24. Jun 2020
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Wirtschaft
Journalist: Christian Litz
Martin Lambers, Experte für "die Aus-, Fort- und Weiterbildung in den Grünen Berufen" beim Verband der Landwirtschaftskammern in Berlin äußert sich zu der Digitalisierung in der Landwirtschaft, welche auch die Ausbildung zum Landwirt betrifft und stark verändert.
Der technische Wandel auf den Feldern und in den Ställen hat die Anforderungen in der Landwirtschaft in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Computertechnik auf dem Bauernhof ist heute Alltag und es ist noch lange nicht Schluss. Inzwischen informieren sich Landwirte über digitale Preisberichte und Marktentwicklungen, nutzen Excel-Programme und Apps bei betrieblicher Planung, Steuerung und Dokumentation. Die Veränderungen hatten zur Folge, dass sich die Ausbildung zum Landwirt in den vergangenen Jahren stark veränderte.
Als Ergänzung der ursprünglichen Lehre zum Landwirt ist beispielsweise der duale Ausbildungsberuf "Fachkraft Agrarservice" neu entstanden. In der Ausbildung lernen die Berufsanfänger im Betrieb, in der Schule und auf überbetrieblichen Veranstaltungen was man können muss, um später als professionelle Dienstleistungsfachkraft für landwirtschaftliche Betriebe arbeiten zu können. Denn die haben inzwischen viele Arbeitsfelder ausgelagert, um Kosten zu reduzieren und die Arbeitseffizienz zu verbessern. Deshalb kaufen sie zur Ernte, Aussaat oder zu anderen, manchmal nur einmal im Jahr vorkommenden Aktivitäten, Leistungen von Agrardienstleistern zu.
Inzwischen beginnen bundesweit jährlich etwa 300 neue Lehrlinge ihre Ausbildung alleine in diesem Beruf.
Schon vor mehr als dreißig Jahren, als andere Berufe noch nicht so stark von der Digitalisierung betroffen waren, wurde auf den Feldern und in den Ställen umgeschaltet und die Lehrpläne der Ausbildungsberufe im Bereich Landwirtschaft zogen mit. Heute lernen Landwirt-Azubis wie sie digitale Technik auf Feldern einsetzen oder per Monitoring die Roboter für Melken oder Tierfütterung in ihren Ställen bedienen und elektronisch überwachen können. Und die digitale Technik wird ständig verfeinert. Allerdings, so Martin Lambers, Experte für "die Aus-, Fort- und Weiterbildung in den Grünen Berufen" beim Verband der Landwirtschaftskammern in Berlin: "Landwirtschaft wird immer analog bleiben. Digital sind nur die Hilfsmittel, die Arbeitsinstrumente." In der Landwirt-Ausbildung würden inhaltlich weiterhin der professionelle Umgang mit den Bereichen Pflanze, Tier und Technik erlernt. Abhängigkeit vom Wetter, dem Boden und dem Pflanzenwachstum würden immer dafür sorgen, dass der Beruf Landwirt nicht technisch standardisiert und normiert werden könne.
"Vor allem muss man heute auch lernen, sich selbst zu organisieren." Landwirte seien keine reinen Produzenten, Techniker und Betriebswirte mehr, sondern müssen auch Kommunikatoren sein. Marketing und Vertrieb hätten sich genauso stark verändert wie die technischen Möglichkeiten. "Wissen allein reicht heute nicht mehr, immer wichtiger werden auch Fähigkeiten zur Arbeitsplanung und Organisation, zur Vermarktung und beruflichen Kommunikation." Auch Qualitäts- und Marktanforderungen, Sensibilität für Umwelt, Kulturlandschaft und gesellschaftliche Erwartungen werden wichtiger. "Landwirte sind heute umgeben von Rechtsvorgaben, Sicherheitsregeln, Vorschriften und Ansprüchen."
Viele Wege führen zum Beruf Landwirt. Es gibt alleine 14 Ausbildungswege mit dreijährigen Lehrzeiten, bestehend aus Berufsschulunterricht, Lernen in der Praxis und überbetrieblicher Ausbildung. Dazu gehören unter anderen die Berufe: Tierwirt, Gärtner, Winzer, Forstwirt und eben Landwirt. Am häufigsten wird der Beruf des Landwirts Landwirt wird von Azubis am häufigsten gewählt.