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10. Dez 2024

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Business

Durch die Bachelorarbeit direkt ins eigene Business

Journalist: Katja Deutsch

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Foto: cottonbro studios/pexels

Noch während der Uni ein Start-up zu gründen, kann gut funktionieren, wenn man sehr viel Energie und Disziplin hat.

Ein Unternehmen neben dem Studium zu gründen, bietet viele Vorteile, doch mal eben „nebenbei“ funktioniert es nicht. Gründen erfordert vollen Einsatz – genau wie das Studium auch. Oft wird deshalb erst am Ende des Studiums, im Zuge der Bachelor- oder Masterarbeit der Wunsch wach, seine wissenschaftlichen Erkenntnisse in Form eines Start-ups zur Marktreife zu bringen. Aus der Uni heraus zu gründen, hat den Vorteil, dass man im Normalfall noch keine familiären Verpflichtungen hat und örtlich wie zeitlich flexibel arbeiten kann. Somit bleiben jede Menge Energie und Leidenschaft, um an neuen Ideen zu forschen und diese zu verwirklichen.

An einer Hochschule hat man Zugriff auf enormes Wissen, Fertigkeiten und Ressourcen, die bei einer Unternehmensgründung helfen können, es gibt entsprechende Labore, die beste Technologie, und vor allem gibt es potentielle Mitgründer, nämlich seine Kommilitonen. Einer der Hauptgründe, warum Start-ups scheitern, liegt in einem schlecht kooperierenden Team. Nach mehreren gemeinsam verbrachten Semestern weiß man jedoch, wie die potenziellen Mitgründer arbeiten, wie verlässlich, sozial, diszipliniert, engangiert und innovativ sie sind – also ob man sie unbedingt im Boot haben möchte oder eher nicht.

Viele Professoren und wissenschaftliche Mitarbeitende stehen zusätzlich als Ansprechpartner bereit, und können wertvollen Input liefern. Manche Hochschulen haben auch ein professionelles Gründerzentrum auf dem Campus integriert, wo Studierende in allen Fragen der Gründung Beratung und Unterstützung erhalten. Häufig bieten diese ihren Studierenden spezielle Programme, Kurse oder Inkubatoren an, die den gesamten Gründungsprozess unterstützen. Bei guten Ideen kann es sogar vorkommen, dass Professoren zu den ersten Investoren zählen. 

Die wichtigste Frage für Gründer lautet nach wie vor: Wer braucht mein Produkt oder meine Dienstleistung? Diese Frage sollte man durchaus vielen Menschen stellen, um eine ehrliche Antwort zu erhalten.

Wenn man nun seine Zielgruppe kennt, sollte man seinen Unique Selling Point definieren, der das neue Produkt von der Konkurrenz abhebt. Erst dann beginnt der lange und aufwendige Weg der Produktentwicklung bis zur Marktreife, der Preisgestaltung, der Suche nach Absatzmöglichkeiten, und dem Wichtigsten überhaupt: Geldgeber und Kunden. Dazwischen müssen unzählige Formalitäten, Anmeldungen, Einwilligungen usw. beantragt und ausgefüllt werden.

Immatrikulierte Gründer können übrigens weiterhin BAFöG erhalten. Erwirtschaftet man jedoch mehr als 5.400 Euro Gewinn pro Jahr, wird es gekürzt bzw. gestrichen. Hier kann ein Steuerberater dabei helfen, den Gewinn offiziell und legal zu minimieren. 

Kindergeld dagegen wird einkommensunabhängig gezahlt. Wichtig ist jedoch, weiterhin immatrikuliert zu bleiben. Kindergeld wird bis zum Ende der ersten Ausbildung gezahlt, höchstens jedoch bis zum Alter von 25 Jahren.

Studierende Gründer können familienversichert bleiben, wenn sie nicht mehr als 520 Euro pro Monat dazuverdienen (ab 2025 538 Euro)

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Nachhaltig, transparent und partnerschaftlich – Im Interview mit Barbara Frenkel, Vorstandsmitglied Porsche AG

