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14. Dez 2020

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Wirtschaft

Die Krise als Chance für die Logistik

Journalist: Armin Fuhrer

„Die Pandemie hat Schwächen der Branche gezeigt, bietet aber die Chance, neue Lösungen zu erarbeiten“, sagt der BVL-Vorstandsvorsitzende Thomas Wimmer. 

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die Logistik? 

In der Hochphase des Lockdowns wurden Lieferketten empfindlich gestört. Die Logistik in Deutschland hat aber unter Beweis gestellt, wie leistungsfähig sie ist und wie schnell und flexibel sie re-agieren kann. Doch es sind auch Schwächen sichtbar geworden, beispielsweise, dass die Kommunikation der Akteure häufig nicht intensiv genug ist. Durch die Ausnahmesituation der COVID-19-Pandemie ist der Handlungsdruck gestiegen – und mit ihm, so mein Eindruck, auch die Kreativität und die Umsetzungsgeschwindigkeit von Veränderungen. Die Krise wirkt als Katalysator – insbesondere bei Themen wie Umgang mit Kostendruck und Vereinbarkeit von ökonomischer, ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit. 

Glauben, Sie, dass die Logistik- Branche einen erneuten Lockdown überstehen würde?

Ja, mit großen Schäden. Aber der Blick kann nicht auf die Logistik allein gerichtet werden. Bei einem erneuten Lockdown würde die gesamte Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen – und damit auch die Logistik. Wir sind im Moment konjunkturell auf einem guten Weg. Weitere Schocks müssen vermieden werden.

Wird die Krise dauerhafte Änderungen bewirken oder spielt sich alles wieder  ein wie vor der Krise, wenn Corona eingedämmt ist?

In der Krise sind die Schwachstellen auch höchst leistungsfähiger Abläufe sichtbar geworden. Diese werden jetzt sukzessive behoben. Bezieht man seine r und sozialer Nachhaltigkeit. Ware künftig weiterhin von einem Lieferanten oder von mehreren? Die Suche nach resilienten Lösungen ist in vollem Gange. Es gilt zu gestalten, statt unter dem Druck der Ereignisse gestaltet zu werden. So können aus der Krise heraus Chancen ergriffen werden.

Überall wird über das Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit gesprochen. Wie wirkt sich das auf die Logistik aus? 

Je weniger Ressourcen verbraucht werden, desto wirtschaftlicher ist ein Arbeitsablauf. Nachhaltig zu denken und zu handeln ist für die Logistiker in Industrie, Handel, Dienstleistung und Wissenschaft nicht neu. Es wird kontinuierlich an nachhaltigen Lösungen gearbeitet – in allen drei Dimensionen: Ökonomie, Ökologie und Soziales. Das Jahresmotto der BVL „Nachhaltig gestalten – Winning the Next Decade“, umfasst viele Dimensionen logistischen Handelns, bekannte und neue.

Erwarten Sie in einem gewissen Grad eine Rückentwicklung auf mehr Regionalität oder anders gesagt, eine teilweise Entwicklung weg von der Globalisierung?

Nein. Es wird aber mehr Sicherheit in den logistischen Systemen geben. Das Primat des Kostendrucks wird auf den Prüf-stand gestellt. Aber es wird weiterhin einen lebhaften internationalen Austausch von Waren und Dienstleistungen geben. Fairer globaler Handel nutzt allen Beteiligten.

Ein weiteres großes Thema ist die  Digitalisierung. Sind die Chancen oder die Belastungen, die dadurch entstehen, größer? 

Die Digitalisierung ist eine richtige Antwort auf viele Fragen. Eindeutig überwiegen die Chancen. Im Lockdown erlebten wir in Deutschland einen Schub der Digitalisierung. Der Anteil der Beschäftigten im Homeoffice hat sich auf 23 Prozent mehr als vervierfacht. Laut Infas setzen jetzt 57 Prozent aller 1.475 Be-fragten zwischen 16 und 69 Jahren beim Einkaufen vermehrt auf Kartenzahlung. Diese Entwicklungen gingen innerhalb von Tagen oder Wochen vor sich. 

