Diesen Artikel teilen:

6. Jul 2022

|

Wirtschaft

„Entlastung, Vereinfachung und Förderung“

Journalist: Armin Fuhrer

|

Foto: Jochen Rolfes, Laura Davidson/unsplash

Der Mittelstand wird mit politischer Unterstützung die Herausforderungen der Zukunft meistern, sagt Marc S. Tenbieg vom Deutschen Mittelstands-Bund.

marc-s-tenbieg-dmb-foto-mt004-fotograf-jochen-rolfes-online.jpg

Marc S. Tenbieg, Geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstands-Bunds

Der deutsche Mittelstand steht vor epochalen Herausforderungen. Was bedeutet dabei die digitale Revolution für die Unternehmen?

Unternehmen müssen schnell lernen und anpassungsfähig sein. Dabei sind drei Dinge elementar. Erstens: Veränderte Kundenanforderungen verstehen und zielgerichtet neue Technologien einsetzen. Zweitens: Begreifen, dass der digitale Wandel nicht nur ganze Märkte verändert, sondern auch neue Märkte entstehen lässt. Und drittens: Daten als Unternehmensressource sinnvoll nutzen.

Welche Rolle spielt die digitale Transformation bei der Erreichung der Klimaziele?

Eine sehr große! Zum einen ermöglicht die digitale Transformation moderne und flexible Arbeitsprozesse, sodass beispielsweise bereits heute lange Arbeitswege mit dem Auto vermieden werden und Besprechungen virtuell stattfinden. Zum anderen ermöglicht die digitale Transformation eine intelligente Energienutzung mit maximaler Effizienz.

Deutschland hat ein weiteres Problem: den Fachkräftemangel. Wie kann er behoben werden?

Durch eine attraktivere Gestaltung der dualen Berufsausbildung, durch stetige Weiterbildungsmöglichkeiten für bestehende Fachkräfte, durch einen einfachen Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt und durch ein flexibles Renteneintrittsalter.

Trotz all dieser immensen Herausforderungen muss der Mittelstand auch wettbewerbsfähig bleiben. Was erwarten Sie von der Politik?

Wettbewerbsfähig zu sein bedeutet gleichzeitig auch zukunftsfähig zu sein. Und dafür brauchen wir endlich einen mutigen Dreiklang aus Entlastung, Vereinfachung und Förderung. Das bedeutet weniger Bürokratie und schnellere Verfahren. Investitionen in Forschung, Bildung sowie in eine moderne und digitale Infrastruktur. Und nicht zuletzt passgenaue Förderungen für kleine Unternehmen.

Bieten die notwendigen Wandlungen auch neue Chancen?

Der deutsche Mittelstand hat nicht nur riesiges Potenzial, sondern auch in der Vergangenheit immer wieder seine Anpassungsfähigkeit und Agilität unter Beweis gestellt. Meistert der Mittelstand auch weiterhin mit seinem Qualitätsanspruch, seiner Präzision und seiner sozialen Funktion die großen Herausforderungen unserer Zeit, werden wir auch in Zukunft Erfolgsgeschichten schreiben.

Wenn Sie mal einen Ausblick wagen – wo sehen Sie den Mittelstand am Ende dieses entscheidenden Jahrzehnts?

Wenn heute und in den nächsten Jahren die Weichen richtiggestellt werden, sehe ich den deutschen Mittelstand mit seinem Siegel „Made in Germany” als Synonym für Innovation und einzigartige Qualität. Der Mittelstand wird dabei weiterhin weltweites Aushängeschild für die deutsche Wirtschaft, sozialer und wirtschaftlicher Ankerpunkt in seinen Heimatregionen sowie Grundpfeiler der ökologisch-sozialen Marktwirtschaft sein.

4. Jul 2025

|

Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.