Diesen Artikel teilen:

3. Apr 2021

|

Wirtschaft

Die Zukunft der Landwirtschaft

Journalist: Jörg Wernien

Trecker in den Straßen von Berlin und Hamburg, Blockaden von Landwirten vor den Lagern der großen Discounter. Die Landwirte in Deutschland sind sauer, sehen ihre Zukunft schwarz.

Wie steht es um die Landwirtschaft in Deutschland? Was läuft verkehrt und ist der Protest berechtigt? Das wollen wir klären und haben mit Markus W. Ebel-Wald-mann, dem Präsidenten des VDL-Bundesverbandes Berufsverband Agrar, Ernährung, Umwelt e.V. gesprochen.

Bauern protestieren von den großen Discountern, die EU plant eine gigantische Reform der Förderungen in der Landwirtschaft – wie sehen Sie die Zukunft der Landwirtschaft?

Unternehmerische Landwirtschaft in Deutschland wird zukunftsfähig sein! Die Landwirtschaft und die gesamte mit ihr verbundene Wertschöpfungskette von der Erzeugung über die Verarbeitung, den Groß- und Einzelhandel bis hin zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern steht vor einem gewaltigen Paradigmenwechsel. Die Landwirtschaft ist hierbei derzeit nicht zu beneiden, da sie sich nicht nur selbst neu ausrichten muss, sondern an vielen Fronten zu kämpfen hat: Tierwohl, Artenrückgang, Nährstoffüberschüsse, Antibiotika- und Pestizideinsatz bis hin zum Klimawandel – kaum ein Tag, ohne dass die Landwirt-schaft Schlagzeilen macht. Die Frage nach der gesellschaftlichen Verantwortung und die Zukunftsfähigkeit der Branche wird von einer breiten Öffentlichkeit diskutiert.

Immer größer, immer mehr Fläche  und immer mehr HighTech im Stall  und auf dem Acker – wo wird das Hin-führen und ist dieser Weg eigentlich noch zeitgemäß?

Produktivitätssteigerungen durch den Einsatz neuer Technologien, klugen Innovationen und Vermarktungsstrategien sind in allen Branchen der Wirtschaft selbstverständlich und werden auch er-wartet. Nur in der Landwirtschaft wird dies seit vielen Jahrzehnte fortlaufend hinterfragt. Keine andere Branche kann aber so nachhaltig wirtschaften, also ökologische, ökonomische und soziale Aspekte vereinen. Alleine schon bei der Digitalisierung war die Landwirtschaft Vorreiter und hat hier Maßstäbe gesetzt. Dank der exzellenten Arbeit an unseren Hochschulen und im Agribusiness wird dies auch so bleiben.   

Wie kann die Landwirtschaft CO2-neutral werden – was muss sich verändern?

Bis 2030 will Deutschland den Treibhausgasausstoß um mindestens 55 Prozent verringern. Das Klimaschutzgesetz sieht vor, die jährlichen Emissionen in der Landwirtschaft bis 2030 gegenüber 2014 um 14 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zu reduzieren. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat hierzu ein umfangreiches Maßnahmenpaket entwickelt, um sicherzustellen, dass die gesetzlichen Vorgaben eingehalten werden. Dieses ist Teil des Klimaschutzprogramms 2030 geworden.

Stichwort CRISP und Genschere – könnte mit dem Einsatz dieser Technologien der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln drastisch reduzierte werden (siehe das Projekt Pilton-Weizen)?

CRISPR hat zweifelsfrei für die landwirtschaftliche Pflanzenzüchtung eine große Bedeutung. Dieses Verfahren eröffnet zum Beispiel Möglichkeiten, Kulturpflanzen widerstandsfähiger gegen schädliche Pilze, Viren und Bakterien zu machen. Auf diese Weise könnten krankheitsbedingte Ertragsverluste und zugleich der Pflanzenschutzmittelaufwand minimiert werden. Erste Erfolge gibt es bereits: So ist es Forscherinnen und Forschern zum Beispiel gelungen, mit CRISPR/Cas eine Weizensorte zu entwickeln, die eine wirksame Resistenz gegen den bedeutenden Schadpilz Mehltau zeigt. Pflanzen können zudem hitze- und dürreverträglicher gemacht werden, um den Folgen des Klimawandels entgegenzuwirken. Es gibt also vielfältige Anwendungsmöglichkeiten für diese Form der Gentechnik, die – wenn man sie einsetzen möchte – Nutzen stiften kann.

Trotz Corona ein Blick in Zukunft – was bringt das Jahr?

Es ist zu hoffen, dass sich Landwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel in diesem Jahr den gemeinsamen Herausforderungen stellen. Die Einrichtung einer nationalen Ombudsstelle zwischen Handel und Landwirtschaft ist hier ein erster wichtiger Schritt. Die Potenziale der Digitalisierung werden durch die Corona-Pandemie nochmals einen gewaltigen Schub erfahren. Bleibt zu hoffen, dass die Landwirtschaft und ihrer vielfältigen Leistungen ebenfalls einen Schub an gesellschaftlicher Anerkennung erfahren und nicht zuletzt die politischen Rahmenbedingungen so gestaltet wer-den, dass alle in der Wertschöpfungskette auch wirtschaftlich davon partizipieren.

30. Apr 2025

|

Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home