Welche Chancen ergeben sich daraus für den Wirtschaftsbereich? 

Der Datenaustausch entlang von Lieferketten und insbesondere in Echt-zeit verfügbare Daten verbessern die Entscheidungsgrundlagen für Produktions- und Logistik-Verantwortliche in Industrie, Handel und Logistik-Dienstleistung. Lieferketten werden flexibler, widerstandsfähiger und nachhaltiger.

Um mehr auf digitales Arbeiten umzustellen, sind erst einmal Investitionen sinnvoll. Kommen Unternehmen, die in der Zukunft noch eine Chance haben wollen, überhaupt darum herum?

Es gibt rund 80.000 Logistik-Dienstleistungsunternehmen in Deutschland – von Global Playern bis hin zu mittelständischen und Kleinstunternehmen. Eine aktuelle Studie von PwC hat ergeben, dass man sich dort sehr bewusst ist, dass Logistik 4.0 notwendig ist, aber ohne Investitionen nicht gelingen kann: 34 Prozent wollen in den kommenden fünf Jahren über fünf Prozent ihrer gesamten Investitionen in die Digitalisierung stecken. Wer konsequent altes Denken und herkömmliche Strukturen überwindet und sich auf digitale Prozesse einlässt, kann viele Kosten einsparen.

11. Sep 2024

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Wirtschaft

4 Gütesiegel in der Landwirtschaft

**AMA-Siegel – staatlich geprüft** Das AMA-Gütesiegel ist das bekannteste österreichische Gütesiegel, dessen Grundlage das österreichische AMA-Gesetz von 1992 ist. Es zeichnet konventionell erzeugte Lebensmittel aus, die nach strengen Kriterien in Bezug auf Qualität, Herkunft und Sicherheit produziert wurden. Neben nachvollziehbarer österreichischer Herkunft gehören dazu Anforderungen an die Tierhaltung, den Einsatz von Futtermitteln und die Hygiene in den Verarbeitungsbetrieben. Das ganzheitliche Qualitätssicherungsprogramm basiert auf strengen Kontrollen entlang der gesamten Produktionskette – vom Bauernhof bis zur Theke. So werden sämtliche AMA-Produkte in einem dreistufigen Kontrollprozess aus Eigenkontrolle, externer Kontrolle und stichprobenartiger Überkontrolle geprüft. Die Anforderungen an die Produkte gehen über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus, welche in den jeweiligen Richtlinien geregelt sind. Bei den Tierschutzstandards gibt es freiwillige Zusatzmodule. Vergeben wird das Gütesiegel von der Marktordnungsstelle Agrarmarkt Austria (AMA) im Rahmen ihres gesetzlichen Auftrags. Weiterführende Informationen unter: amainfo.at ![artem-beliaikin-8wtuWVzQbpE-unsplash.jpg](https://fra1.digitaloceanspaces.com/cwbucket/artem_beliaikin_8wtu_W_Vz_Qbp_E_unsplash_ec4014f31a.jpg) (c) Artem Beliaikin/unsplash **Bio Austria – mehr Bio geht kaum** Das Bio Austria-Gütesiegel kennzeichnet eine breite Palette von pflanzlichen und tierischen Bio-Lebensmitteln und steht für höchste Qualität, umfassende Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung. So geht das vom Anbauverband österreichischer Biobauern herausgegebene Label deutlich über die Mindestanforderungen des EU-Bio-Siegels hinaus. Der gesamte Betrieb muss biologisch bewirtschaftet werden und es gelten strengere Kriterien bei Art, Ausmaß und Zeitpunkt des Einsatzes von biologischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie für Futtermittelimporte. Hierzu gehört beispielsweise der Verzicht auf chemisch-synthetische Pestizide und Düngemittel, die Förderung von Biodiversität sowie der Einsatz von gentechnikfreiem Saatgut und Futtermitteln. Im Bereich der Tierhaltung legt das Siegel besonderen Wert auf artgerechte Bedingungen, wie ausreichend Platz und Bewegung sowie Zugang zu Freiland. Die Futtermittel stammen primär aus Österreich, Rinder bekommen im Vergleich zu gewöhnlichem Bio deutlich weniger Kraftfutter. Zu finden ist das Siegel hauptsächlich auf direkt vermarkteten Bio-Produkten in Hofläden, Bauernmärkten aber auch in Supermärkten. Weiterführende Informationen unter: www.bio-austria.at ![pexels-pixabay-164504.