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21. Mär 2024

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Wirtschaft

DPP im Kontext der Kreislaufwirtschaft

Journalist: Julia Butz

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Foto: Marielle Ursua/unsplash

Standardisierte Daten für langlebige Produkte: Der digitale Produktpass gilt für viele als der Wegbereiter für die Kreislaufwirtschaft.

Durch einen Klick direkten Zugang zu Informationen über Herkunft, enthaltene Rohstoffe und Komponenten, Reparierbarkeit, Ersatzteile oder die fachgerechte Entsorgung sowie den CO2-Fußabdruck eines Produktes erhalten: Für den Verbraucher soll der digitale Produktpass der EU (DPP) über den gesamten Produktlebenszyklus Licht ins Dunkel bringen; für alle Akteure der Wertschöpfungskette kann die Transparenz der Produktdaten wichtiger Enabler für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft sein.

Prof. Dr. Henning Wilts, Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft am Wuppertal Institut bestätigt die Vorteile des DPP, insbesondere vor dem Hintergrund knapper werdender Rohstoffe und dem verstärkten Einsatz von Abfällen als Rohstoffquelle: „Wir müssen zukünftig viel besser als heute wissen, welche Rohstoffe in welchen Mengen in einem konkreten Produkt enthalten sind, wie das Produkt genutzt wurde und wo es als Abfall angefallen ist. Diese Informationen könnten digitale Produktpässe liefern und damit Reparaturen oder Recyclingprozesse rentabel werden lassen. Prozesse, die heute unterbleiben, weil genau diese Informationen fehlen.“

Bislang werden Produktdaten zwar bereits an vielen Stellen der Wertschöpfungsketten erfasst, dann jedoch ausschließlich unternehmensintern abgelegt. Mit Einführung des DPP sieht die EU ein dezentralisiertes System mit Datenzugangsberechtigungen vor, bei der sämtliche Produktdaten entlang des Lebenszyklus erfasst und dann ausschließlich für die jeweils relevanten Akteure zugänglich gemacht werden. „Bei diesen hochsensiblen Daten muss auch mit Blick auf den Verbraucherschutz ganz genau geschaut werden, wer Zugriff auf welche Daten bekommen darf,“ mahnt Henning Wilts. Mit der Folge, dass die Entwicklung entsprechender Vorgaben und Regelwerke seiner Meinung nach so komplex und aufwendig ist, dass kleinere Unternehmen gezielte Unterstützung benötigen werden, um nicht am Markt abgehängt werden. Dazu komme der anfallende Energie- und Ressourcenverbrauch, was auch aus ökologischer Sicht für eine möglichst effiziente Nutzung der Daten sprechen sollte.

Bis 2024 sollte nach den Plänen der Europäischen Kommission die Basis für die Einführung des DPP in den ersten Schlüsselindustrien realisiert und mit Batterien als Produktgruppe gestartet werden. Ab 2026 wird der DPP für alle Batterien verpflichtend sein, die importiert oder hierzulande auf den Markt gebracht werden. Nach Henning Wilts liegt bis dahin allerdings noch sehr viel Arbeit auf dem Tisch: „Zum Beispiel in Hinblick darauf, welchen Zugriff auch die Umweltbehörden auf solche Daten bekommen sollen. Immer mehr Unternehmen erkennen, wie stark das Thema DPP ihre Geschäftsmodelle verändern wird, entsprechend hart ist natürlich auch der Kampf darum, welche Vorstellungen zur konkreten Umsetzung sich am Markt bzw. in den entsprechenden Regelwerken durchsetzen werden.“

Interessanter Fakt:

Im Rahmen des Europäischen Green Deal und des Circular Economy Action Plan (CEAP) hat die EU mit der Ecodesign for Sustainable Products Regulation 2022 den Grundstein für die Realisierung des DPP gelegt. Lt. Studie des Wuppertal Instituts/2022 existieren europaweit knapp 80 verschiedene Initiativen zum DPP.