**Warum bekommt die Beschaffung oft so wenig Aufmerksamkeit – obwohl so viel von ihr abhängt?** Weil Beschaffung meist im Hintergrund läuft – und erst dann in den Blickpunkt rückt, wenn etwas fehlt. Das kennt jeder aus dem Alltag: Fehlt beim Kochen eine Zutat oder beim Möbelaufbau eine Schraube, steht meist alles still. Im industriellen Maßstab kann das bedeuten: keine Teile, kein Auto. Unsere Lieferketten sind heute hochgradig komplex, global und auf Effizienz ausgelegt. Fällt ein einziges Teil aus, sei es durch eine Naturkatastrophe, einen Cyberangriff oder geopolitische Spannungen, kann dies die Produktion gefährden. Deshalb denken wir bei Porsche Beschaffung heute anders: vorausschauender, vernetzter und deutlich resilienter. **Welche Strategie verfolgen Sie, um Lieferketten auch in Krisenzeiten stabil und widerstandsfähig zu halten?** Entscheidend ist die Transparenz in der gesamten Lieferkette – also über unsere direkten Lieferanten hinaus. Uns interessiert: Wer sind die Partner dahinter? Wo haben sie ihre Standorte und welchen Risiken sind sie ausgesetzt? Dabei simulieren wir beispielsweise Wetterereignisse oder Cyberattacken. Wir bewerten globale Rohstoffverfügbarkeiten und identifizieren Single-Source-Situationen. Über allem steht die Frage: Wo könnte ein möglicher Ausfall besonders kritisch für uns sein? **Und welche konkreten Maßnahmen ergreifen Sie, um Risiken zu minimieren?** Hier braucht es ein ganzes Maßnahmenbündel. Als vergleichsweise kleiner Hersteller können wir nicht überall auf eine Zwei-Lieferanten-Strategie setzen. Stattdessen überlegen wir uns etwa, wo wir bei kritischen Materialien gezielt Lagerbestände in Werksnähe aufbauen. Oder wir beauftragen zusätzliche Werkzeugsätze, die bei Bedarf schnell aktiviert werden können. **Wie wählen Sie Lieferanten aus, welche Kriterien sind dabei besonders wichtig?** Die Auswahl unserer Lieferanten ist immer Teamwork. Beschaffung, Entwicklung und Produktion arbeiten eng zusammen. Häufig entwickeln wir die Lösungen gemeinsam mit unseren Lieferanten. Hierbei spielt die technische Bewertung in enger Abstimmung mit unserer Entwicklung eine wichtige Rolle. Die Produktion wiederum achtet sehr stark auf die Logistik. Jeder potenzielle Partner durchläuft ein umfassendes Auditverfahren. Dabei geht es um Qualitäts- und Machbarkeitsaudits. Aber auch um eine umfassende Risikoanalyse. Ein fester Bestandteil bei der Auswahl sind zudem Kriterien bei der Nachhaltigkeit. Also rechtliche, ethische und ökologische Standards. >Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. **Wie wichtig ist Ihnen die Einbindung mittelständischer Lieferanten in Ihrer Lieferkette?** Viele unserer Fahrzeuge sind stark individualisiert – das erfordert flexible, anpassungsfähige Partner. Viele Mittelständler aus Deutschland bieten genau diese Qualität. Vor allem, wenn sie sich in unmittelbarer Werksnähe befinden. Vorteile sind kurze Wege und schnelle Reaktionszeiten. Als in Deutschland verwurzeltes Unternehmen ist uns zudem daran gelegen, die heimische und europäische Lieferkette zu stärken. **Sie haben die Nachhaltigkeit bereits angesprochen. Nochmals konkret: Wie integrieren Sie diese Kriterien in den Beschaffungsprozess?** Wie gesagt, wir denken hier ganzheitlich und in drei Dimensionen: ökologisch, sozial und ethisch. Im ökologischen Bereich legen wir besonderen Wert auf den CO₂-Fußabdruck in der Lieferkette. Hier entscheiden der Energiemix, die verwendeten Rohstoffe und der Anteil an recyceltem Material. Auch der Wasserverbrauch wird immer wichtiger. Soziale und ethische Aspekte sind ebenfalls von Bedeutung. Wir erwarten, dass internationale Arbeitsstandards eingehalten und faire Löhne gezahlt werden. **Wie haben Sie Einkaufprozesse bzw. das Lieferantenmanagement erfolgreich verbessert?** Rund 80 Prozent der Wertschöpfung entsteht bei uns in der Lieferkette. Entsprechend hoch ist die Bedeutung eines effizienten und partnerschaftlich ausgerichteten Lieferantenmanagements. Deshalb setzen wir bewusst früh an: Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. Über diesen engen Austausch entstehen belastbare Partnerschaften – von Anfang an. **Wie reagieren Sie auf regionale Marktanforderungen?** Angesichts fragmentierter Märkte gewinnt die regionale Verankerung an Bedeu-tung. In China arbeiten wir beispielsweise gezielt mit starken lokalen Partnern zusammen. Mit dem Ziel, marktgerechte Lösungen zu entwickeln – etwa beim Infotainment. Auch regulatorische Anforderungen erfordern spezifische Lösungen, das Aufspüren innovativer Technologien und innovativer Partner. Immer mehr handelt es sich dabei auch um Start-ups aus branchenfremden Bereichen, etwa beim autonomen Fahren, der Konnektivität oder Software. >Bereits in der Entwicklungsphase binden wir Lieferanten eng in unsere Prozesse ein. Gemeinsam können wir Kosten optimieren, die Umsetzung garantieren und verlässliche Qualität reproduzieren. ## Infos zur Person Barbara Frenkel: Als Kind wollte sie Astronautin werden. Heute leitet Barbara Frenkel das Vorstandsressort Beschaffung der Porsche AG. Frenkel war die erste Frau im Vorstand des Sportwagenherstellers. Sie blickt auf eine mehr als 20-jährige Managementkarriere bei Porsche zurück. Zuvor war sie bei verschiedenen Automobilzulieferern tätig. Barbara Frenkel (62) scheidet zum 19. August 2025 auf eigenen Wunsch aus dem Porsche-Vorstand aus und übergibt ihre Verantwortung an Joachim Schar-nagl (49), der ihre Nachfolge antritt. Privat genießt sie Ausfahrten mit ihrem Oldtimer, einem 911 G-Modell. Sie ist begeisterte Taucherin und unternimmt gerne Ausflüge mit ihrem Hund in die Natur.