Diesen Artikel teilen:

16. Apr 2025

|

Wirtschaft

Gaming als Karrierechance und Recruiting-Tool

Journalist: Nadine Wagner

|

Foto: Ella Don/unsplash

Die deutsche Games-Branche wächst weiter – wenn auch langsamer. Während die Zahl der Games-Studios 2022 noch um satte 15 Prozent zulegte (von 786 auf 908), waren es im letzten Jahr nur noch rund vier Prozent. Auch die Zahl der Beschäftigten stieg mit 3,5 Prozent deutlich langsamer als zuvor (sieben Prozent). Trotzdem bleibt der Trend positiv: Die Anzahl der Mitarbeitenden in Entwicklungsstudios und bei Publishern knackte in den vergangenen zwölf Monaten die 12.000er-Marke. Darüber hinaus sind in Deutschland schätzungsweise weitere 20.000 Menschen beruflich mit Games beschäftigt – sei es in Bildungseinrichtungen, Medien, im öffentlichen Sektor oder im Handel. Insgesamt sichert die Branche somit über 30.000 Arbeitsplätze in Deutschland.

Die besten Chancen auf qualifiziertes Personal ergeben sich dort, wo Gaming-Enthusiasten unterwegs sind. „Viele Mitarbeitende in der Branche waren oft selbst leidenschaftliche Gamer, bevor sie sich für eine berufliche Laufbahn im Bereich Games entschieden. Daher setzen Unternehmen verstärkt auf Recruiting-Strategien bei Gaming-Events wie der gamescom, aber auch in Schulen, Universitäten und Online-Plattformen“, erklärt Felix Falk vom Branchenverband game. Dass diese Strategie funktioniert, zeigen aktuelle Zahlen: Laut Statista spielen 72 Prozent der Jugendlichen in Deutschland täglich – für viele aus der Generation Z gehören Gaming und E-Sport zum Alltag. Unternehmen, die diese Kanäle für ihre Recruitingmaßnahmen nutzen, präsentieren sich nicht nur als digital und zeitgemäß, sondern steigern gleichzeitig ihre Markenbekanntheit.

Unternehmen, die diese Kanäle für ihre Recruitingmaßnahmen nutzen, präsentieren sich nicht nur als digital und zeitgemäß, sondern steigern gleichzeitig ihre Markenbekanntheit.

Die Idee, Employer Branding mit Gaming zu verbinden, gewann während der Coronapandemie an Bedeutung. Da persönliche Veranstaltungen nicht möglich waren, setzten Unternehmen verstärkt auf Videospiele, um Mitarbeitende virtuell zusammenzubringen. Angesichts der Tatsache, dass mittlerweile jeder zweite Deutsche regelmäßig spielt (das Durchschnittsalter liegt bei 36,4 Jahren), war dieser Ansatz naheliegend. Neben dem Teambuilding zeigte sich schnell ein weiterer Vorteil: Gaming im Recruiting-Prozess einzusetzen. Denn beim Zocken sind viele der Fähigkeiten gefragt, die auch im Berufsleben eine wichtige Rolle spielen.

So bringen Gamer und E-Sportler eine hohe Technikaffinität mit. Gleichzeitig stehen sie für gesellschaftliche Werte wie Gemeinschaftssinn, Inklusion und ein Denken ohne Grenzen oder Schubladen. Unternehmen, die auf E-Sport setzen, können ihre Belegschaft zudem gezielt weiterentwickeln, indem sie spielerisch bestimmte Fertigkeiten fördern und verstärken. Doch nicht nur als Recruiting-Plattform gewinnt Gaming an Bedeutung – auch die Branche selbst bietet vielversprechende Karrieremöglichkeiten. Neben technischen Berufen wie Spiele-Programmierung gibt es kreative Felder oder kaufmännische Tätigkeiten im Games-Projektmanagement. Das Angebot wächst – sowohl an privaten als auch an staatlichen Hochschulen –, wodurch diverse Bildungswege in die Branche führen. Auch Quereinsteigende haben gute Chancen, sich in der Welt der Games eine Karriere aufzubauen.

