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16. Apr 2025

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Wirtschaft

„Olympia kann E-Sports neue Fans zuführen“ – mit Jan Dominicus

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Alex Haney/unsplash, Presse

2027 sollen in Saudi-Arabien erstmals Olympische Spiele für Gamer mit Nationalteams stattfinden – allerdings ohne die beliebten Shooter-Games.

Das IOC hat im Februar nach jahrelangen Diskussionen beschlossen, dass E-Sport olympisch werden soll. Diese Initiative kann dazu geeignet sein, E-Sports noch mehr in die Mitte der Gesellschaft zu rücken, als es bislang der Fall ist. Gerade in Deutschland, wo sich die Politik viele Jahre damit schwergetan habe, einen festen Platz für E-Sports zu finden, sei es wichtig, dass das Gaming noch mehr Gewicht bekomme und Gehör finde, meint Jan Dominicus, Chief Business Development Officer bei mousesports.

Jan Dominicus_online.jpg Jan Dominicus, Chief Business Development Officer bei mousesports

Herr Dominicus, finden Sie es spannend, dass bei Olympia anders als bei anderen Wettbewerben Nationalmannschaften antreten?

Ja, das ist etwas, das wir bisher nicht kennen. Unser Team von mousesports zum Beispiel ist sehr international: Wir haben zwei israelische Spieler und je einen aus Schweden, Finnland und Ungarn. Und einen dänischen Trainer. Ich glaube, die Tatsache, dass die teilnehmenden Länder Nationalmannschaften bilden werden, kann E-Sports neue Fans zuführen.

Die ersten zwölf Jahre wurde Saudi-Arabien als Austragungsort festgelegt. Können Sie mit dieser Entscheidung leben?

Saudi-Arabien ist in den vergangenen Jahren ein wichtiger Standort geworden. Hier findet seit dem vergangenen Jahr auch im August der E-Sports World Cup statt, bei dem die 24 populärsten Games auf dem Programm stehen. Die Regierung hat sich in besonderer Weise für E-Sports engagiert.

Bei Saudi-Arabien denkt man auch an Stichwort Demokratie und Menschenrechte. Ist die Lage im Land ein Problem?

Als deutsches Unternehmen, das die Werte einer freien Gesellschaft vertritt, machen wir uns natürlich Gedanken über diesen Aspekt. Aber ich bin der Meinung, dass es besser ist, im Austausch mit dem Land unsere Werte zu vertreten, als sich zu verweigern und nicht hinzufahren.

Noch sind die Regularien der Olympischen Spiele 2027 nicht festgelegt, aber das IOC hat beschlossen, dass Shooter-Games nicht zu seinen Werten passen und daher nicht zugelassen werden. Sehen Sie darin ein Problem?

Gerade in Deutschland kennen wir diese Vorurteile gegen Shooter-Games. In Dänemark zum Beispiel, wo mousesports mit einer Schule zusammenarbeitet, gibt es das gar nicht. Aber auch hierzulande entspannt sich seit einigen Jahren die Diskussion. Das lässt mich hoffen, dass auch das IOC im Laufe der Zeit zu der Erkenntnis kommt, dass Shooter-Games harmlos sind und zugelassen werden dürfen. Wenn das Schritt für Schritt passiert, habe ich keine Probleme damit.

Aber ich bin der Meinung, dass es besser ist, im Austausch mit dem Land unsere Werte zu vertreten, als sich zu verweigern und nicht hinzufahren.

Gamer müssen für die Wettbewerbe viel trainieren. In welcher Weise kann KI hier unterstützen?

Da tut sich einiges. Unser Spielfeld ist ohnehin digital und zudem hat sich in den vergangenen Jahren das Training sehr professionalisiert. Inzwischen haben gute Mannschaften einen Mitarbeitendenstab, der sich mit der Frage beschäftigt, wie sich das Team optimal auf den nächsten Gegner vorbereiten kann. Da bietet KI neue Chancen. Wichtig ist aber, dass alle immer die gleichen Möglichkeiten haben und nicht die bessere Technik entscheidet.

