mit Blick auf den Geschosswohnungsbau auf jeden Fall. Wenn man die Kosten für das gesamte Bauprojekt einberechnet, also zum Beispiel die Zeiteinsparungen und die günstigeren Materialkosten durch die industrielle Vorfertigung, reden wir über Einsparungen von 15 bis 20 Prozent. Beim freistehenden Einfamilienhaus ist der Unterschied allerdings nicht so groß. Das könnte sich ändern, wenn sich eines Tages der 3D-Druck durchsetzt, der auch auf dem modularen Bauen basiert.

Wird so auch die Baustellenlogistik verbessert?
Die einzelnen Module liegen sowieso nicht monatelang auf der Baustelle herum, sondern werden meistens nach zwei Tagen verwendet. Dadurch werden die Baustellen aufgeräumter und verschwinden auch viel schneller wieder. Auch mit Blick auf den Arbeitsschutz ist diese Baumethode vorteilhaft.

Wie sieht es mit der Nachhaltigkeit aus?
Zum seriellen Bau benötigt man Beton. Das kann auch grüner Beton sein, aber wirklich nachhaltige Baustoffe wie Holz sind schwerer umzusetzen. Auf der Positivseite wirkt sich aber aus, dass es während des Bauprojekts viel weniger Transportverkehr geben muss und dadurch der CO2-Ausstoß verringert wird und weniger LKW auf den Straßen unterwegs sind.

Wir leiden in Deutschland zunehmend an einem Fach- und Arbeitskräftemangel. Kann serielles Bauen ein Mittel dagegen sein?
Das ist ein spannendes Thema. Auf einer Baustelle, auf der ein modulares Gebäude errichtet wird, kann vieles von Robotern gemacht werden. Neben den Kosten und der Schnelligkeit ist das ein weiterer Pluspunkt. Es überwiegen also eindeutig die Vorteile.

 

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.