23. Jul 2019
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Gesellschaft
Journalist: Peter Hübner
Die Bauwirtschaft durchlebt derzeit einen tiefgreifenden Umbruch. Digitalisierung, Globalisierung, Vernetzung, Mobilität und zunehmende Komplexität verändern die Branche mit hoher Geschwindigkeit. Auf das Planen, Erstellen und Betreiben von Bauwerken kommen ganz neue Herausforderungen zu: Die digitale Vernetzung fördert und fordert eine frühzeitige Zusammenarbeit und verbesserte Kommunikation der Akteure untereinander. Weil sie die gesamte Wertschöpfungskette Bau umfasst, ist die Digitalisierung eine gemeinsame interdisziplinäre Aufgabe für alle Beteiligten.
Anstatt den technischen Entwicklungen hinterherzulaufen wollen wir, seitens der Bauindustrie, die Perspektiven nutzen. Denn die Digitalisierung ist kein Selbstzweck, sie ist ein Werkzeug und eine Methode. Sie ist dann sinnvoll, wenn sie in unserem Leben, Arbeiten und unserer Umwelt einen Mehrwert schafft. Anstatt uns von der Dynamik vereinnahmen zu lassen, sollten wir die Digitalisierung aktiv in unsere Dienste stellen.
Dabei ist es wichtig, sich immer wieder die übergeordneten Ziele vor Augen zu halten. Wir sollten nicht fragen: Wie setzen wir Digitalisierung um? Sondern stattdessen: Wofür brauchen wir die Digitalisierung? Wie machen wir sie uns zu Nutze?
Ziele des Planens und Bauens, zu denen die Digitalisierung beitragen kann, ist die Erstellung qualitätsvoller Bauwerke für Wohnen, Arbeiten, Bildung, Gesundheit, Handel, Kultur oder Verkehr – flexibel, sozial, bezahlbar, energieeffizient und langfristig nutzbar. So können beispielsweise Lebenszyklusbetrachtungen bereits in der Planungsphase für eine passgenaue Materialauswahl und Konstruktionsweise genutzt werden. Zukünftig erwarten wir verbesserte und leistungsstärkere Produkte, mehr Service sowie mehr Nutzungs- und Betriebskomfort. Im größeren Maßstab werden wir auch an der Digitalisierung unserer gebauten Umwelt und unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens mitwirken. Wir werden smarte Cities bauen, eine intelligente Energieversorgung bereitstellen und die Verkehrswege für die Mobilität der Zukunft schaffen. Ressourceneffizienz und die Sicherung unserer hohen Lebensqualität gehören hier zu den Schlüsselbegriffen.
Doch wir schauen beim Thema Digitalisierung natürlich auch den eigentlichen Prozess des Planens und Bauens an. Verkürzung der Bauzeiten, gestiegene Anforderung an Terminsicherheit und Qualität sowie eine hohe Sensibilisierung gegenüber Ausführungsqualitäten sind aktuelle Aufgabenstellungen im Bauwesen. Die Verknüpfung von Planungsdaten mit Terminplänen, Kosten und Fertigungsmethoden sorgt hier für Effizienzsprünge. Darüber hinaus sehen wir eine sehr positive Modernisierung der Arbeitswelt auf uns zukommen. Schwere und repetitive Arbeiten können in Zukunft automatisiert werden, gleichzeitig werden attraktive neue Arbeitsplätze entstehen. Auf den deutschen Ingenieurbau als Markenzeichen kommen sehr interessante neue Geschäftsfelder und Exportchancen zu.
Wenn die Digitalisierung konsequent zur Erreichung dieser Ziele eingesetzt wird, dann wird sie zu einer Erfolgsgeschichte. Die Grundlage dafür bildet die verbesserte, transparentere Kommunikation und Kollaboration aller Beteiligten. In diesem Sinne wird die Bauindustrie die Digitalisierung nicht nur im technischen Sinne als Innovationsmotor nutzen, sondern auch als auch Weichensteller für einen Kulturwandel des partnerschaftlichen Zusammenarbeitens.