Kann KI auch ein Mittel gegen Cheat-Bots, also gegen Schummelei, sein?

An dieser Stelle ist KI tatsächlich eine große Chance. Vor allem im Bereich unterhalb der absoluten Top-Teams ist manchmal nicht klar, ob ein Gamer wirklich plötzlich sehr gut spielt oder ob er in Wahrheit schlicht schummelt. Da ist KI sehr willkommen, um einen möglichen Betrug zu verhindern.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.

30. Jun 2025

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Wirtschaft

Krise als Chance: Wie KI und strategisches Supply Chain Management Europas Rolle stärken können – Ein Beitrag von Dr. Lars Kleeberg, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)

Globale Lieferketten stehen unter massivem Druck. Handelskonflikte, Protektionismus und geopolitische Krisen haben die Weltwirtschaft grundlegend verändert – mit direkten Auswirkungen auf Produktion, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Seit Trumps Zoll-Eskalationen ist klar: Lieferketten sind keine stille Infrastruktur im Hintergrund mehr – sie sind kritische Erfolgsfaktoren für Unternehmen und Volkswirtschaften. Just-in-time ist out, just-in-case-Konzepte sind jetzt notwendig. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland und Europa ihre Abhängigkeiten hinterfragen und ihre Versorgungssicherheit neu denken. Politik und Wirtschaft sind gleichermaßen gefordert, die Schlüsselrolle von Einkauf, Logistik und Supply Chain Management strategisch anzuerkennen und aktiv zu stärken. Gerade Deutschland als Exportnation ist in besonderem Maße auf stabile, resiliente Lieferketten angewiesen. Steigende regulatorische Anforderungen wie CSRD, CSDDD, EUDR oder REACH verschärfen den Druck auf die Unternehmen zusätzlich: Einkauf, Supply Chain Management und Logistik müssen heute ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele gleichzeitig erfüllen – ein Spagat, der die Komplexität erheblich erhöht und insbesondere den Mittelstand herausfordert. In diesem Spannungsfeld wächst die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz. Mithilfe von KI können Supply Chain-Manager Transparenz entlang globaler Lieferketten herstellen, Risiken frühzeitig erkennen, Compliance-Anforderungen effizienter erfüllen und Prozesse automatisieren. Doch trotz des enormen Potenzials sind KI- Anwendungen heute oft noch Pilotprojekte – gehemmt durch mangelnde Integration, rechtliche Unsicherheiten und zögerliche Entscheidungen in der Unternehmensführung. Es braucht deshalb eine klare Haltung in den Vorstandsetagen: Der strategische Einsatz von KI muss Chefsache werden. Nur, wer Technologie gezielt integriert und daraus neue Fähigkeiten entwickelt, sichert sich langfristige Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig müssen die politischen Entscheidungsträger in Berlin und Brüssel an einem Strang ziehen. Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben. Die neue Bundesregierung muss zügig die wirtschaftliche Resilienz unserer Unternehmen durch ein neues Außenwirtschaftsgesetz stärken und die versprochene Expertenkommission zur Risikoanalyse globaler Abhängigkeiten einsetzen. Europa kann gestärkt aus dieser Krise hervorgehen, wenn es gelingt, strategische Rohstoffe zu sichern, Handelsbeziehungen auf Augenhöhe auszubauen und ein level playing field – insbesondere im Verhältnis zu China – durchzusetzen. Ein strategischer Wandel ist unumgänglich. Insbesondere für Deutschland und Europa gilt: Versorgungssicherheit, Innovationsfähigkeit und wirtschaftliche Souveränität sind untrennbar mit robusten Lieferketten verbunden. Supply Chain Management, Einkauf und Logistik sind längst keine operativen Randfunktionen mehr – sie sind zentrale Erfolgsfaktoren in einer zunehmend fragmentierten Weltwirtschaft. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit Europas entscheidet sich nicht in der nächsten Krise – sie entscheidet sich jetzt. >Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben.