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28. Sep 2023

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Wirtschaft

Biogas verbindet Ökonomie und Ökologie

Journalist: Chan Sidki-Lundius

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Foto: Julian Hochgesang/unsplash, Presse

Biogas ist wieder mehr in den Fokus des politischen Interesses gerückt. Dafür gibt es mehrere Gründe.

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Dr. Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer Fachverband Biogas e. V.

Biogas erzeugt klimafreundlichen Strom, Wärme und Kraftstoff. Zudem ist die Stromerzeugung aus Biogas witterungsunabhängig und kann flexibel eingesetzt werden, sollten Wind- und Sonnenenergie gerade nicht zur Verfügung stehen. So sorgt Biogas für Stabilität im Stromnetz der Erneuerbaren Energien.

Für Biogas spricht auch, dass es speicherbar ist und am Ende ein guter Dünger entsteht. Dabei braucht Biogas weniger Fläche, als viele denken. Derzeit wachsen auf etwa 1,4 Millionen Hektar Energiepflanzen. „Der Anbau der Energiepflanzen hat zu einer deutlichen Stabilisierung des Einkommens in der Landwirtschaft beigetragen. Landwirte profitieren davon, dass sie die selbst produzierten Energiepflanzen zu Strom und Wärme oder Biomethan veredeln und damit höhere Erlöse für ihr Produkt erzielen können. Damit bieten Biogasanlagen vielen Bauern ein sicheres Standbein, das vor allem in Zeiten niedriger oder schwankender Agrarpreise das Einkommen sichert“, sagt Claudius da Costa Gomez, Hauptgeschäftsführer des Fachverbandes Biogas.

Dass für Biogas nur Mais angebaut wird, ist ein noch immer weit verbreitetes Vorurteil. Denn fast jede Pflanze kann in Biogasanlagen vergoren werden.

Dass für Biogas nur Mais angebaut wird, ist ein noch immer weit verbreitetes Vorurteil. Denn fast jede Pflanze kann in Biogasanlagen vergoren werden. Mais hat jedoch den Vorteil, dass er so viel Biomasse erzeugt wie kaum eine andere Pflanze. Zudem hat Mais einen geringen Wasser- und Pflanzenschutzmittelbedarf – und er bildet viel Gas. Das macht ihn zu einer idealen Pflanze für Biogas-Anlagenbetreiber. Dennoch werden zunehmend auch mehrjährige Alternativen zum Mais angebaut. Ökologisch wertvoller als Mais sind beispielsweise Wildpflanzenmischungen, aber auch die Durchwachsene Silphie. Sie haben eine positive Wirkung auf Insekten, Wildtiere und die Bodengesundheit – und damit großes Potenzial, Biodiversität, Artenvielfalt und Artenschutz in der Agrarlandschaft zu fördern. „Für den Landwirt bedeutet der Anbau alternativer Energiepflanzen Mindereinnahmen im Vergleich zum Mais. Zur Förderung ökologisch wertvoller Maßnahmen ist die Politik gefordert, hier einen entsprechenden rechtlichen und finanziellen Rahmen zu schaffen und gleichzeitig den Erhalt des bestehenden Biogasparks zur Energieversorgung zu sichern. Biogas muss ein entscheidendes Puzzleteil in der Nationalen Biomassestrategie sein, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen“, fordert da Costa Gomez.

Naturschutz und Landwirtschaft auf beeindruckende Weise zusammengebracht hat das Projekt BiogasBlühfelder Rhön-Grabfeld. Es diente der Erprobung der Blühsaatgutmischung Veitshöchheimer Hanfmix. 60 Landwirte beteiligten sich daran mit über 120 Hektar landwirtschaftlicher Fläche. Die Ergebnisse der Untersuchungen übertrafen alle Erwartungen: Die Mischung ermöglicht, Biogasertrag und Biodiversität gleichzeitig auf einer Fläche zu produzieren und so produktionsintegriert zu arbeiten. Mittlerweile werden auch in anderen Regionen Deutschlands Flächen mit dem Hanfmix angelegt, der sogar ins Bayerische Kulturlandschaftsprogramm aufgenommen wurde. Das lässt für die Zukunft hoffen.

