24. Sep 2019
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Business
Journalist: Frank Tetzel
Auf den ersten Blick ist neben dem Patienten im OP kein Arzt zu erkennen, im Operationsraum steht lediglich ein Roboter und führt mit seinen zwei beweglichen Armen die erforderliche Schnitte aus, eine hochauflösende Kamera überwacht alle diese Schritte.
Das OP-Team sitzt hinter einer Scheibe ein paar Meter weiter und steuert mit Hilfe einer Konsole und Fußpedalen die freibeweglichen Greifer der Maschine. Sowohl für den Patienten, als auch für die Operateure bringen diese neuen Assistenzsysteme Vorteile. Zum einen sind die Bilder, welche die Kamera überträgt, hochauflösender und deutlicher, als es das menschliche Auge sehen würden, zum anderen braucht der Operateur nicht mehr in gebückter Haltung am Patienten zu stehen, was den Rücken entlastet.
Diese Operationsassistenzsysteme sind inzwischen in viele deutsche Kliniken eingezogen, denn die Digitalisierung macht auch vor deutschen Krankenhäusern keinen Halt.
Am Ende ist es immer noch der Mensch und das Fachwissen des Arztes, der die Computer und Roboter steuert und programmiert.
Für die Patienten ist dies wohl noch eine Beruhigung, denn eine jüngst veröffentliche Umfrage zum Einsatz von künstlicher Intelligenz im Medizinbereich ergab, dass die negativen Einschätzungen gegenüber dem Einsatz dieser Technologien nach wie vor überwiegen.
Allerdings gibt es einige Bereiche, in denen Menschen dem Einsatz von KI durchaus Positives abgewinnen können. Rund jeder zweite Befragte verbindet mit künstlicher Intelligenz die Hoffnung auf schnellere Diagnosen. Fast ebenso viele meinen, dass ihr Einsatz dort sinnvoll ist, wo Fachkräfte fehlen – zum Beispiel im ländlichen Raum. Vier von zehn Interviewten begrüßen künstliche Intelligenz, wenn es um sensible Themen geht, die sie nicht unbedingt mit einem Arzt besprechen möchten.
Operationssysteme einerseits, Patientenversorgung anderseits, in der Brandbreite spielt sich derzeit die Automatisierung und Digitalisierung in Hospitälern ab. Schon längst gibt es Roboter die Patientenessen ausfahren.
Nicht zuletzt ist diese Entwicklung dem eklatanten Fachkräftemangel zuzuschreiben, den es im medizinischen und Pflegebereich in Deutschland gibt. Doch smarte Krankenhäuser setzen inzwischen viel früher an. Sie werden als digital unterstützte, intelligent arbeitende Steuerungseinheiten angesehen, die nicht nur die Perspektive auf den zu operierenden oder zu behandelnden Patienten in einer Momentaufnahme haben, sondern sich sektorübergeifend an der Krankengeschichte des Patienten orientieren, das setzt allerdings eine digitale Vernetzung zum Beispiel mit niedergelassenen Ärzten oder auch nachgelagerten Einrichtungen voraus. Zudem will das smarte Krankenhaus Ärzte und medizinischen Personal von dokumentarischen Pflichten, welche die Hälfte der sowieso schon von Mehrarbeit geprägten Arbeitszeit ausmachen, entlasten.
In das gleiche Horn stößt ein Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministeriums aus dem Mai. Mit dem Gesetz will Gesundheitsminister Jens Spahn, dass digitale Gesundheitsanwendungen möglichst schnell in die Versorgung der Patienten gebracht werden, angefangen von Telematikstrukturen, indem beispielsweise der Impfausweis in die elektronische Patientenkarte integriert wird, über die bis hin zu einer tatsächlichen elektronischen Patientenakte, die die Verwaltungsprozesse im Gesundheitswesen vereinfachen sollen. Dabei schließt das geplante Gesetz lediglich eine Lücke, die es in den Anwendungen und der Realität schon längst gibt.