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14. Nov 2024

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Wirtschaft

Ein Plan für die Landwirtschaft von Morgen – ein Beitrag von Jan Plagge

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Foto: Sonja Herpich

Inmitten globaler Herausforderungen wie der Klimakrise, dem immensen Verlust der biologischen Vielfalt und einer wachsenden Bevölkerung wird die Frage nach der Zukunft unserer Agrar- und Ernährungssysteme immer dringlicher. Wie können wir die Produktion von Nahrungsmitteln sicherstellen, ohne dabei unsere Umwelt weiter zu belasten? Welche Rolle spielt die europäische Landwirtschaft in einer globalisierten Welt, in der Handelsabkommen und Marktmechanismen zunehmend den Ton angeben? Diese Fragen betreffen nicht nur Landwirte, sondern alle Bürgerinnen und Bürger, denn sie berühren die Grundlagen unserer Gesellschaft.

Die Landwirtschaft hat über Jahrhunderte hinweg die Landschaften, Kulturen und Gemeinschaften geprägt. Heute jedoch stehen wir vor der Herausforderung, diese Traditionen mit den Anforderungen einer modernen, nachhaltigen Wirtschaft zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen in Einklang zu bringen. Einfache Lösungen gibt es nicht. Doch eines ist klar: Eine Landwirtschaft, die im Einklang mit der Natur arbeitet, ist nicht nur möglich, sondern notwendig. Die Bio-Bewegung zeigt, dass Umwelt- und Klimaschutz, wirtschaftlicher Erfolg und die Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln Hand in Hand gehen können.

Wie kann nun die Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion in der Zukunft aussehen? Eine Vision dazu basiert auf den Prinzipien der Nachhaltigkeit, der Fairness und der Kreislaufwirtschaft. Sie fordert eine Abkehr von kurzfristigem Denken hin zu einem Ansatz, der die Resilienz unserer landwirtschaftlichen Systeme stärkt und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen schützt.

Gesunde Böden, sauberes Wasser und eine reiche Artenvielfalt sind keine entbehrlichen Luxusgüter, sondern unverzichtbare Grundlagen auch für eine produktive Landwirtschaft. Landwirte, die diese Lebensgrundlagen schützen und fördern sollen ihre Arbeit angemessen in Wert gesetzt bekommen. Dies erfordert entsprechende politische Rahmenbedingungen. Zudem braucht es eine faire Entlohnung und Verantwortung in der gesamten Wertschöpfungskette. Nur so wird das Berufsfeld für kommende Generationen attraktiv.

Gesunde Böden, sauberes Wasser und eine reiche Artenvielfalt sind keine entbehrlichen Luxusgüter, sondern unverzichtbare Grundlagen auch für eine produktive Landwirtschaft.

Ein weiteres zentrales Anliegen ist die Förderung des Austauschs zwischen allen Akteuren der Lebensmittelkette – von den Landwirten über die Verarbeiterinnen bis hin zu den Konsumenten. Nur durch ein gemeinsames Verständnis und eine enge Zusammenarbeit können wir die Herausforderungen meistern und eine Landwirtschaft gestalten, die nicht nur die planetaren Grenzen wahrt, sondern auch sozial und wirtschaftlich nachhaltig ist.

Genau daran haben wir im Strategischen Dialog über die Zukunft der EU-Landwirtschaft, initiiert von Ursula von der Leyen, gearbeitet und kürzlich den Abschlussbericht vorgelegt. Der Strategische Dialog war kein Spaziergang, aber er erwies sich als wertvolle Brücke in der polarisierten Debatte. Es besteht breite Einigkeit darüber, dass der Übergang zu nachhaltigen Agrar- und Ernährungssystemen notwendig ist und sich für die Landwirte auszahlen muss. Wir haben uns intensiv damit beschäftigt, wie man Landwirtschaft und Ernährung nachhaltig gestalten kann und wie sich das praktisch so umsetzen lässt, dass die Produzenten, diesen Umbau auch leisten können. Es ist wichtig, dass alle bei der Transformation Richtung Nachhaltigkeit mitmachen können und nicht überfordert werden von Regeln, Verboten und Widersprüchen. Die nachhaltige Wahl soll die einfachste und attraktivste für Landwirte und den Verbraucher sein.

Die Zukunft der Landwirtschaft betrifft uns alle – und gemeinsam können wir sie gestalten.

