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30. Apr 2025

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Gesellschaft

Plug & Pray: Wenn Laden zum Abenteuer wird

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Jesse Donoghoe/unsplash

Elektromobilität nimmt zu. Doch was für die Busse in Hamburg ein Kinderspiel ist – das Laden – kann private Fahrerinnen und Fahrer anfangs ziemlich verunsichern. Vorbereitung kann dabei helfen, diese neuen Abläufe zu verstehen.

Hamburg zeigt, wie es gehen kann: Bereits im Jahr 2024 war in der Hansestadt fast jeder vierte Bus des öffentlichen Nahverkehrs (HVV) elektrisch unterwegs, ganz ohne Abgase und nahezu geräuschlos. Damit setzt Hamburg Maßstäbe, denn im bundesweiten Vergleich liegt der Anteil elektrisch betriebener Busse gerade einmal bei zehn Prozent. Für viele andere Städte könnte Hamburgs Modell daher als Vorbild dienen. Auch bei den Pkw tut sich einiges, allerdings mit gemischten Signalen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) meldete für 2024 rund 380.000 Neuzulassungen rein batteriebetriebener Fahrzeuge. Das sind etwa 144.000 weniger als im Vorjahr – ein deutlicher Rückgang, der vor allem auf den Wegfall der staatlichen Kaufprämie Ende 2023 zurückzuführen ist. Dennoch: Knapp 400.000 neue E-Autos sind beachtlich, und es ist zu erwarten, dass die Zulassungszahlen in den kommenden Jahren wieder deutlich steigen.

Die Vorteile eines E-Fahrzeugs liegen auf der Hand und ähneln jenen der elektrischen Busflotten: E-Autos machen unabhängiger von fossilen Brennstoffen, erzeugen beim Fahren keine CO₂-Emissionen, sind deutlich leiser und meist wartungsärmer als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor. Gerade in lärmgeplagten Städten ist das ein echter Pluspunkt.

Anders als Tankstellen sind Ladepunkte häufig dezentral verteilt und stehen am Rande von Parkflächen an Supermärkten, in Parkhäusern, auf Firmengeländen oder in Wohngebieten.

Doch während die 240 E-Busse der Hochbahn AG jede Nacht zuverlässig auf den firmeneigenen Busbetriebshöfen geladen werden, ist das Thema Laden für Privatnutzer oft mit Stress verbunden, zumindest anfangs. Tanken war über Jahrzehnte hinweg ein relativ unveränderter, eingespielter Prozess, den man bereits in der Fahrschule gelernt hat. Das Laden von E-Autos hingegen erfordert Einarbeitung in eine völlig neue, oft unübersichtliche Infrastruktur.

Eine zentrale Frage vieler Neulinge lautet: Wo kann ich mein E-Auto eigentlich laden? Anders als Tankstellen sind Ladepunkte häufig dezentral verteilt und stehen am Rande von Parkflächen an Supermärkten, in Parkhäusern, auf Firmengeländen oder in Wohngebieten. Wer keine eigene Wallbox zu Hause hat, muss daher seine Fahrten gut planen.

Hinzu kommt die Unsicherheit beim Ladevorgang selbst: Wie funktioniert das Laden an öffentlichen Stationen? Brauche ich eine App, eine RFID-Karte oder reicht eine Kreditkarte? Welche Anbieter gibt es, wie sehen die Tarife aus, und wie hoch sind die Kosten pro Kilowattstunde? Die Vielzahl an Systemen und Abrechnungsmodellen kann schnell überfordern.

Zunächst muss eine passende, mit dem eigenen Fahrzeug kompatible Ladesäule gefunden werden, idealerweise mit akzeptabler Ladegeschwindigkeit.

Viele Einsteiger erleben beim ersten öffentlichen Laden eine Ernüchterung: Einfach einstecken und losladen funktioniert leider nicht immer. Zunächst muss eine passende, mit dem eigenen Fahrzeug kompatible Ladesäule gefunden werden, idealerweise mit akzeptabler Ladegeschwindigkeit. Dann folgt die Authentifizierung per App, Karte oder Kreditkarte. Und selbst wenn alles richtig eingerichtet ist, kann es zu technischen Problemen kommen, etwa wenn die Verbindung zur Säule abbricht, das Auto nicht erkannt wird oder der Ladevorgang mitten im Prozess abbricht. Oft ist unklar, ob das Problem beim Auto, beim Kabel oder an der Station liegt. Besonders unter Zeitdruck können solche Situationen frustrierend sein.

Wer sich für ein E-Auto entscheidet, sollte sich vorab gut informieren. Es lohnt sich, Erklärvideos anzusehen oder Erfahrungsberichte zu lesen. Denn: Hat man den Dreh einmal raus, wird das Laden zur Routine – und das elektrische Fahren zum echten Genuss.

27. Jun 2025

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Gesellschaft

Wahlfach Informatik: Zu wenig für Europas digitale Souveränität – mit Christine Regitz

![ChristineRegitz_c_MikeAuerbach_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christine_Regitz_c_Mike_Auerbach_online_d5622666e2.jpg) ```Christine Regitz ist Präsidentin der Gesellschaft für Informatik e. V. (GI)``` Inmitten einer Zeitenwende, in der wirtschaftliche Stärke zunehmend durch digitale Kompetenz definiert wird, ist informatische Bildung ein entscheidender Hebel für Souveränität und Wirtschaftswachstum. Deutschland braucht nicht nur mehr IT-Fachkräfte – es braucht insgesamt eine digital gebildete Gesellschaft. Denn ohne breite informatische Grundbildung wird die digitale Transformation zur Abhängigkeit statt zur Chance. Informatikkompetenz ist kein Nice-to-have mehr, sondern Grundlage für wirtschaftliche Resilienz. Sie entscheidet darüber, ob wir technologische Entwicklungen mitgestalten oder ihnen hinterherlaufen. Das gilt auch für den Bereich der Künstlichen Intelligenz. Wer KI nur konsumiert, bleibt abhängig – von den Infrastrukturen, Werten und wirtschaftlichen Interessen anderer. Wenn Europa bei der Entwicklung eigener KI-Systeme den Anschluss verliert, verlieren wir mehr als nur Marktanteile: Wir verlieren unsere digitale Selbstbestimmung. Fachkräftesicherung beginnt nicht erst an der Hochschule, sondern bereits in der Grundschule. Informatik muss flächendeckend als Pflichtfach und praxisnah unterrichtet werden – nicht nur, um Lücken am Arbeitsmarkt zu schließen, sondern um die nächste Generation zum aktiven Gestalten zu befähigen. Nur so entsteht ein Arbeitsmarkt, der auf Augenhöhe mit der Technologie agiert. >Wenn Europa bei der Entwicklung eigener KI-Systeme den Anschluss verliert, verlieren wir mehr als nur Marktanteile: Wir verlieren unsere digitale Selbstbestimmung. Deshalb hat die Gesellschaft für Informatik e. V. die Allianz für informatische Bildung ins Leben gerufen. Unser Ziel: den Informatikunterricht flächendeckend stärken, auch schon im Primarbereich. Denn wer heute nicht in digitale Bildung investiert, riskiert morgen, dass Innovation, Wertschöpfung und technologische Kontrolle dauerhaft in Übersee stattfinden. Europa braucht eigene Modelle, eigene Infrastrukturen und vor allem: eigene Menschen, die sie bauen können.