11. Sep 2024

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Wirtschaft

4 Gütesiegel in der Landwirtschaft

**AMA-Siegel – staatlich geprüft** Das AMA-Gütesiegel ist das bekannteste österreichische Gütesiegel, dessen Grundlage das österreichische AMA-Gesetz von 1992 ist. Es zeichnet konventionell erzeugte Lebensmittel aus, die nach strengen Kriterien in Bezug auf Qualität, Herkunft und Sicherheit produziert wurden. Neben nachvollziehbarer österreichischer Herkunft gehören dazu Anforderungen an die Tierhaltung, den Einsatz von Futtermitteln und die Hygiene in den Verarbeitungsbetrieben. Das ganzheitliche Qualitätssicherungsprogramm basiert auf strengen Kontrollen entlang der gesamten Produktionskette – vom Bauernhof bis zur Theke. So werden sämtliche AMA-Produkte in einem dreistufigen Kontrollprozess aus Eigenkontrolle, externer Kontrolle und stichprobenartiger Überkontrolle geprüft. Die Anforderungen an die Produkte gehen über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus, welche in den jeweiligen Richtlinien geregelt sind. Bei den Tierschutzstandards gibt es freiwillige Zusatzmodule. Vergeben wird das Gütesiegel von der Marktordnungsstelle Agrarmarkt Austria (AMA) im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags. Weiterführende Informationen unter: amainfo.at ![artem-beliaikin-8wtuWVzQbpE-unsplash.jpg](https://fra1.digitaloceanspaces.com/cwbucket/artem_beliaikin_8wtu_W_Vz_Qbp_E_unsplash_ec4014f31a.jpg) (c) Artem Beliaikin/unsplash **Bio Austria – mehr Bio geht kaum** Das Bio Austria-Gütesiegel kennzeichnet eine breite Palette von pflanzlichen und tierischen Bio-Lebensmitteln und steht für höchste Qualität, umfassende Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung. So geht das vom Anbauverband österreichischer Biobauern herausgegebene Label deutlich über die Mindestanforderungen des EU-Bio-Siegels hinaus. Der gesamte Betrieb muss biologisch bewirtschaftet werden und es gelten strengere Kriterien bei Art, Ausmaß und Zeitpunkt des Einsatzes von biologischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie für Futtermittelimporte. Hierzu gehört beispielsweise der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel, die Förderung von Biodiversität sowie der Einsatz von gentechnikfreiem Saatgut und Futtermitteln. Im Bereich der Tierhaltung legt das Siegel besonderen Wert auf artgerechte Bedingungen, wie ausreichend Platz und Bewegung sowie Zugang zu Freiland. Die Futtermittel stammen primär aus Österreich, Rinder bekommen im Vergleich zu gewöhnlichem Bio deutlich weniger Kraftfutter. Zu finden ist das Siegel hauptsächlich auf direkt vermarkteten Bio-Produkten in Hofläden, Bauernmärkten aber auch in Supermärkten. Weiterführende Informationen unter: www.bio-austria.at ![pexels-pixabay-164504.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_pixabay_164504_c2df8ec61d.jpg) (c) Pixabay/pexels **Tierwohl kontrolliert - Haken dran** Die Gütezeichen “Tierwohl kontrolliert” steht für biologische Tierhaltung, welche über die EU-Bio-Verordnung hinausgeht. Es kennzeichnet Lebensmittel bei deren Herstellung das Wohl der Tiere im Mittelpunkt steht. Dazu gehören artgerechte Haltung, wiederkäuergerechte Fütterung und der Ausschluss von qualgezüchteten Rassen. Es gibt zwei Varianten des Siegels. “Tierwohl kontrolliert 2 Häkchen“ kennzeichnet diverse Verbesserungen im Tierhaltungs-Standard des biologischen Landbaus aber erreicht noch nicht den höchsten möglichen Standard. Es werden konkrete Richtlinien für Mast- und Milchrinder sowie Mastschweine definiert. Das Siegel “Tierwohl kontrolliert 3 Häkchen“ steht für noch strengere Anforderungen und bietet den Tieren erheblich mehr Platz und noch bessere Lebens- und Schlachtbedingungen. Neben Richtlinien für Mastschweine, Mast- und Milchrinder gibt es weitere für Legehennen, Masthühner und -enten sowie Milchschafe und -ziegen. Jede Richtlinie unterliegt einer permanenten Evaluierung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie Kontrollergebnissen aus Tierhaltung, Landwirtschaft und Verarbeitung. Siegel-Herausgeber ist die Gesellschaft !Zukunft Tierwohl! Weiterführende Informationen unter: www.zukunfttierwohl.at ![daniel-leone-LXQx98FPPQ4-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/daniel_leone_LX_Qx98_FPPQ_4_unsplash_7a422f1f60.jpg) (c) Daniel Leone/unsplash **Geschützte Ursprungsbezeichnung – sicher vermarktet** Das EU-Kennzeichen "geschützte Ursprungsbezeichnung" (g.U.) garantiert, dass die Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung von Erzeugnissen in einem bestimmten geografischen Gebiet nach festgelegten Herstellungsverfahren erfolgt ist. Die Lebensmittel, Weine und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse weisen somit aufgrund ihrer Herkunft und spezieller Produktionsverfahren besondere Eigenschaften und Qualitäten auf. So dürfen beispielsweise der Tiroler Graukäse (g.U.), die Pöllauer Hirschbirne (g.U.) oder die Steirische Käferbohne (g.U.) mit dem geschützten geografischen Namen bezeichnet und vermarktet werden. Jeder Verarbeitungsschritt – also Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung – muss dabei in der jeweiligen Region erfolgen. Gebiet und Herstellungsverfahren sind in einer Produktspezifikation festgelegt. Das Siegel zielt darauf ab, traditionelle Herstellungsverfahren zu bewahren, die Produzenten vor Nachahmung zu schützen und ihnen einen Marktvorteil bei der EU-weiten Vermarktung zu verschaffen. Vergeben wird das Siegel von der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit einer nationalen Behörde. Weiterführende Informationen unter: www.svgh.at ![alexander-maasch-KaK2jp8ie8s-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/alexander_maasch_Ka_K2jp8ie8s_unsplash_59dbc11c7a.jpg) (c) Alexander Maasch/unsplash