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_pixabay_164504_c2df8ec61d.jpg) (c) Pixabay/pexels **Tierwohl kontrolliert - Haken dran** Die Gütezeichen “Tierwohl kontrolliert” steht für biologische Tierhaltung, welche über die EU-Bio-Verordnung hinausgeht. Es kennzeichnet Lebensmittel bei deren Herstellung das Wohl der Tiere im Mittelpunkt steht. Dazu gehören artgerechte Haltung, wiederkäuergerechte Fütterung und der Ausschluss von qualgezüchteten Rassen. Es gibt zwei Varianten des Siegels. “Tierwohl kontrolliert 2 Häkchen“ kennzeichnet diverse Verbesserungen im Tierhaltungs-Standard des biologischen Landbaus aber erreicht noch nicht den höchsten möglichen Standard. Es werden konkrete Richtlinien für Mast- und Milchrinder sowie Mastschweine definiert. Das Siegel “Tierwohl kontrolliert 3 Häkchen“ steht für noch strengere Anforderungen und bietet den Tieren erheblich mehr Platz und noch bessere Lebens- und Schlachtbedingungen. Neben Richtlinien für Mastschweine, Mast- und Milchrinder gibt es weitere für Legehennen, Masthühner und -enten sowie Milchschafe und -ziegen. Jede Richtlinie unterliegt einer permanenten Evaluierung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse sowie Kontrollergebnissen aus Tierhaltung, Landwirtschaft und Verarbeitung. Siegel-Herausgeber ist die Gesellschaft !Zukunft Tierwohl! Weiterführende Informationen unter: www.zukunfttierwohl.at ![daniel-leone-LXQx98FPPQ4-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/daniel_leone_LX_Qx98_FPPQ_4_unsplash_7a422f1f60.jpg) (c) Daniel Leone/unsplash **Geschützte Ursprungsbezeichnung – sicher vermarktet** Das EU-Kennzeichen "geschützte Ursprungsbezeichnung" (g.U.) garantiert, dass die Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung von Erzeugnissen in einem bestimmten geografischen Gebiet nach festgelegten Herstellungsverfahren erfolgt ist. Die Lebensmittel, Weine und anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse weisen somit aufgrund ihrer Herkunft und spezieller Produktionsverfahren besondere Eigenschaften und Qualitäten auf. So dürfen beispielsweise der Tiroler Graukäse (g.U.), die Pöllauer Hirschbirne (g.U.) oder die Steirische Käferbohne (g.U.) mit dem geschützten geografischen Namen bezeichnet und vermarktet werden. Jeder Verarbeitungsschritt – also Erzeugung, Verarbeitung und Zubereitung – muss dabei in der jeweiligen Region erfolgen. Gebiet und Herstellungsverfahren sind in einer Produktspezifikation festgelegt. Das Siegel zielt darauf ab, traditionelle Herstellungsverfahren zu bewahren, die Produzenten vor Nachahmung zu schützen und ihnen einen Marktvorteil bei der EU-weiten Vermarktung zu verschaffen. Vergeben wird das Siegel von der Europäischen Kommission in Zusammenarbeit mit einer nationalen Behörde. Weiterführende Informationen unter: www.svgh.at ![alexander-maasch-KaK2jp8ie8s-unsplash.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/alexander_maasch_Ka_K2jp8ie8s_unsplash_59dbc11c7a.jpg) (c) Alexander Maasch/unsplash