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4. Jun 2024

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Lifestyle

Couture aus Deadstock

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: Presse

Lea Theres Lahr-Thiele erschafft hinreißende Haute Couture aus edlen Materialien, die üblicherweise weggeworfen werden.

Die schmalen, bodenlangen schneeweißen Lasercut-Streifen spielen anmutig mit Licht und Schatten und verwandeln sich bei Bewegung beinahe in einen fröhlich herabfallenden Wasserfall. Ein echtes Couture-Piece, das aus der prämierten Abschlusskollektion der Designerin und Textilkünstlerin Lea Theres Lahr-Thiele stammt. In ihren beiden Kollektionen „Gold“ und „Potential of Two“ treffen skulpturale Lasercut-Stücke auf zarten Jersey, umschmeicheln riesige Tüllwolken Hals und Hüfte, wippen Fransen Charleston-like, kommunizieren transparente Hosen mit strengen Oberteilen, glitzert und funkelt es dazwischen aristokratisch. Optisch streng in schwarz und weiß gehalten, löst Lea Theres Lahr-Thiele bekannte Formen und Zuordnungen auf, spielt mit Geschlechterstereotypen genauso wie mit Bekleidungskategorien. Die Modedesignerin und Textilkünstlerin erschafft hinreißend elegante, avantgardistische und skulpturale Entwürfe, die sie unlängst in der Hamburger Fabrik der Künste als Gesamtkunstwerk präsentierte.

Das Besondere daran: Für ihre Couture hat sie keinen einzigen Meter Stoff produzieren lassen, keinerlei Knöpfe, Bänder, Applikationen oder Sonstiges auf Messen oder bei Produzenten geordert. Ihre „Zero Waste“-Kollektionen bestehen aus sogenannten Deadstock-Materialien, Stoffen, die von großen Häusern in Auftrag gegeben, aber nie verwendet wurden, Stoffresten berühmter Couturiers, die nach dem Zuschnitt entsorgt worden wären, Textilien aus Überproduktionen und Insolvenzen. „Was mich besonders reizt, ist der Moment, in dem ich Materialien, die nicht mehr im Prozess sind, die aussortiert sind, die nicht mehr für das textile System vorgesehen sind, durch meine speziellen Techniken, handwerklichen wie auch mit meinen hoch innovativen Verfahren, wieder auf ein Kulturniveau hebe“, sagt Lea Theres Lahr-Thiele. „Damit begeistere ich auf der einen Seite die High End Luxury Kunden, die sich total über die nachhaltige Story hinter ihren Teilen freuen, und auf der anderen Seite freuen sich diejenigen aus dem nachhaltigen Lager, endlich mal was Glamouröses zu sehen.“

Der Entwicklungsprozess der Entwürfe von Lea Theres Lahr-Thiele unterscheidet sich fundamental von dem der Modeindustrie, denn hier stehen nicht die vier, zwölf oder 50 jährlichen Kollektionen im Fokus, die sich möglichst schnell und gut verkaufen lassen, sondern die Materialien mit ihrer Geschichte – ein sehr achtsamer Prozess, der in eine sehr ressourcenschonende, ganz eigene Designmethode mündet, die mit viel Forschen und Experimentieren einhergeht. „Das beste Beispiel ist diese Blütenweste, die aus 7.000 Blüten besteht. Wenn du 7.000 Blüten haben willst, produzierst du entsprechend viele Meter Stoff und der Rest wird üblicherweise weggeschmissen. All diese Ressourcen werden nirgends erfasst. Meine Blüten bestehen aus Resten.“

Während es beim Upcycling darum geht, ein Textil bestimmten Techniken zu unterziehen und daraus ein neues Textil zu produzieren, geht es beim Recyceln tiefer in den Zersetzungsprozess. Hier werden gegebenenfalls verschiedene Fasergruppen wie Baumwolle und Polyester getrennt. Doch das funktioniert oft noch nicht. Beim Re-Design dagegen wird meist umfunktionalisiert.

Lea Theres' auffällige Couture-Modelle kann man auf ihrer Webseite bestellen. „Gleichzeitig biete ich mein Wissen zur Ressourceneinsparung auch der Industrie als Beratungsleistung an“.

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wo demenzkranke Menschen mit allen Sinnen gefordert sind – mit Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist

