Hier sieht man ein Auto tanken

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28. Mär 2024

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Wirtschaft

Biomasse in Tank und Trog

Journalist: Kirsten Schwieger

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Foto: Jennifer Latuperisa-Andresen/unsplash

Nachhaltig zertifizierte und energieeffizient hergestellte Biokraftstoffe reduzieren CO2-Emissionen und generieren in ihrem Produktionsprozess vielseitige Koppelprodukte.

Biokraftstoffe wie Biodiesel und Bioethanol können in einem zukünftigen CO2-neutralen Verkehrssystem eine wichtige Rolle spielen, indem sie dort eingesetzt werden, wo effizientere Fahrzeugtechnologien nicht möglich sind. Aktuell werden die erneuerbaren Kraftstoffe hauptsächlich fossilen Kraftstoffen beigemengt: rund sieben, beziehungsweise seit diesem Jahr auch zehn Volumenprozent, bei den Dieselkraftstoffen (B7 und B10) sowie rund fünf bis zehn Volumenprozent bei Ottokraftstoffen (E5 und E10). Bei der Verbrennung verursachen Biokraftstoffe keine Treibhausgas (THG)-Emissionen, da das emittierte Kohlendioxid zuvor von der Biomasse gebunden wurde.

Wie nachhaltig Biokraftstoffe allerdings tatsächlich sind, hängt von verschiedenen Faktoren wie den verwendeten Rohstoffen, der Produktionsmethode und den Umweltauswirkungen während des gesamten Lebenszyklus ab. Nachwachsende Rohstoffe sind als Energieträger nur dann sinnvoll, wenn sie ökologisch und sozial verträglich angebaut werden. Effiziente Produktionsverfahren mit möglichst geringem Energie- und Wasserverbrauch und die Nutzung erneuerbarer Energiequellen wie Solarenergie oder Biomasse sind ebenfalls wichtige Nachhaltigkeitsaspekte.

Um die Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen zu gewährleisten, gibt es in der EU verschiedene Zertifizierungssysteme und Richtlinien. Seit 2010 muss hierzulande für jeden Liter Biodiesel oder Bioethanol ein Nachhaltigkeitsnachweis vorliegen. So darf beispielsweise für den Anbau der Rohstoffe kein (Regen)Wald gerodet, kein Grünland umgebrochen und kein Torfmoor trockengelegt werden. Das Regelwerk stellt zudem sicher, dass Biokraftstoffe die Treibhausgas-Emissionen signifikant senken müssen. Mit Produktionsanlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung oder grüner Energieversorgung, dem optimierten Einsatz von Düngemitteln und einem gesteigerten Anteil von Abfällen und Reststoffen im Rohstoffmix reduzieren die Hersteller von Biokraftstoffen ihre THG-Quote. Nach Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) senkten Biokraftstoffe den CO2-Ausstoß im hiesigen Straßenverkehr 2022 um 11,6 Millionen Tonnen pro Jahr. Gegenüber fossilen Kraftstoffen betrug die durchschnittliche Treibhausgaseinsparung der Biokraftstoffe 87 Prozent.

Auch die Nebenprodukte der Biokraftstoff-Produktion können bei der THG-Bilanzierung angerechnet werden. So entstehen bei der Herstellung von Biokraftstoffen vielfältige Koppelprodukte, wie Extraktionsschrot bei der Pflanzenölgewinnung oder Schlempe bei der Ethanolproduktion aus Getreide. Diese Nebenprodukte substituieren als wertvolle Proteinfuttermittel importiertes Sojaschrot. Darüber hinaus wird Glycerin aus der Weiterverarbeitung von Pflanzenöl zu Biodiesel zur Herstellung von Tabletten, Desinfektions- und Lebensmitteln verwendet. Bei der Raffinierung von Pflanzenölen im Vorwege der Biodieselproduktion entsteht zudem Lecithin, welches vielseitige Verwendung in der Futtermittel-, Kosmetik-, Pharma- und Textilindustrie findet.

Nice to know Biokraftstoffe werden aus organischen Materialien wie Pflanzen, Algen oder biologischen Abfällen und Reststoffen hergestellt. Biodiesel wird in Deutschland zum Großteil aus Rapsöl und Altspeisefetten gewonnen, während Bioethanol aus stärke- oder zuckerhaltigen Pflanzen wie Getreide oder Zuckerrüben hergestellt wird. Als Kraftstoffe der 1. Generation werden Biokraftstoffe aus Nahrungs- und Futterpflanzen