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7. Apr 2021

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Lifestyle

Die Nachfrage nach fairem Handel hat stark zugenommen

Journalist: Katja Deutsch

Wer die Qual der Wahl zwischen 50 Kaffeesorten hat, ist oft froh, wenn er auf einigen Verpackungen eine bekannte Zertifizierung entdeckt. Seit Jahren zeigt das Fairtrade-Siegel in Supermarktregalen auf der ganzen Welt, dass das damit aus-gezeichnete Produkt nach Fairtrade-Standards angebaut und gehandelt wurde. Ob Kaffee, Kakao, Bananen oder anderes, das Fairtrade-Siegel ist eine Zertifizierung, die Handel wie Handeln verändert.

Hartwig Kirner, Geschäftsführer Fairtrade Österreich, Foto: Presse

Das Regelwerk, das kleinbäuerliche Genossenschaften, Plantagen und Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette einhalten müssen, umfasst etliche soziale, ökologische und ökonomische Kriterien, um den Produzentenorganisationen in Entwicklungs- und Schwellenländern ein vom Marktpreis ihrer Rohstoffe unabhängiges, festes und sicheres Einkommen zu generieren. „Die Vorteile für die Kleinbauern sind vor allem ökonomischer Natur“, sagt Hartwig Kirner, Geschäftsführer Fairtrade Österreich. „Denn die Bauern bekommen immer zumindest einen fest verhandelten Mindestpreis. Fällt der Marktpreis unter diesen Preis, federn wir das ab, steigt er, bekommen sie natürlich den höheren Preis. Zudem erhalten die Genossenschaften die Fairtrade-Prämie.“

Der Geschäftsführer hat schon sehr früh, vor ca. 30 Jahren, in Stockerau einen Weltladen ins Leben gerufen. Irgendwann entstand daraus das Ziel, fair gehandelte Produkte auch im Supermarkt anbieten zu wollen und somit besseren Handel zu etablieren. Neben den ökonomischen Faktoren, hilft Fairtrade auch bei der Organisation genossenschaftlicher Strukturen im Hinblick auf Finanzierung und der Ausbildung der Kleinbauern in Agro-Technik. „Genossenschaften gibt es in allen Größen, von wenigen Hundert Mitgliedern bis hin zu Zehntausenden“, sagt Hartwig Kirner. „In Ghana haben wir eine Kakao-Initiative mit 50.000 Mitgliedern – wobei jeder einzelne Bauer bzw. jede einzelne Bäuerin im Durchschnitt nur etwa einen Hektar Land besitzt. Und gerade der kleinbäuerliche An-bau funktioniert deutlich biodiverser als der großflächige Plantagenanbau.“ 

Üblicherweise bewerben sich die Genossenschaften um die Mitgliedschaft bei Fairtrade, doch im Moment ist das Ziel, den bestehenden Kooperativen eine höhere Abnahme ihrer Fairtrade-Ernte zu garantieren und nicht die Aufnahme immer neuer Kooperativen. Die wichtigsten Vorgaben an die Bauern sind der Nachweis demokratischer Strukturen, Transparenz in der Entscheidung, wozu die Fairtrade-Prämie verwendet wird, die Einhaltung arbeitsrechtlicher Standards und bestimmte ökologische Kriterien. So hat Fairtrade International eine dreifarbige Ampel für Düngemittel erarbeitet und fordert ein Wasserwirtschaftsmanagementsystem. „Unsere ökologischen Standards sind sehr hoch, doch Fairtrade bedeutet nicht automatisch Bio“, sagt der Geschäftsführer. Dennoch sind die Fairtrade-Standards relativ umfangreich: Die unabhängige Organisation FLOCERT kontrolliert global die Fairtrade-Lieferketten sowie sämtliche Handelsstufen bis das Produkt verpackt im Supermarkt landet. 

Kirner: „Wir haben in Österreich eine sehr hohe Bekanntheit und extrem hohe Vertrauens- und Sympathiewerte. Ich würde mir wünschen, dass viele Unternehmen ihre Verantwortung noch stärker wahrnehmen. Gerade jetzt in der Pandemie sehen wir, dass Nachhaltigkeit, Regionalität, Biolandbau und fairer Handel extrem an Bedeutung zugenommen haben.“

10. Dez 2025

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Lifestyle

Moderne Spitzenküche – mit Lukas Mraz, Koch des Jahres 2025

![LukasMraz1_(c)lisa edi online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Lukas_Mraz1_c_lisa_edi_online_1b5b2b82d8.jpg) ``` Lukas Mraz, Koch des Jahres 2025 ``` Das „Mraz & Sohn“ hat sich von einem traditionellen Wiener Beisl zu einer der begehrtesten Adressen für Feinschmecker entwickelt. Gemeinsam mit Vater Markus zeigt Küchenchef Lukas Mraz im 20. Wiener Bezirk, wie moderne Spitzenküche aussieht: Bodenständigkeit gepaart mit Experimentierfreude: Seit 2017 kochen Vater und Sohn hier gemeinsam, seit 2016 hält das Restaurant zwei Michelin-Sterne. Zuvor sammelte Lukas Erfahrungen in verschiedenen Gourmetrestaurants und machte sich als Chefkoch im Berliner Weinbistro Cordobar einen Namen. Was bedeutet für ihn moderne Spitzenküche? „Bei uns gibt es beispielsweise keine klassische Speisekarte, sondern alle vier bis sechs Wochen ein wechselndes 13-gängiges Überraschungsmenü, bei dem das gesamte Tier verarbeitet wird“, erklärt Lukas Mraz. So finden sich im Herbstmenü neben dem Fleisch der Ente auch ihre Innereien, die als würzige Masse im neu interpretierten Lahmacun mit Paprikapaste und Rotkraut Verwendung finden. Die Entenhaut wird für Grieben weiterverarbeitet. „Wir wollen so viel wie möglich vom Tier nutzen und so gut wie nichts wegschmeißen“, betont Lukas Mraz. Der Küchenchef gilt als kreativer Visionär, der konventionelle Regeln der Spitzengastronomie spielerisch hinterfragt und gern mit einer Prise Provokation arbeitet. Wie zeigt sich das in der Atmosphäre seines Restaurants? Kann Casual manchmal auch zu leger werden? „Bei uns sitzen nicht nur die Cool-Kids aus Wien, sondern eine bunte Gästemischung – von jung bis alt, von Künstler bis Politiker. Wichtig ist, dass sich jeder wohlfühlt“, erklärt Lukas Mraz. Dabei legt er trotz aller Lässigkeit großen Wert auf einen stets professionellen Service. „Aber wenn ein Gast seinen Teller ableckt, weil es ihm so gut schmeckt, finde ich das auch nicht schlimm. Das freut doch jeden Koch!“ >Wichtig ist, dass sich jeder wohlfühlt.