14. Dez 2020
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Wirtschaft
Journalist: Armin Fuhrer
„Die Pandemie zeigt die Bedeutung von robusten Lieferketten für den Erfolg von Unternehmen“, sagt Kay Schiebur, Vorstand Services bei der Otto Group.
Krisen wie die Corona-Pandemie decken die Schwachstellen der bestehenden Systeme auf. Und so nervenaufreibend die Krisenbewältigung auch sein mag, ist es wichtig, aus diesen Krisen zu lernen und die Systeme noch besser zu machen.
Zudem wirken übergeordnete Trends stark auf die Logistik ein. Die Themen Nachhaltigkeit und verantwortungsbewusste Geschäftspraktiken müssen in die Kernprozesse integriert werden. Und neben der Automatisierung wird die Digitalisierung immer wichtiger, also die Fähigkeit, Daten entlang der Lieferkette zu erheben und zu verarbeiten. Diese Faktoren erhöhen die Komplexität der Supply-Chain enorm und daher ist das Management von Lieferketten in der Tat wichtiger denn je.
Die Pandemie hat uns auf unterschiedlichen Ebenen vor neue Aufgaben gestellt. Zum einen bei der Versorgung von Waren, die in Asien hergestellt und in Europavertrieben werden. Da die Corona-Pandemie in China ausbrach, konnten viele Bestellungen in den dortigen Fabriken nicht rechtzeitig fertiggestellt und nach Europa transportiert werden, sodass die Bestände in den Warenlagern der Otto Group zum Teil auf kritische Niveaus gesunken sind. Die Einschränkungen in der Lieferfähigkeit betrafen auch andere asiatische Beschaffungsmärkte, da viele Materialen wie Reißverschlüsse, Knöpfe oder auch Stoffe aus China in diese Märkte importiert werden. Als die Pandemie Europa erreicht hatte, kamen Schließungen von EU-Grenzen hinzu, die den grenzüberschreitenden Warenverkehr empfindlich gestört haben. Zudem haben wir viele Hygiene-Maßnahmen umgesetzt, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Besteller möglichst gut zu schützen.
Die Corona-Pandemie hat die Bedeutung von robusten Lieferketten für den Erfolg der Otto Group in besonderem Maße verdeutlicht. Während wir die Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter*innen und die Paketempfänger relativ schnell umgesetzt werden konnten, müssen wir bei der Beschaffung eine taktische Neujustierung vornehmen. Das Schlagwort lautet: Resilienz durch eine Diversifizierung der Lieferkette. Dazu gehört, dass bei der Auswahl von Lieferanten auf eine breite geographische Verteilung der Produktionsstätten geachtet wird. Auch die tiefere Lieferkette – also die Vorlieferanten für die Produktions-betriebe – wird künftig genauer geprüft. Zudem müssen wir über die weitere Flexibilisierung von Lagerstrukturen nachdenken, um Risiken zu umgehen, die sich aus Sperrungen von Gebieten oder Quarantänemaßnahmen ergeben.
Die Globalisierung mit ihrer Arbeitsteiligkeit in den Wertschöpfungsketten wird sich nicht grundsätzlich ändern. Vier wichtige Entwicklungen umfassen die Themenfelder Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Robotik und künstliche Intelligenz. Um den immer wichtiger werdenden Bereich Nachhaltigkeit mit konkreten Beispielen zu beschreiben: Hier geht es um emissionsarme Gebäude, effiziente Förder- und Kommissioniertechnik genauso wie lokal emissionsfreie E-Fahrzeuge oder auch innovative Verpackungslösungen.