14. Nov 2024

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Wirtschaft

Tierfutter im Überblick

**Bio für weniger Rückstände** Biofutter wird aus biologisch erzeugten Zutaten und Inhaltsstoffen hergestellt. Aufgrund der Richtlinien für biologische Landwirtschaft werden dabei keine bzw. weniger synthetische Pestizide, chemische Düngemittel oder genetisch veränderte Organismen eingesetzt. Von Vorteil ist hierbei vor allem, dass dadurch weniger Rückstände, beispielsweise von Antibiotika im Futter enthalten sind. Gut zu wissen: Antibiotikarückstände in Fleisch sind enorm schlecht verträglich und können sogar zu Krankheiten führen. Auch wird bei Biofutter auf eine nachhaltige und artgerechte Tierhaltung Wert gelegt, was dem Schutz der Umwelt dient und die Lebensqualität der Tiere steigert. Häufig ist Biofutter gut geeignet für empfindliche Tiere, aufgrund der hochwertigen und natürlichen Inhaltsstoffe. Wenn Tiere beispielsweise Unverträglichkeiten haben, vertragen sie Biofutter meist besser. Ein Nachteil von Biofutter ist allerdings der Preis, welcher meist teurer ist als herkömmliches Futter. Allerdings ermöglicht der höhere Preis den Bio-Bauern ein nachhaltiges und angemessenes landwirtschaften. ![pexels-rdne-7782871.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_rdne_7782871_6a7a305874.jpg) **Probiotika und Zusatzfutter** Häufig bekommen Tiere mit einer empfindlichen Verdauung Probiotika oder Zusatzfutter verabreicht. Probiotika sind Futterzusätze, die aus lebenden Mikroorganismen bestehen und auch bei Menschen eine positive Wirkung auf das gesamte Verdauungssystem haben. Auch das Immunsystem kann durch die Einnahme von Probiotika gestärkt werden. Ein dritter positiver Aspekt von Probiotika: Das Wohlbefinden in Stresssituationen kann gesteigert werden. Bei Tieren ist dies beispielsweise der Tierarztbesuch. In Zusatzfutter allgemein sind auch häufig Vitamine, Mineralien oder andere Ergänzungen enthalten, abhängig von den Gesundheitszielen der Tiere. Durch die gezielte Zugabe bestimmter Zusatzstoffe im Futter können Mangelerscheinungen behoben und gesundheitliche Probleme gelindert werden. Hierzu zählen meist auch Allergien. Es sollte immer evaluiert werden, welches Tier welches Futter und gegebenenfalls welche Zusatzstoffe benötigt. Die Wirkung kann unterschiedlich ausfallen und nicht bei jedem Tier ist die Gabe von Probiotika gleichermaßen effektiv. Ein Nachteil ist – ähnlich wie beim Biofutter –, dass hochwertige probiotische Zusätze und Ergänzungen im Zusatzfutter meist teuer sind. ![pexels-mohd-adnan-khan-78969656-14965274.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/pexels_mohd_adnan_khan_78969656_14965274_1e096f4b04.jpg) **Performancefutter für aktive Tiere** Unter Performancefutter versteht man spezielles Futter, um den erhöhten Nährstoffbedarf von aktiven, arbeitenden oder sportlichen Tieren zu decken. Meist enthält Performancefutter einen erhöhten Anteil an Proteinen, Fetten und Energie. Vorteile dieses speziellen Futters sind die höhere Leistungsfähigkeit der Tiere, da das Futter auf den gesteigerten Energiebedarf angepasst ist. Insbesondere auch bei intensiver Bewegung wird gewährleistet, dass genügend Nährstoffe aufgenommen werden und die Tiere weiterhin Leistungsfähig bleiben. Auch enthält Performancefutter oft zusätzliche Nährstoffe, die Muskulatur, Gelenke und die allgemeine Fitness unterstützen. Hierzu zählen vor allem Omega-3-Fettsäuren. Diese tragen auch zu einer schnelleren Regeneration nach intensiver Aktivität bei. Es gilt zu beachten, dass dieses spezielle Futter nur für sehr aktive Tiere geeignet ist, da es ansonsten zu Übergewicht führen kann. Wie auch Zusatzfutter und Biofutter, ist bei Performancefutter aufgrund der speziellen und hochwertigen Inhaltsstoffe meist ein teurerer Preis zu erwarten. ![GemaesteteLarven_und_Junglarven.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Gemaestete_Larven_und_Junglarven_5eda974d54.jpg) **Insekten als Umweltretter** Larven der Schwarzen Soldatenfliege oder Mehlwürmer werden häufig aufgrund ihres Proteingehalts als Basis von Insektenfutter genutzt. Klingt erstmal überraschend? Futter aus Insekten ist der neueste Trend in der Landwirtschaft und auch im privaten Bereich. Es wird als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen tierischen Proteinen wie Huhn oder Rind gesehen. Insektenprotein hat einen deutlich geringeren ökologischen Fußabdruck als die Fleischproduktion: weniger Wasserverbrauch bei der Erzeugung und deutlich weniger CO2-Emissionen. Auch für Tiere mit Allergien oder Unverträglichkeiten kann Insektenprotein eine gute Alternative gegenüber herkömmlichen Proteinquellen darstellen, da Insekten bei vielen Tieren zum natürlichen Nahrungsmittelspektrum zählen. Außerdem ist das Futter enorm nährstoffreich: Insekten bestehen aus einem großen Proteinanteil, essenziellen Aminosäuren und gesunden Fettsäuren. Da insektenbasiertes Tierfutter gerade erst etabliert wird, ist es meist noch etwas teurer und nicht so verbreitet wie herkömmliches Futter. Auch kann es vorkommen, dass Tiere und Tierhalter sich erst einmal an Insektenfutter gewöhnen und es akzeptieren müssen.