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15. Nov 2024

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Lifestyle

„Das Handwerk steht immer über der Technologie“ - mit Benjamin Chmura

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Jay Wennington/unsplash, Kathrin Koschitzky

Der Münchener Gourmettempel „Tantris Maison Culinaire“ ist seit über 50 Jahren eine Institution. Wie Sternekoch Benjamin Chmura das Restaurant in die Zukunft führen möchte und worauf es in der Küche ankommt, verrät der Deutsch-Kanadier im Interview.

Benjamin_Chmura_Restaurant_Tantris_KathrinKoschitzki10_online.jpg Benjamin Chmura, kanadischer Spitzenkoch & Küchenchef des Münchner Gourmetrestaurants Tantris

Wie verbinden Sie als Küchenchef des „Tantris“ die traditionsreiche Geschichte des Restaurants mit modernen kulinarischen Trends und Techniken?

Die Grundidee war es, drei verschiedene Outlets zu schaffen, um die Geschichte des „Tantris“ in die heutige Zeit zu transformieren, ohne jedoch die Wurzeln zu vergessen. Aus einem Restaurant haben wir so zwei gastronomische Bereiche plus Bar entwickelt. Für alle drei Outlets bin ich seit Sommer 2023 als Executive Chef zuständig. Neben dem „Tantris Restaurant“ haben wir das À-la-carte-Restaurant „Tantris DNA“ eröffnet. Das Barkonzept rundet unser Gesamtkonzept ab, und bietet eine neue Art der ungezwungenen Gastfreundschaft, die auch jüngeres Publikum für die Spitzengastronomie gewinnt. Dazu zählen auch Angebote, wie das Business Menu im Tantris DNA oder das Menu Jeune U35. Wir wollen zeigen, dass gutes Essen und Handwerk für alle zugänglich sind.

Welche Rolle spielen lokale und saisonale Zutaten im „Tantris“?

Lokale und saisonale Zutaten sind für mich das Wichtigste in der Küche, keine Modeerscheinung, sondern eine langjährige Praxis. Das gilt auch für vegetarische Menüs. Es geht um direkte Beziehungen zu den Produzenten und um die Qualität der Produkte. Wir arbeiten direkt mit jedem Lieferanten zusammen, besuchen sie regelmäßig und stellen sicher, dass ihre Produkte qualitativ unserem hohen Anspruch entsprechen. Saisonal zu arbeiten ist unerlässlich, um den besten Geschmack der Produkte zu garantieren. Das war schon immer ein Kernprinzip in meiner Kochkarriere und bleibt es auch weiterhin. Es ist bedauerlich, dass dies oft als Trend betrachtet wird, anstatt als grundlegendes Element jeder Küche, das den besten Geschmack garantiert.

Erhalten Sie auch Anregungen von Kunden für die Entwicklung neuer Rezepte?

Kundenfeedback ist ein entscheidender Faktor für uns. Deshalb schätzen wir die Meinung unserer Stammgäste besonders. Wenn wir neue Gerichte entwickeln, testen wir sie zunächst in der Küche und holen dann Meinungen von Mitarbeitenden, aber auch von Stammgästen ein. Nur konstruktive Kritik hilft, uns ständig zu verbessern. Die Entwicklung eines neuen Gerichts kann dabei unterschiedlich lange dauern, von einigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen oder sogar Monaten. Es hängt von der Saison, den verfügbaren Zutaten und dem Feedback des Teams ab.

Wie wichtig sind für Sie technologische Innovationen in Ihrer Küche?

In der Spitzengastronomie gibt es natürlich technologische Innovationen, die die Küche verändert haben – aber ich bevorzuge traditionelle Handwerkskunst. Wir nutzen moderne Technologien sparsam und achten darauf, das traditionelle Handwerk nicht zu verlieren. Das Herzstück unserer Küche bleibt die Verwendung von Gas und Kupfer, auf dem Molteni Herd, um das Kochen auf höchstem Niveau zu gewährleisten. Zu viel Technik nimmt das Können des Kochens weg. Es ist wichtig, dass Köche das Kochen von Grund auf lernen und nicht nur auf Technologie setzen. Immerhin steht ein Mensch hinter dem Herd – und keine Maschine. Nur so stärken wir das Tantris als führende Institution für Sterneküche in Deutschland und rücken es gleichzeitig international in den Fokus.

