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11. Dez 2019

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Gesellschaft

Digitalisierung, Industrialisierung, Künstliche Intelligenz – Die Bauwirtschaft zwischen Euphorie, Wandel und Zäsur

Journalist: Thomas Kirmayr

Selten haben so viele Veränderungsprozesse auf die Bauwirtschaft eingewirkt wie derzeit. Weltweit wird mit Nachdruck daran gearbeitet, die Produktivitätsdefizite des Bauprozesses mit Hilfe der Digitalisierung und Industrialisierung zu erschließen. 

Gleichzeitig zwingen uns die Umweltprobleme zu einer hohen Effizienz im Umgang mit Mensch, Material und Ressourcen. In vielerlei Hinsicht ist die Bauwirtschaft dabei einzigartig. Keine andere Branche weist ein größeres weltweites Marktvolumen auf, keine besitzt – neben der Ernährung – eine größere soziale Bedeutung und kaum eine andere ist gleichzeitig so stark in traditionelle Methoden und Prozesse verhaftet. Digitalisierung und BIM (Building Information Modeling) haben die Branche wachgerüttelt, doch die langanhaltend gute Baukonjunktur sorgt dafür, dass sich die deutsche Bauwirtschaft nur zögerlich dem dringend erforderlichen Wandel stellt. Eine trügerische Sicherheit zwischen Euphorie und fehlender Investition in den Wandel und in die Zukunft. Dabei ist offensichtlich, dass ein in Methoden, Werkzeugen und Qualifikationen einwirkender Veränderungsprozess auch Investitionen erfordert. Produktivität und Wertschöpfung spielen ihr Potential erst nach einer strukturierten Investitionsphase aus. In einem 350-Milliarden-Markt, dem aktuelle Studien allein durch BIM ein zusätzliches Wachstum von drei Prozent zutrauen, passen objektiv die Verhältnismäßigkeiten zwischen Potential, Erwartungshaltung und getätigter bzw. bereit gestellter Investition in Deutschland nicht zusammen.

Andere Länder haben längst erkannt, dass es bei der Digitalisierung nicht nur um die Verbesserung der Bauprozesse geht: Daten, IoT (Internet of Things) und künstliche Intelligenz sind das Kapital der Geschäftsmodelle der Zukunft und gehen in ihren Marktpotentialen weit über das klassische Bauen hinaus. Deshalb rüstet sich die internationale Baubranche mit Milliardeninvestitionen für den Kampf um die Baumärkte der Zukunft.

Unbestritten trägt die spezialisierte und fragmentierte Struktur der deutschen Bauwirtschaft das genetische Potential in sich, im Bereich der Prozesseffizienz zu den weltweiten Gewinnern zu zählen. Jedoch nur, wenn es gelingt, alle am Bauprozess Beteiligten über intelligente und offene Gebäudeinformationsmodelle im Sinne virtueller Unternehmen zu vernetzen.

Eine stetig wachsende Startup-Szene offenbart zudem die historische Chance, dank der Digitalisierung eine junge Generation für das Bauen zu begeistern und ihm ein ganz neues Bild im Sinne von „frech, agil und modern" zu verleihen. Dieses einzigartige Potenzial darf nicht mit Diskutieren, Verwalten und Abwarten vergeudet werden. Vielmehr müssen die Kräfte gebündelt, ausgerichtet und strukturiert werden, da es längst nicht mehr um den Wettbewerb im eigenen Land geht, sondern um die Frage, ob unsere einzigartige Struktur aus Handwerk, Mittelstand und Industrie, dem Wettbewerb internationaler Entwicklungen standhalten kann.

Diese Herausforderung muss die Bauwirtschaft annehmen, damit es nicht auch in Zukunft heißt: „How dare you!“ – „Wie konntet ihr es wagen, diese Möglichkeit ungenutzt zu lassen!“

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.

2. Okt 2025

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Gesellschaft

Lebensmittel sind weit mehr als bloße Konsumgüter – Ein Beitrag von René Püchner, Präsident Lebensmittelverband Deutschland

Sie sind Kultur, Identität, Genuss und Spiegel gesellschaftlicher Vielfalt. Sie vereinen jahrhundertealtes Handwerk mit modernster Technik, globale Lieferketten mit regionalem Bewusstsein, individuelle Lebensstile mit kollektiver Verantwortung. Wer über Lebensmittel spricht, spricht über auch über die Art und Weise, wie wir leben, genießen und gestalten wollen. Unsere aktuellen Umfragedaten zeigen eindrücklich: Eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung hält Lebensmittelvielfalt für wichtig. Zwischen dem 15. und 18. Juli 2025 befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa im Auftrag unseres Verbandes 1.037 Menschen bundesweit. Das Ergebnis: 76 Prozent beurteilen Vielfalt als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Besonders deutlich ist die Haltung bei Jüngeren: 94 Prozent der 18- bis 29-Jährigen betonen, wie essenziell Vielfalt für sie ist. Für 81 Prozent ist sie Ausdruck kultureller Vielfalt, für 78 Prozent integraler Bestandteil moderner Ernährung. Und 77 Prozent probieren gern Gerichte aus anderen Kulturen – ein Ausdruck von Neugier und kulinarischer Offenheit. Diese Zahlen belegen eindrucksvoll: Vielfalt ist kein Luxus, sondern eine Erwartung. Ein Grundbedürfnis in einer dynamischen, global vernetzten Gesellschaft. Die Lebensmittelwirtschaft trägt Verantwortung, diese Erwartungen nicht nur zu erfüllen, sondern aktiv zu gestalten – durch Transparenz, Qualität und Innovation. >Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Mit Blick auf soziale Teilhabe und Integration richtet sich unser Blick auch auf strukturelle Vielfalt. So hat der Lebensmittelverband gemeinsam mit der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie das „What the Food“-Forum: Diversity in the Food Industry initiiert, das am 18. September 2025 in Berlin stattfand. Unter anderem unter dem Motto „Migration als Erfolgsfaktor in der Lebensmittelbranche“ beleuchteten wir Beiträge von Menschen mit Migrationsgeschichte, diskutierten Chancengleichheit und kulturelle Sensibilität und zeigten, wie Vielfalt gelebt wird und Mehrwert schafft. Die Herausforderungen, vor denen wir in der Lebensmittelwirtschaft stehen, sind durchaus komplex: Klimawandel und Ressourcenschutz erfordern neue Wege in Produktion, Logistik und Verpackung. Der Wunsch nach gezielter Ernährung – sei es vegetarisch, proteinreich, bio oder funktional – wächst. Digitalisierung und Künstliche Intelligenz eröffnen neue Möglichkeiten, beispielweise mit Blick auf Lieferketten, Rückverfolgbarkeit und der Vermeidung von Lebensmittelverlusten. Verbraucherinnen und Verbraucher erwarten Transparenz, verlässliche Qualität, klare Informationen. Zugleich wünschen sie Vielfalt, Inspiration und genussvolle Erfahrungen. Diesen hohen Anspruch erfüllen wir. Wir setzen in Produktion, Entwicklung und Kommunikation auf qualitativ hochwertige Zutaten, klimafreundliche Verfahren, ressourcenschonende Verpackungen und kultursensible Ansätze. Als Lebensmittelverband Deutschland verstehen wir uns als Brücke: Zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wir bieten Orientierung durch fundiertes Wissen, begleiten Trends faktenbasiert und fördern den Dialog über die Ernährung von morgen.