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15. Sep 2021

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Wirtschaft

„Die gute Wahl zur leichten Wahl machen“

Journalist: Armin Fuhrer

„Ohne eine Umstellung auf eine vegane Lebensweise sind die  Klimaziele kaum zu erreichen“,  sagt Jens Tuider, Direktor von  ProVeg International.

Jens Tuider, Direktor von ProVeg International; Foto: Presse

Welche Auswirkungen hat unsere Ernährung für das Klima?

Die Fleisch-, Milch- und Eierproduktion gehören zu den Hauptursachen des Klimawandels. Nutztiere sind für 14,5 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich – mehr als die Abgasemissionen aller Autos, Flugzeuge, Schiffe und Züge zusammen. Weltweit sorgen die 20 größten Fleisch- und Milchkonzerne für mehr Treibhausgasemissionen als ganz Deutschland. 

Wie groß ist das Potenzial an CO2-Einsparungen durch eine Änderung der Ernährungsweise? 

Die meisten Menschen denken bei Klimaschutz zunächst an Elektroautos und Energiesparlampen. Aber auch Tierprodukte haben hier einen großen Einfluss: Die Lebensmittel-Emissionen in Deutschland könnten bei einem Wechsel hin zu einer pflanzenbasierten Ernährung um bis zu 40 Prozent reduziert werden. Ohne unsere Ernährung mitzudenken, wird es schwer, unsere Klimaziele einzuhalten.

Also kann der oder die Einzelne ganz individuell über die Ernährung zum Klimaschutz beitragen? 

Genau! Auf individueller Ebene können die ernährungsbedingten Emissionen sogar um bis zu 50 Prozent reduziert werden. Wer etwa 200 Gramm Rindfleisch durch einen Veggie-Burger ersetzt, hat mindestens zwei Kilogramm CO2 eingespart. Bei täglichem Konsum wären das rund 730 Kilo im Jahr – das entspricht in etwa einer Autofahrt von 4.750 Kilometern. Neben individuellen Konsumentscheidungen können wir alle aber auch von der Politik fordern, dass man das Thema Ernährung auf die Klimaschutzagenda setzt. Genau das tun wir mit unserer ProVeg-Kampagne „Essen fürs Klima“.

Viele Menschen mögen aber nicht auf Fleisch oder Milchprodukte verzichten. Ist das eine unüberwindliche Hürde?

Nicht mit dem richtigen Ansatz! Statt von den Menschen Verzicht und mehr Anstrengung zu fordern, arbeiten wir bei ProVeg daran, die gute Wahl zur leichten Wahl zu machen. 

Wir engagieren uns für die systematische Förderung von attraktiven pflanzlichen Alternativen und die Entwicklung weiterer vielversprechender Lösungen wie Fermentations- und Zellkultivierungsverfahren. Letztere ermöglichen die Herstellung von „echten” Tierprodukten wie Fleisch, Milch und Käse, nur eben ohne Tierhaltung und die vielen Probleme, die das mit sich bringt. Entscheidend dabei ist: Pflanzliche und zellkultivierte Alternativen sollten im Vergleich zum Original genauso gut schmecken oder besser – und genauso viel kosten oder weniger. Dann löst sich das Problem von selbst.

Muss die Politik stärker aktiv werden? 

Ja! Die Politik muss endlich zu den Menschen, der Wirtschaft und der Wissenschaft aufschließen, die hierbei alle schon weiter sind. Konkret: Einerseits sollte man Subventionen für Tierprodukte umlenken, die Mehrwertsteuerbegünstigung beenden und fairerweise eine Klima-Abgabe erheben, um den wahren Preis des Billigfleischs abzubilden. Andererseits sollte man die bereits stattfindende Entwicklung von attraktiven pflanzlichen und zellkultivierten Alternativen viel stärker fördern. Es bedarf eines Bewusstseinswandels: Die Proteinwende stellt eine einzigartige Chance dar – nicht nur für die Erreichung unserer Klima-ziele, sondern auch für ein nachhaltiges Ernährungssystem, neue Arbeitsplätze und die Sicherung des Innovationsstandorts Deutschland.

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home