![Esther_Daenschel_xl online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Esther_Daenschel_xl_online_7618aeaf4e.jpg) ``` Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist ``` **Was ist ein Sinnesgarten?** Ein Therapie- und Sinnesgarten ist ein gestalteter Raum, der alle Sinne anspricht und Menschen mit Demenz positive Erlebnisse ermöglicht. Besonders wichtig sind die Barrierefreiheit und die klare Aufteilung in verschiedene Gartenbereiche, die die Orientierung erleichtern und unterschiedliche Bedürfnisse – von Aktivierung bis Entspannung – ansprechen. Jeder Therapiegarten ist individuell und sollte immer an die Gegebenheiten vor Ort, das Klientel und die Menschen, die ihn mit Leben füllen, angepasst werden. **Welche Bedeutung haben solche Gärten für demenzkranke Menschen?** Für Menschen mit Demenz hat ein Therapie- und Sinnesgarten große therapeutische Bedeutung. Er wirkt anregend, vermittelt Geborgenheit, kann Erinnerungen wecken und den Erhalt von Alltagskompetenzen unterstützen. Sinnesgärten stärken Selbstwirksamkeit, Teilhabe und Lebensqualität und bieten Raum für Begegnung und sinnvolle Beschäftigung. Sie fördern soziale Kontakte, bieten Abwechslung und schaffen kleine Inseln der Ruhe, Begegnung und Aktivität. **Welche Aktivitäten sind dort möglich?** In unserem Therapie- und Sinnesgarten im Hinsbleek 9 können vielfältige Angebote stattfinden, die sich an den individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Bewohner:innen orientieren. Neben der Sinnesanregung durch Riechen, Tasten und Schmecken von Kräutern, Gemüse und Obst können die Besucher:innen unter der Pergola oder auf der Klönschnackbank gemeinsam sitzen und plaudern. Bewegungseinheiten wie Spaziergänge und Naturbeobachtungen fördern die Mobilität und Wahrnehmung. Darüber hinaus bietet unser Sinnesgarten barrierefreie Hochbeete, die unterfahrbar oder in Stehhöhe zum Gärtnern einladen.

17. Jun 2025

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Lifestyle

DIY als Philosophie – mit Jonas Winkler

![JonasWinkler Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Jonas_Winkler_Online_8c75c7f697.jpg) ``` Jonas Winkler, Tischlermeister & Content Creator ``` Selbstgemacht statt gekauft: „Do it Yourself“ ist eine Einladung für jeden, das eigene Zuhause ganz persönlich und mit Herzblut zu gestalten. Ob Möbel, Deko oder kleine Reparaturen: Jedes selbstgemachte Stück, jede Upcycling-Kommode erzählt seine eigene Geschichte und macht die eigenen vier Wände noch gemütlicher. Dabei geht es um Spaß am Handwerk, die Freiheit, Materialien und Techniken nach Lust und Laune auszuprobieren – und auch darum, aus Fehlern zu lernen. Genau das lebt Jonas Winkler, Tischlermeister und Produktdesigner auf seinen Social Media-Kanälen vor. Mit seinen inspirierenden Ideen und detaillierten DIY-Tutorials motiviert er Heimwerkende und alle, die es noch werden wollen. Darf es ein ergonomischer Gaming-Tisch sein oder ein paar Kniffe, wie man ein krummes Holzbrett wieder gerade bekommt? Egal, ob großes oder kleines Projekt: „Mit etwas Selbstgemachten entsteht nicht nur ein Objekt, sondern eine emotionale Verbindung zwischen Mensch, Material und dem Stolz, etwas Bleibendes geschaffen zu haben.“ Dabei dürfen auch Fehler passieren. „Ich mache selbst nicht alles richtig, wie man in meinen Videos sieht“, sagt Jonas Winkler lachend, „das Spannende ist doch das Knobeln: Wie kriegen wir den Karren jetzt aus dem Dreck? Probleme offen zeigen und Lösungen finden, darum geht es. Aufgeben ist keine Option.“ Natürlich muss man einige Dinge nicht selbst erleben, um zu wissen, dass sie auch gefährlich sein können, betont Jonas Winkler: „Gerade Laien müssen Sicherheit priorisieren. Bei Billigwerkzeug etwa ist das Unfallpotenzial enorm. Wie schnell ein günstiger Akku überhitzt oder ein Schraubenschlüssel bricht – das demonstrieren wir in meiner Werkstatt als sicheren Raum, um Risiken zu minimieren.“ Sein eigener Weg begann mit dem Studium des Produktdesigns. Die Neugier, wie Entwürfe Realität werden, führte ihn zu ersten eigene DIY-Projekten und schließlich dazu, auch den Handwerksmeister zu absolvieren. Gerade heute, wo so vieles fremdbestimmt ist und durch Technologien immer schwerer greifbar wird, bietet das Handwerk eine besondere Möglichkeit, selbst aktiv Einfluss auf das Ergebnis zu nehmen. „Der Gedanke, etwas selbst zu designen, zu erschaffen und damit einem Möbelstück eine Geschichte zu geben, ist unersetzlich“, erklärt er. Und was braucht es seiner Meinung nach, damit das Holzhandwerk auch als Ausbildungsbetrieb attraktiv und zeitgemäß bleibt? „Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen. Das Wichtigste aber ist, das es Spaß macht.“ Also nichts wie los: Neugierig sein, ins Tun kommen und sich ein Traum-Zuhause schaffen, das genauso einzigartig ist, wie man selbst. Das nächste DIY-Projekt wartet vielleicht schon am nächsten Straßenrand. >Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen.