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15. Okt 2023

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Wirtschaft

„Das Megathema ist der Platzmangel“

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Presse

Die Logistikbranche sucht dringend neue Flächen. Neue Konzepte könnten helfen, erklärt Horst Manner-Romberg, Herausgeber der KEP-Meldungen.

Herr Manner-Romberg, worin sehen Sie derzeit die größte Herausforderung im Bereich der Logistik-Immobilien?

Das sicherlich größte Problem ist der aus der Flächenversiegelung resultierende Mangel an Flächen. Darüber hinaus lagert der Handel kaum noch größere Mengen ein – was wiederum zu zusätzlichen Verkehren führt. Wie auch das veränderte Konsumverhalten, Ware möglichst schnell erhalten zu wollen. Als Folge werden weniger Großzentren benötigt, sondern verstärkt mittlere und kleinere Lager in Nähe der Absatzmärkte. Was hierzulande bislang im stadtnahen Raum nur schwer umzusetzen ist. Verstärkt wird dieser Bedarf zudem aufgrund wachsender Anforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit. Einerseits ist die Ansiedlung von Wirtschaftsbetrieben gewünscht; in Bezug auf Logistikzentren zeigen sich dann aber schnell Widerstände. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass Logistik und Logistikzentren eine wichtige Rolle in der Sicherstellung der Versorgungssicherheit der Bevölkerung einnehmen.

 

Wie sieht es mit den neuen Lieferdiensten in den Städten aus?

Die Schnelllieferdienste betreiben in den Städten sogenannte Micro-Hubs, um Bestellungen möglichst innerhalb weniger Minuten – per Fahrrad – ausliefern zu können.

Mittlerweile haben aber auch diese Betreiber Probleme, an kleine und verfügbare Ladenflächen zu kommen.

Da die Ansiedlung insbesondere in Wohngegenden häufig unerwünscht ist.

 

Gibt es denn nicht Möglichkeiten, das Problem architektonisch zu umgehen?

Ja, man könnte in die Höhe gehen, aber da stehen wir – zumindest in Deutschland – ganz am Anfang der Entwicklung. Im ehemaligen Hamburger Freihafen wurde das erste zweistöckige Logistikzentrum Deutschlands errichtet. In der Umsetzung vergleichsweise aufwändig und teuer. Andere Länder, wie beispielsweise Japan sind diesbezüglich schon deutlich weiter. Dort gibt es sogar vier- und fünfstöckige Logistikzentren, sogar inmitten der Städte – was in Deutschland nur schwer vollstellbar ist.

 

Ist es möglich, Bestandsimmobilien umzunutzen? 

Das ist tatsächlich ein großes Thema. Auch hier gibt es im Ausland gute Beispiele. So entsteht in der City in London, in einem ausgedienten unterirdischen Parkhaus, ein Logistikzentrum, von dem aus Waren mit Lastenrädern im direkten Umfeld distribuiert werden können. Eine andere Möglichkeit sind mixed-used Gebäude, wie beispielsweise das l’hotel logistique Chapelle International, in Paris, mitten im 18. Arrondissement. Dort werden Wohnungen, Büros und Logistiklösungen als Einheit, auf einer Fläche, geplant. Und so können täglich 500 Lkw-Fahrten eingespart werden.

 

Wie geht die Entwicklung weiter?

Wir haben zwei gegenläufige Entwicklungen: der steigende Bedarf an Flächen, bei gleichzeitig geringerer Flächenverfügbarkeit. Es wird es weiterhin Friktionen zwischen den verschiedenen Interessenlagen geben. Vielleicht liegt ein Schlüssel zur Lösung deshalb in einem reduzierten Verbraucherverhalten; weg von der Erwartung, dass wir alles immer möglichst sofort geliefert bekommen wollen.

23. Dez 2025

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Gesellschaft

Warum es so wichtig ist, konsequent nachhaltig zu bauen – Ein Beitrag von Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand DGNB e.V.

Nachhaltiges Bauen bedeutet weit mehr als energieeffiziente Gebäude oder den Einsatz ökologischer Materialien. Es beschreibt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet werden: von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zu Umbaumaßnahmen oder den Rückbau. Ziel ist es, Umweltbelastungen zu minimieren, Ressourcen zu schonen, Menschen gesunde und lebenswerte Räume zu bieten und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zu schaffen. Stand heute ist der Bausektor nach wie vor für einen erheblichen Teil der globalen CO2-Emissionen, den Verbrauch natürlicher Ressourcen und den zunehmenden Verlust der Biodiversität verantwortlich. Gleichzeitig verbringen wir den Großteil unseres Lebens in geschlossenen Räumen, die unser Wohlbefinden stärken sollen, ohne dabei die Zukunft unseres Planeten zu gefährden. Zudem leben immer mehr Menschen in der Stadt. Der Bedarf an attraktiven und dazu noch klimaresilient gestalteten Freiräumen wächst. Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Wie ein Perspektivwechsel in diese Richtung gelingen kann, zeigen wir noch bis zum 28. Januar 2026 mit der ersten DGNB Ausstellung „What If: A Change of Perspective“ in der Berliner Architekturgalerie Aedes. Die Ausstellung fordert Besucherinnen und Besucher dazu auf, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und die Themenvielfalt des nachhaltigen Bauens neu und unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen. >Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Anhand gebauter Beispiele wird deutlich, dass viele Lösungen bereits existieren. So erfährt der Besuchende anschaulich, wie Gebäude klima- und ressourcenschonend geplant werden können, indem Materialien im Kreislauf geführt, Energie effizient genutzt oder sogar erzeugt wird und der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt bleibt. Ebenso thematisiert werden Klimaanpassung und Resilienz: durch kluge Gestaltung, Begrünung und Freiräume können Gebäude und Städte besser mit Hitze, Starkregen oder Trockenperioden umgehen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Menschen. Nachhaltiges Bauen stellt das Wohlbefinden, die Gesundheit und das soziale Miteinander in den Mittelpunkt. Architektur kann Begegnung fördern, Identität stiften und bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne dabei die Umwelt aus dem Blick zu verlieren. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit bestehenden Gebäuden spielt eine zentrale Rolle. Sanieren, Umnutzen und Weiterbauen im Bestand werden als Strategien gezeigt, um Flächen zu schützen und Ressourcen zu sparen. Nicht zuletzt wird klar, dass Nachhaltigkeit keine Kostenspirale sein muss. Ganzheitlich geplante Gebäude sind oft wirtschaftlicher, weil sie langfristig Betriebskosten senken, Risiken minimieren und ihren Wert erhalten oder steigern. Nachhaltiges Bauen ist kein abstraktes Expertenthema und schon gar keine Zukunftsvision, sondern eine konkrete Chance. Für lebenswerte Städte, für gesunde Räume und für eine gebaute Umwelt, die den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen ist. Als inhaltlich getriebener Non-Profit-Verein begreifen wir das nachhaltige Bauen seit unserer Gründung vor 18 Jahren als gesellschaftliche Aufgabe, nach der wir unser Handeln ausrichten. Mit der Ausstellung laden wir jeden einzelnen ein, genauer hinzusehen, weiterzudenken und selbst Teil des Wandels zu werden. Weitere Informationen gibt es unter www.dgnb.de/aedes