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14. Dez 2023

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Gesellschaft

Die Dringlichkeit der Energiewende: Chancen, Handlungsbedarf und globale Auswirkungen

Journalist: Prof. Dr. Claudia Kemfert

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Foto: Presse

Wie wäre es mal mit einer echten Energiewende? Die Idee ist nicht neu, aber sie ist ziemlich vielversprechend. Alle Technologien sind erfunden und erprobt. Die To-do-Liste ist klar: Ausbau der Erneuerbaren Energien, Ausbau der Netze und Steigerung der Energieeffizienz. Dass wir bislang nicht in Gang gekommen sind, Schwamm drüber. Lasst uns nach vorne denken!

Ein neues „Deutschlandtempo“ wurde schon ausgerufen. Aber wieso ist der Tatendrang ausgerechnet bei fossilen Energien so ausgeprägt? Wir brauchen keine festen und überdimensionierten Flüssiggas-Terminals, die uns über Jahrzehnte an die nächsten fossilen Regime binden – auch nicht, wenn sie jetzt quasi über Nacht gebaut werden. Es gäbe so viel klügere Dinge, die wir im neuen Deutschlandtempo machen könnten: Windräder bauen, Bürger-Energiegenossenschaften gründen, Solarzellen auf jedes Dach und an jeden Balkon schrauben.

Die Ampel könnte zum Schrittmacher des Handelns werden: Zum Beispiel mit Entschlossenheit und Mut das Gebäudeenergiegesetz ohne wasserstoff-ready-Worthülsen und endlose Ausnahme auf die Straße bringen. Gebäude energetisch sanieren und die Wärmewende vorantreiben. Gasheizungen aus- und Wärmepumpen einbauen. Fernwärmeleitungen reaktivieren und Stadtwerke auf nachhaltige Energieproduktion umrüsten. Wir könnten Dächer und Fassaden begrünen, und für natürliche Dämmung der Wände und zugleich für innerstädtische Frischluft sorgen. Schwammstädte bauen, damit die zu erwartenden Extrem-Regengüsse in sinnvolle Bahnen gelenkt werden.

Dass die Bundesregierung kürzlich das erst vor wenigen Jahren beschlossene Klimagesetz wieder aufgeweicht hat, mag ein kurzer Moment der Schwäche einzelner Minister gewesen sein. Kein Problem. Das lässt sich revidieren. Denn das Schwarze-Peter-Spiel der einzelnen Sektoren Industrie, Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und Energie braucht wirklich keine Neuauflage. Die Ampelregierung hat sich doch Fortschritt auf die Fahnen geschrieben. Sie will doch jetzt nicht wirklich hinter das Schneckentempo der Großen Koalition zurückfallen, oder?

Wann also kommt endlich die Zeitenwende in der Energie-Außenpolitik? Spätestens am 24. Februar 2022 wurde doch deutlich: Der Wandel durch Handel mit fossilen und atomaren Energien finanzierte autoritäre Regime – und ihre militärische Aufrüstung. Natürlich kann man mit Leuten Geschäfte machen, die auf ihre und unsere Nachbarn Bomben werfen. Das ist nur ziemlich riskant. Mit Erneuerbaren Energien aus heimischen Quellen hätten wir jedenfalls diese Sorge weniger.

Der Umstieg auf Erneuerbare Energien ist nicht nur in puncto Klimaschutz von enorm strategischer Bedeutung, er schafft langfristig auch Frieden und Freiheit. Und es locken die Chancen einer global boomenden Klima-Industrie: ökonomische Resilienz, Wertschöpfung, Jobs. Kurz: Bei der Energiewende, die Frieden, Freiheit und Wohlstand bringt, nicht zu scheitern, wäre ganz sicher gescheit. Wir müssten nur endlich damit anfangen!

9. Jul 2025

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Gesellschaft

Die Herausforderungen des Wohnens heute und morgen – ein Beitrag vin Dr. Christine Lemaitre

Kaum ein Bereich des Lebens ist so individuell und emotional behaftet wie das Wohnen. Die Gestaltung des eigenen Zuhauses spiegelt unsere Persönlichkeit wider, zeigt, worauf wir Wert legen und was wir bereits erlebt haben. Die eigenen vier Wände bieten Sicherheit und sind Orte der Entspannung. Nun rückt das Thema Wohnen in der aktuellen Debatte immer wieder in den Fokus. Es herrscht ein Mangel insbesondere an bezahlbarem Wohnraum und das in allen Schichten der Gesellschaft. Gründe dafür gibt es viele, darunter der Bevölkerungswachstum, Binnenwanderung und gestiegene Baukosten. Lösungsansätze sind vorhanden, die nicht nur angesichts der politischen Klimaziele im Einklang mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Denn die Auswirkungen des Klimawandels sind längst spürbar. Die Baubranche steht als einer der Hauptverursacher klar in der Pflicht, Gebäude und Außenräume wieder für den Menschen zu planen und auf eine langfristige, qualitätsvolle Nutzung auszulegen. Das größte Potenzial, um Ressourcen und CO2 einzusparen, bieten der Erhalt und bei Bedarf die Umnutzung bestehender Gebäude, wodurch auch gleich die baukulturelle Identität des Ortes bewahrt wird. Gerade in Städten, wo der Wohnraum besonders knapp ist, stehen Flächen leer deren ursprünglich vorgesehene Nutzung nicht mehr benötigt wird. Durch Offenheit und Mut kann hier etwas ganz Besonderes entstehen. Nachhaltige Strategien wie Suffizienz und Lowtech bieten sowohl im Neubau als auch im Bestand reizvolles Innovationspotenzial. Mit dem Suffizienz-Gedanken geht die Frage einher, wie viel genug ist. Sie sollte immer wieder gestellt werden, um abzuwägen, was bezüglich Fläche, Material und Gebäudetechnik wirklich gebraucht wird. Wer hier einspart, übernimmt Verantwortung. Das gesparte Geld lässt sich an anderer Stelle beispielsweise zugunsten einer hohen Qualität und guter Gestaltung sinnvoll investieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist Flexibilität, um auf sich ändernde Lebenssituationen reagieren zu können. Diese Ansätze sind wie geschaffen für einen neuen, zukunftsweisenden Trend beim Planen, Bauen und Erhalten von Gebäuden. Hilfestellung zur Umsetzung kann das speziell für kleine Wohngebäude entwickelte Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen geben. Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Neben dem ganz eigenen, individuellen Rückzugsraum, bestückt mit liebgewonnenen Möbelstücken und Accessoires, entsteht dadurch ein besonderer Wert, nämlich der der körperlichen und geistigen Gesundheit. >Neben Klimaschutz, Kreislauf- und Zukunftsfähigkeit stehen bei der Planung, beim Bau und bei der Sanierung nachhaltiger Wohngebäude der akustische, thermische und visuelle Komfort, sprich die Wohnqualität und das Wohlbefinden der Nutzenden im Mittelpunkt. Als Non-Profit-Verein setzen wir uns bei der DGNB für die nachhaltige Transformation der Bau- und Immobilienwirtschaft ein. Wir klären auf, leisten Hilfestellung und sensibilisieren für ein verantwortungs- und qualitätvolles Bauen und Betreiben von Gebäuden. Das DGNB-Zertifizierungssystem verhilft dabei allen am Bau Beteiligten zu einem gemeinsamen Verständnis darüber, welche Möglich- aber auch Notwendigkeiten das nachhaltige Bauen mit sich bringt, um einen positiven Beitrag für Mensch, Umwelt und Wirtschaftlichkeit zu leisten.