Die deutsche Games-Branche bleibt also nicht nur ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, sondern entwickelt sich zunehmend auch zu einem Motor für modernes Recruiting und Employer Branding – mit Gaming als Brücke zwischen Talenten und Unternehmen.

4. Jul 2025

|

Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.

30. Jun 2025

|

Wirtschaft

Krise als Chance: Wie KI und strategisches Supply Chain Management Europas Rolle stärken können – Ein Beitrag von Dr. Lars Kleeberg, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)

Globale Lieferketten stehen unter massivem Druck. Handelskonflikte, Protektionismus und geopolitische Krisen haben die Weltwirtschaft grundlegend verändert – mit direkten Auswirkungen auf Produktion, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Seit Trumps Zoll-Eskalationen ist klar: Lieferketten sind keine stille Infrastruktur im Hintergrund mehr – sie sind kritische Erfolgsfaktoren für Unternehmen und Volkswirtschaften. Just-in-time ist out, just-in-case-Konzepte sind jetzt notwendig. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland und Europa ihre Abhängigkeiten hinterfragen und ihre Versorgungssicherheit neu denken. Politik und Wirtschaft sind gleichermaßen gefordert, die Schlüsselrolle von Einkauf, Logistik und Supply Chain Management strategisch anzuerkennen und aktiv zu stärken. Gerade Deutschland als Exportnation ist in besonderem Maße auf stabile, resiliente Lieferketten angewiesen. Steigende regulatorische Anforderungen wie CSRD, CSDDD, EUDR oder REACH verschärfen den Druck auf die Unternehmen zusätzlich: Einkauf, Supply Chain Management und Logistik müssen heute ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele gleichzeitig erfüllen – ein Spagat, der die Komplexität erheblich erhöht und insbesondere den Mittelstand herausfordert. In diesem Spannungsfeld wächst die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz. Mithilfe von KI können Supply Chain-Manager Transparenz entlang globaler Lieferketten herstellen, Risiken frühzeitig erkennen, Compliance-Anforderungen effizienter erfüllen und Prozesse automatisieren. Doch trotz des enormen Potenzials sind KI- Anwendungen heute oft noch Pilotprojekte – gehemmt durch mangelnde Integration, rechtliche Unsicherheiten und zögerliche Entscheidungen in der Unternehmensführung. Es braucht deshalb eine klare Haltung in den Vorstandsetagen: Der strategische Einsatz von KI muss Chefsache werden. Nur, wer Technologie gezielt integriert und daraus neue Fähigkeiten entwickelt, sichert sich langfristige Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig müssen die politischen Entscheidungsträger in Berlin und Brüssel an einem Strang ziehen. Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben. Die neue Bundesregierung muss zügig die wirtschaftliche Resilienz unserer Unternehmen durch ein neues Außenwirtschaftsgesetz stärken und die versprochene Expertenkommission zur Risikoanalyse globaler Abhängigkeiten einsetzen. Europa kann gestärkt aus dieser Krise hervorgehen, wenn es gelingt, strategische Rohstoffe zu sichern, Handelsbeziehungen auf Augenhöhe auszubauen und ein level playing field – insbesondere im Verhältnis zu China – durchzusetzen. Ein strategischer Wandel ist unumgänglich. Insbesondere für Deutschland und Europa gilt: Versorgungssicherheit, Innovationsfähigkeit und wirtschaftliche Souveränität sind untrennbar mit robusten Lieferketten verbunden. Supply Chain Management, Einkauf und Logistik sind längst keine operativen Randfunktionen mehr – sie sind zentrale Erfolgsfaktoren in einer zunehmend fragmentierten Weltwirtschaft. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit Europas entscheidet sich nicht in der nächsten Krise – sie entscheidet sich jetzt. >Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben.