22. Mär 2022
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Wirtschaft
Journalist: Julia Butz
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Foto: Presse
Die Digitalisierung ist auch in der Landwirtschaft auf dem Vormarsch. Wie Smart Farming Landwirten helfen kann.
Dipl.-Volkswirt Ulf Kopplin, Repräsentant der Landmaschinen Fachbetriebe
Ein Bauer, der nicht mehr selbst auf dem Acker steht, sondern die Feldarbeit Maschinen überlässt. Ferngesteuerte Drohnen, die Saatgut pflanzen und Kühe, die von Robotern gemolken werden. Die Digitalisierung ist auch in der Landwirtschaft auf dem Vormarsch. Und soll dabei helfen, Produktivität, Nachhaltigkeit und Tierwohl in Einklang zu bringen und eine Branche, die zunehmend von Preiskampf und Fachkräftemangel betroffen ist, in eine tragfähige Zukunft.
Smart Farming bezeichnet diese digitale Transformation in der Landwirtschaft, bei der durch den Einsatz innovativer Technologien die monotone und personalintensive Arbeit der Landwirte vereinfacht werden soll. „Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel, die Landwirtschaft wird in Zukunft völlig anders aussehen“, so Dipl.-Volkswirt Ulf Kopplin, Repräsentant der Landmaschinen Fachbetriebe. Und so könnte diese Zukunft aussehen: mit Hilfe von Feldrobotern kann Unkraut gejätet und gedüngt oder Pestizide von unbemannten Fahrzeugen entfernt werden. Gleichzeitig sammeln die Helfer Daten, basierend auf sensorbasierten Echtzeitsystemen. Der Einsatz von Sensoren macht es möglich, die Futterausgabe im Stall zu automatisieren, genauer zuzuteilen und das Melken zu automatisieren. Gleichzeitig können Tierwohl und Tiergesundheit so besser überwacht werden. Traktoren könnten zukünftig nicht nur autonom übers Feld fahren können, sondern den Boden präzise und abgestimmt auf die jeweilige Bodenbeschaffenheit, bearbeiten.
Ulf Kopplin weiß, dass die Technologien für diese Zukunft bereits da sind, sieht allerdings für die Praxisreife noch einige Herausforderungen und Hürden die es zu meistern gilt, zum Beispiel was die Sicherheit anbelangt. Zudem fehlt es vor allem im ländlichen Raum noch immer an einem flächendeckenden Netzausbau, was eine zwingende Voraussetzung für einen reibungslosen Einsatz mobilgesteuerter Technik ist.
In der Präzisionslandwirtschaft (Precision Farming) werden neue Technologien schon heute angewandt. Hier steht eine möglichst optimale Flächennutzung im Fokus: Das computergestützte Sammeln von Daten und Kartieren von Ackerflächen ist für die Landwirtschaft nicht neu, nur kann dies nun sehr viel präziser geschehen. Jede Anbaufläche kann auf den Zentimeter genau erfasst werden, jede Bodenerhebung, jede Kante und jeder Hügel des Feldes genauestens kartiert und einzelne Feldteile je nach Bodenbeschaffenheit charakterisiert werden. Denn nicht an allen Stellen finden sich gleichgünstige Bedingungen für die Bewirtschaftung. Über Sensoren werden die Bodenwerte detailliert gemessen, an den Bordcomputer des Traktors übertragen und die Feldteile so gezielter bearbeitet, gedüngt oder bewässert. Auf aufwendige und kostenintensive Bodenproben kann dadurch verzichtet werden.
Da sich der Anteil an landwirtschaftlichen Nutzflächen nicht beliebig erweitern lässt, sondern bedingt durch Klimawandel und demografische Entwicklungen eher rückläufig ist, wird es umso wichtiger, die zur Verfügung stehenden Flächen, so effizient und präzise wie möglich zu nutzen. Eben Smart Farming.