Diesen Artikel teilen:

23. Dez 2020

|

Gesellschaft

Der Weg zum Traumheim geht über das Gefühl

Journalist: Armin Fuhrer

Angehende Eigenheimbesitzer müssen vieles bedenken, wenn sie ein Haus bauen oder kaufen wollen. Am Anfang steht die Frage der Finanzierung.

Keine Frage: Die Entscheidung zum Bau oder zum Kauf eines Hauses ist für die meisten Deutschen eine der wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens. Denn viele treffen sie genau einmal und sie soll eine lange Zeit überdauern. So überrascht es gar nicht, dass nach einer Studie des Bauherren-Beraters Almondia aus dem Jahr 2017 immerhin 43 Prozent der Befragten manchmal Existenzängste spürten, während sie an ihrem „Projekt Traumheim“ arbeiteten. Und sogar 63 Prozent sagten aus, dass die große Zahl von Entscheidungen, die sie zu treffen hätten, eine Belastung für sie darstellten. 

Aber der Bau oder der Kauf eines Hauses soll ja eigentlich eine schöne Sache und eine spannende Herausforderung sein. Und so äußerten 86 Prozent der angehenden Eigenheimbesitzer die Hoffnung, dass der Bau Kräfte und Kreativität freisetzen wer-de. Tatsächlich stehen angehende Hausbesitzer vor einem Berg von Entscheidungen und Aufgaben. Vieles muss bedacht werden und ganz oben steht zunächst einmal die finanzielle Seite. Denn nur, wer den Bau oder Kauf dergestalt finanzieren kann, dass neben ein paar Rücklagen auch zum Leben noch etwas übrig bleibt – für Urlaub oder Hobby beispielsweise – sollte sich wirklich intensiv mit dem Gedanken daran beschäftigen. Da sich die meisten Deutschen ein Haus nur mit Unterstützung einer Bank leisten können, sollte man sich ganz am Anfang erst einmal über die möglichen Konditionen ein Bild machen. 

Gegen das eigene Haus kann auch eine mangelnde Flexibilität der Lebensgestaltung sprechen. Denn wer sich ein Haus an-schafft, ist möglicherweise bei der Planung der beruflichen Karriere eingeschränkt, kann beispielsweise nur noch unter erheblich schwierigeren Bedingungen vom Status des Angestellten in den der Selbstständigkeit wechseln, wenn er beruflich sein eigener Chef oder seine eigene Chefin werden möchte.

Ganz am Anfang steht auch die Frage an, ob man ein Haus kaufen oder ein neues bauen möchte. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile, die von der individuellen Lage abhängen. Entscheidet man sich für den Kauf eines Hauses, kann man sich auf Online-Plattformen umsehen oder einen Makler konsultieren. Entscheidet man sich für einen Neubau, ist das weitere Vorgehen komplizierter, denn man muss vieles – vom Finden eines passenden Baugrundstücks bis zur Auswahl der Handwerker – selbst in die Hand nehmen. Und gleich am Anfang stellt sich zudem noch die Frage, ob es ein Fertig- oder ein Massivhaus sein soll. Manch ein Bauherr hat in dieser Situation sicher schon einmal darüber nachgedacht, wie praktisch eine Online-Plattform wäre, die alle am Bau eines Einfamilienhauses Beteiligten vernetzen könnte. Also eine Art Facebook für Bauherren.

Bevor die Sache konkreter wird, sollte man sich zudem in aller Ruhe Gedanken über die Wünsche und Anforderungen machen, die mit dem neuen Eigenheim verbunden werden. Vor der ersten Hausbegehung kann man eine Liste darüber erstellen und sie dann mit dem konkreten Objekt abgleichen. Dabei geht es einerseits um das Haus selbst, also die Frage, ob der Raum-zuschnitt passt, die Zahl der Zimmer aus-reichend oder ob der Umbau- und Ausbau möglich ist – und wenn ja natürlich, wie hoch der finanzielle Aufwand dafür wäre. Andererseits geht es um die Lage, den täglichen Weg zur Arbeit, die Entfernung der Schulen für die Kinder sowie um weiche Faktoren: Reicht das kulturelle Angebot aus oder wie sieht es mit Restaurants und Cafés aus zum Beispiel. An dieser Stelle muss jeder selbst für sich entscheiden, wie wichtig ihm solche Fragen sind. 

Klar ist, dass Kompromisse nie vollständig zu vermeiden sind – die Frage aber ist, wo die Grenze gezogen werden sollte. Es gibt Menschen, die gehen dabei eher rational vor und wägen die Argumente pro und contra ab. Sie lesen sachliche Medienberichte über Zinskonditionen, die allgemeine Entwicklung der Immobilienpreise oder die Höhe der Nebenkosten. Andere wiederum entscheiden eher nach individuellen Gesichtspunkten. Sie erhoffen sich Sicherheit und Geborgenheit im eigenen Heim, Unabhängigkeit vom Vermieter, verfügen vielleicht über einen eher konservativen Wertekanon (Heirat, Kinder, Haus). Gera-de in solchen Fällen können durchaus auch Statusdenken oder der Wunsch, das Haus besitzen zu wollen, vielleicht auch, weil Angehörige, Freunde oder Kollegen auch eins haben, eine Rolle spielen.

Verhaltensökonomen weisen darauf hin, dass letztlich die Entscheidung für oder wider den Bau oder den Kauf eines Hauses größtenteils im emotionalen Bereich fällt. Mögen rationale sachliche Argumente auch noch so viele Hinweise darauf geben, ob man sich das Haus kaufen oder doch besser die Finger davon lassen sollte – am Ende sind die Emotionen, gewürzt mit einer Prise Vernunft, ausschlaggebend. Immerhin geht es für viele angehende Bauherrn ja auch darum, dass sie sich ein Zuhause für den Rest ihres Lebens bauen – da spielen Gefühle zwangsläufig eine Rolle. Das geschieht bei vielen Menschen eher im Unterbewusstsein und manch einer würde das auch vehement abstreiten.

Es gibt also für angehende Eigenheimbesitzer viel zu tun und zu bedenken. Abschrecken lassen sollten sie sich von dem Berg an Aufgaben, vor dem sie stehen, aber nicht. Immerhin 90 Prozent der Bauherren, die in den fünf Jahren zuvor ein Haus gebaut haben, haben in der erwähnten Umfrage eine beruhigende Aussage gemacht: Sie hätten das auch getan, wenn sie vorher gewusst hätten, was alles auf sie zukommt.

9. Jul 2025

|

Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.