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3. Jul 2019

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Gesellschaft

Die zweite Chance für Berufstätige

Journalist: Armin Fuhrer

Das Abitur oder ein Hochschulstudium nachholen? Das ist möglich, erfordert aber ein hohes Maß an Motivation und Selbstdisziplin.

Leben bedeutet Veränderung, das gilt auch für die eigenen Berufswünsche. Wer zum Beispiel als Jugendlicher keine Lust mehr auf die Schule hatte und möglichst schnell eigenes Geld verdienen wollte, ärgert sich vielleicht später, dass er keine Hochschulreife hat, um an einer Universität zu studieren – aber es ist nie zu spät, diese Qualifikation nachzuholen. Das funktioniert an einem Abendgymnasium sogar neben dem eigentlichen Berufsleben. Was aber jedem klar sein sollte: Wer sich für diesen Weg entscheidet, braucht Energie und Ausdauer und muss bereit sein, für eine Weile weitgehend auf ein Privatleben zu verzichten. Denn für den Erwerb der Hochschulreife an einem Abendgymnasium müssen rund 20 Stunden pro Woche aufgebracht werden – neben der eigentlichen Arbeitszeit im Beruf. Voraussetzungen für die Aufnahme an einem Abendgymnasium sind ein Realschulabschluss und in der Regel eine dreijährige Berufsausbildung. Der Schüler besucht das Abendgymnasium drei Jahre lang. Am Ende steht die Abiturprüfung an, die zum Studium an einer Hochschule berechtigt. 

Neben den kostenlosen staatlichen Abendgymnasien bieten auch Volkshochschulen und private Schulen die Ausbildung an. Die Privaten haben oft kleinere Klassen, dafür entstehen allerdings mitunter hohe Kosten. Außerdem kann das Abitur auch an einem Kolleg nachgeholt werden. Da der Unterricht hier tagsüber stattfindet, ist der Besuch eines Kollegs für Berufstätige in der Regel nicht möglich. An Abendschulen können auch der Hauptschul- und der Realschulabschluss nachgeholt werden.

Auch Berufstätige, die den Wunsch nach Veränderung haben und gerne studieren möchten, können das tun. Eine Möglichkeit ist, das Studium an einer Fernuniversität nachzuholen, bei der man also nicht vor Ort sein muss. Gearbeitet wird dann am heimischen Schreibtisch. Das Lernmaterial wird hierbei von der Fernuniversität gestellt. Der Vorteil: Das Studium an einer Fernuni ist ortsunabhängig und die Studenten sind zeitlich flexibel. Dank der Digitalisierung haben viele Fernunis heute einen Online-Campus eingerichtet, über den die Studenten durch ihren das Internet Kontakt zu Kommilitonen und Dozenten halten können. Jedem Studenten wird zudem ein Betreuer an die Seite gestellt, der Fragen beantwortet und bei Problemen hilft. Über die Kosten des Fernstudiums informieren die jeweiligen Anbieter.

Für die Aufnahme eines Fernstudiums sind bestimmte Zulassungsvoraussetzungen zu erfüllen. Dazu gehören eine Hochschulzulassungsberechtigung, ein Erststudium bei weiterführenden akademischen Fernstudiengängen oder einige Jahre Berufserfahrung. Die Prüfungen werden am Hochschulstandort, am heimischen PC oder auch an einer IHK abgelegt. Auch das Studium an der Fernuni erfordert ein hohes Maß an Motivation und Eigenverantwortung. Immerhin: Mit einem Fernstudium kann man sogar Bundesbildungsministerin werden. Die aktuelle Ministerin Anja Karliczek hat zunächst Ausbildungen zur Bank- und zur Hotelfachfrau durchlaufen und anschließend ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Fernuniversität Hagen absolviert.

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.