29. Mär 2022
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Wirtschaft
Journalist: Theo Hoffmann
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Foto: Karsten Wurth/unsplash
In den letzten zehn Jahren ist die Zahl landwirtschaftlicher Betriebe um 15 Prozent gesunken. Viele landwirtschaftliche Betrieben haben darauf mit Alternativen reagiert.
Eigentlich gehörte es immer schon zu landwirtschaftlichen Betrieben, dass sie neben ihrer eigentlichen Feldarbeit und der Viehzucht auch andere Einnahmequellen erschlossen haben. Schon immer war das Segment der „Ferien auf dem Bauernhof“ ein einträglicher Nebenverdienst. Erst recht, wenn nicht nur Fremdenzimmer vermietet wurden, sondern im Rahmen eines Reiterhofs auch größere Gruppen beherbergt werden konnten. Als Landwirte haben viele von ihnen auch Jagdscheine, engagieren sich in der Forstwirtschaft und dem Handel mit Wildfleisch oder in eigenen Teichen gezüchteter Karpfen. Heute aber ist die Notwendigkeit, sich etwas dazu zu verdienen weit größer geworden als eh und je. Das „Ur-Geschäft“ wirft nicht mehr genug ab, um die hohen Kosten eines Betriebes zu halten, weshalb mittlerweile auch viele Betriebe das Handtuch geworfen haben.
Andere haben indes geschickt auf die neuen Gegebenheiten reagiert und sind etwa auf den Zug aufgesprungen, Hofläden mit Bio-Gemüse zu schaffen, die je nach Jahreszeit etwa zur Spargelzeit enorme Margen garantieren. Auch selbstgekochte Marmeladen oder selbstgebrannter Obstler kann zu hohen Preisen veräußert werden. Viele Bauernhöfe unterhalten zudem Antikscheunen, denn auf dem Land sind sie an der Quelle, bei Leerständen von verlassenen Häusern in den Dörfern Möbel und Hausutensilien zu erwerben und zu verkaufen, die man sonst nirgendwo mehr findet.
Da den Städtern so vieles von der Arbeit auf dem Acker oder im Stall nicht mehr vertraut ist, bieten viele Höfe für Kinder und Familien Führungen und Aufenthalte an, bei denen man dann auch mal mit einem historischen Bulldog-Trecker über Stock und Stein hoppeln kann. Ja, und wenn man die Kundschaft schon mal vor Ort hat, warum baut man dann nicht gleich einen urigen Kinderspielplatz und setzt ein Hofcafé daneben? An selbstgebackenem Pflaumenkuchen vielleicht sogar aus Omas Ofen kommt doch kaum jemand vorbei. Ebenso wenig wie an einem frisch geräuchertem Lachs aus eigener Räucherei.
Viele Landwirte verfügen über unendlich viel Platz, den sie vielfältig nutzen können. Egal ob sie den für Hoffeste, den Tannenbaumverkauf, Flohmärkte oder Kinderfeste mit Hüpfburgen und Trampoline nutzen. In den Heidehöfen Niedersachsens etwa findet man aber auch Betriebe, die ganze Feldflächen an Camper oder Segelflieger-Clubs verpachten und manchen nach Übernachtungen suchenden Besucher gleich in einer eigenen Pension versorgen.
Am wichtigsten in unserer Zeit ist aber sicher die Vermarktung von Energie, die im modernen Betrieb auf vielfache Weise quasi abfällt. Mit Solaranlagen und Windkraft, aber auch mit Biomasse, kann Strom erzeugt werden und als Grünstrom gewinnbringend veräußert werden. Dass der Grünstrom vom nächstgelegenen Erzeuger kommt, kann für eine Region von erheblichem Vorteil sein. Und über die Biomasse verfügt man am Hof ja nunmal recht komfortabel. Die in der Biomasse von organischem Material gespeicherte solare Strahlungsenergie kann durch Oxidation, meist in Form von Verbrennung, wieder freigesetzt werden. Der Markt an Verfahren und Mitteln ist für alle Interessenten ungemein reich und der Aufwand übersichtlich. Im Prinzip muss die Biomasse ja zunächst nur verfeuert werden, wodurch durch die Wärmeenergie Wasser verdampft, was wiederum Turbinen zur Stromerzeugung antreibt.