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wo demenzkranke Menschen mit allen Sinnen gefordert sind – mit Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist

![Esther_Daenschel_xl online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Esther_Daenschel_xl_online_7618aeaf4e.jpg) ``` Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist ``` **Was ist ein Sinnesgarten?** Ein Therapie- und Sinnesgarten ist ein gestalteter Raum, der alle Sinne anspricht und Menschen mit Demenz positive Erlebnisse ermöglicht. Besonders wichtig sind die Barrierefreiheit und die klare Aufteilung in verschiedene Gartenbereiche, die die Orientierung erleichtern und unterschiedliche Bedürfnisse – von Aktivierung bis Entspannung – ansprechen. Jeder Therapiegarten ist individuell und sollte immer an die Gegebenheiten vor Ort, das Klientel und die Menschen, die ihn mit Leben füllen, angepasst werden. **Welche Bedeutung haben solche Gärten für demenzkranke Menschen?** Für Menschen mit Demenz hat ein Therapie- und Sinnesgarten große therapeutische Bedeutung. Er wirkt anregend, vermittelt Geborgenheit, kann Erinnerungen wecken und den Erhalt von Alltagskompetenzen unterstützen. Sinnesgärten stärken Selbstwirksamkeit, Teilhabe und Lebensqualität und bieten Raum für Begegnung und sinnvolle Beschäftigung. Sie fördern soziale Kontakte, bieten Abwechslung und schaffen kleine Inseln der Ruhe, Begegnung und Aktivität. **Welche Aktivitäten sind dort möglich?** In unserem Therapie- und Sinnesgarten im Hinsbleek 9 können vielfältige Angebote stattfinden, die sich an den individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Bewohner:innen orientieren. Neben der Sinnesanregung durch Riechen, Tasten und Schmecken von Kräutern, Gemüse und Obst können die Besucher:innen unter der Pergola oder auf der Klönschnackbank gemeinsam sitzen und plaudern. Bewegungseinheiten wie Spaziergänge und Naturbeobachtungen fördern die Mobilität und Wahrnehmung. Darüber hinaus bietet unser Sinnesgarten barrierefreie Hochbeete, die unterfahrbar oder in Stehhöhe zum Gärtnern einladen.

17. Jun 2025

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Lifestyle

DIY als Philosophie – mit Jonas Winkler

![JonasWinkler Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Jonas_Winkler_Online_8c75c7f697.jpg) ``` Jonas Winkler, Tischlermeister & Content Creator ``` Selbstgemacht statt gekauft: „Do it Yourself“ ist eine Einladung für jeden, das eigene Zuhause ganz persönlich und mit Herzblut zu gestalten. Ob Möbel, Deko oder kleine Reparaturen: Jedes selbstgemachte Stück, jede Upcycling-Kommode erzählt seine eigene Geschichte und macht die eigenen vier Wände noch gemütlicher. Dabei geht es um Spaß am Handwerk, die Freiheit, Materialien und Techniken nach Lust und Laune auszuprobieren – und auch darum, aus Fehlern zu lernen. Genau das lebt Jonas Winkler, Tischlermeister und Produktdesigner auf seinen Social Media-Kanälen vor. Mit seinen inspirierenden Ideen und detaillierten DIY-Tutorials motiviert er Heimwerkende und alle, die es noch werden wollen. Darf es ein ergonomischer Gaming-Tisch sein oder ein paar Kniffe, wie man ein krummes Holzbrett wieder gerade bekommt? Egal, ob großes oder kleines Projekt: „Mit etwas Selbstgemachten entsteht nicht nur ein Objekt, sondern eine emotionale Verbindung zwischen Mensch, Material und dem Stolz, etwas Bleibendes geschaffen zu haben.“ Dabei dürfen auch Fehler passieren. „Ich mache selbst nicht alles richtig, wie man in meinen Videos sieht“, sagt Jonas Winkler lachend, „das Spannende ist doch das Knobeln: Wie kriegen wir den Karren jetzt aus dem Dreck? Probleme offen zeigen und Lösungen finden, darum geht es. Aufgeben ist keine Option.“ Natürlich muss man einige Dinge nicht selbst erleben, um zu wissen, dass sie auch gefährlich sein können, betont Jonas Winkler: „Gerade Laien müssen Sicherheit priorisieren. Bei Billigwerkzeug etwa ist das Unfallpotenzial enorm. Wie schnell ein günstiger Akku überhitzt oder ein Schraubenschlüssel bricht – das demonstrieren wir in meiner Werkstatt als sicheren Raum, um Risiken zu minimieren.“ Sein eigener Weg begann mit dem Studium des Produktdesigns. Die Neugier, wie Entwürfe Realität werden, führte ihn zu ersten eigene DIY-Projekten und schließlich dazu, auch den Handwerksmeister zu absolvieren. Gerade heute, wo so vieles fremdbestimmt ist und durch Technologien immer schwerer greifbar wird, bietet das Handwerk eine besondere Möglichkeit, selbst aktiv Einfluss auf das Ergebnis zu nehmen. „Der Gedanke, etwas selbst zu designen, zu erschaffen und damit einem Möbelstück eine Geschichte zu geben, ist unersetzlich“, erklärt er. Und was braucht es seiner Meinung nach, damit das Holzhandwerk auch als Ausbildungsbetrieb attraktiv und zeitgemäß bleibt? „Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen. Das Wichtigste aber ist, das es Spaß macht.“ Also nichts wie los: Neugierig sein, ins Tun kommen und sich ein Traum-Zuhause schaffen, das genauso einzigartig ist, wie man selbst. Das nächste DIY-Projekt wartet vielleicht schon am nächsten Straßenrand. >Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen.