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4. Jul 2025

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Wirtschaft

Gesunde Mitarbeitende, starke Unternehmen – mit Carsten Maschmeyer

Journalist: Silja Ahlemeyer

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Foto: Proxyclick Visitor Management System/unsplash, Thomas von Aagh

Wohin geht der Weg im Bereich New Work? Sicher ist: Es muss ein Umdenken stattfinden, weg von traditionellen Arbeitsmustern.

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Carsten Maschmeyer, Unternehmer, internationaler Start-up-Investor, Keynote-Speaker und Autor

In den letzten Jahren hat sich die Arbeitswelt radikal verändert. Digitalisierung, Fachkräftemangel, Wertewandel – das alles stellt Unternehmer vor neue Herausforderungen. Um in Zukunft erfolgreich zu führen, muss ein Umdenken in den Chefetagen stattfinden. Vor allem Flexibilität sowie die Gesundheit und Selbstbestimmung der Mitarbeitenden könnten die neuen Erfolgsfaktoren profitabler Firmen werden. Das sieht auch Carsten Maschmeyer so. „Es ist eine Illusion, zu glauben, dass unser Land vorwärts kommt, wenn wir alle weiter fünf Tage am Stück acht Stunden lang arbeiten“, sagt der Unternehmer, internationale Investor und Berater. „Kreativität und Fortschritt entspringen der Freiheit, nicht dem Hamsterrad.“

Die Mitarbeitenden von heute erwarten Freiheit und Verantwortung statt Mikromanagement; hybrides Arbeiten und Flexibilität statt Präsenzpflicht und echte Benefits statt Obstkorb.

Freiheit statt Präsenzpflicht Etliche deutsche Unternehmen sehnen sich immer noch nach der alten „Normalität“ zurück. Alle Mitarbeitenden bitte wieder zurück ins Büro. Doch Maschmeyer ist vom Gegenteil überzeugt: „Die Wiederkehr der Präsenzkultur muss dringend aufgehalten werden. Es steht zu viel auf dem Spiel.“ Sein Vorschlag: „Homeoffice sollte dort, wo es geht, zur Normalität gehören“. Diesen Weg haben viele Arbeitgebende auch schon beschritten. Bei Start-ups arbeiten teilweise 100 Prozent der Mitarbeitenden remote und merken: Das funktioniert.

Weniger Arbeitszeit? Auch die Vier-Tage-Woche ist ein Konzept, das heiß diskutiert wird. Manche sehen sie als Gefahr, weil sie denken, weniger Arbeitszeit würde zu geringerer Produktivität führen. Maschmeyer teilt diese Ansicht nicht. Er ist der Meinung: „Arbeitsleistung lässt sich ganz einfach nicht in Arbeitszeit messen. Das beweist auch die bislang größte Studie Deutschlands zur Vier-Tage-Woche der Universität Münster.“ Zwei Ergebnisse davon stellt der Unternehmer vor: „Besonders beeindruckt hat mich das Studienergebnis beim Deutschen Roten Kreuz in Sangerhausen: Die Tage mit Arbeitsunfähigkeit nahmen so stark ab, dass insgesamt sogar mehr Stunden gearbeitet wurde – trotz Vier-Tage-Woche. Und zweitens: Die Wochenarbeitszeit sank, der Umsatz und Gewinn blieben aber gleich. Das bedeutet: Produktivität wurde gesteigert.“

Der bekannte TV-Löwe und Chef der Maschmeyer Group hat für sich bereits definiert, wie ein New Work-Setting idealerweise aussieht. „Die Mitarbeitenden von heute erwarten Freiheit und Verantwortung statt Mikromanagement; hybrides Arbeiten und Flexibilität statt Präsenzpflicht und echte Benefits statt Obstkorb. Das können zum Beispiel Weiterbildungsbudgets sein“, so der Unternehmer.

Fakt ist auch: Menschen, die ausgebrannt, krank oder dauerhaft gestresst sind, können keine Spitzenleistung bringen. Deshalb müssen ganzheitliche Corporate-Health-Konzepte ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Zukunftsarbeit sein. Gesundheitsförderung sollte nicht als Bonus, sondern als Basis stattfinden. Denn die Erfahrung zeigt: Mitarbeitende, die sich sowohl physisch als auch mental wohlfühlen, haben weniger Krankheitstage, bringen mehr Leistung und strahlen das auch nach außen aus. All diese Aspekte – flexible Arbeitszeiten, Fitness-Boni und Mental Health-Angebote – müssen von der Unternehmensführung initiiert werden. Daher ist Maschmeyer überzeugt: „Es gibt keine guten Unternehmen, es gibt nur gute Unternehmer!“

Fakten:

Carsten Maschmeyer ist Unternehmer, internationaler Start-up-Investor, unter anderem in der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“, Keynote-Speaker und Autor. Er ist an über 150 Technologie-Start-ups in Europa und Nordamerika beteiligt. Maschmeyer ist mit der Schauspielerin Veronica Ferres verheiratet und lebt in München.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.