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30. Jun 2025

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Wirtschaft

Letzter Patch-Alarm: Windows 10 geht offline

Journalist: Thomas Soltau

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Foto: Syed Qaarif Andrabi/pexels

Mit dem Support-Ende am 14. Oktober 2025 riskieren Unternehmen ungepatchte Systeme – und kostspielige Sicherheitsvorfälle.

Im Oktober 2025 endet der offizielle Update-Service für Windows 10. Ab dem 15. Oktober liefert Microsoft keine Sicherheitsupdates und Fehlerbehebungen mehr, warnt die Lifecycle-Dokumentation von Microsoft. Ohne regelmäßige Patches haben veraltete Systeme bald offene Türen für Ransomware und andere Angriffe. Viele kleine und mittelständische Unternehmen haben noch keinen konkreten Umstiegsplan. Eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Canalys zeigt, dass 35 Prozent der SMBs noch keine Upgrade-Strategie haben und 14 Prozent von dem Support-Ende gar nichts wussten. Das bedeutet potenziell tage- oder wochenlange Ausfallzeiten und hohe Entschädigungsforderungen, wenn Schadcode einmal ins Netzwerk eingedrungen ist.

Unternehmen können einer solchen Eskalation vorbeugen, indem sie ihre gesamte IT-Landschaft inventarisieren und eine automatische Bestandsaufnahme aller Endgeräte durchführen. In einem nächsten Schritt erfolgt eine Risikoanalyse: Systeme werden nach Schwachstellen (CVSS-Score) und kritischem Geschäftswert priorisiert. Darauf folgt eine Pilotphase, in der ausgewählte Abteilungen das Upgrade testen und klären, ob alle Funktionen reibungslos funktionieren. Anschließend lassen sich Patches mittels moderner Mobile-Device-Management- und Patch-Tools automatisiert verteilen. Ein Echtzeit-Monitoring zeigt jederzeit Compliance-Status und SLA-Kennzahlen an.

Viele Firmengeräte erfüllen die Anforderungen für Windows 11 nicht. Kurzfristig schützen kostenpflichtige Extended Security Updates (ESU) für bis zu drei Jahre. Im ersten Jahr erhebt Microsoft dafür 61 Dollar pro Gerät. Langfristig zahlt sich die Erneuerung der Hardware aus: Neue Endpoints verringern Wartungsaufwand, fördern moderne Sicherheitsfunktionen und erleichtern zentralisierte Verwaltung. Die Auswirkungen auf die Lieferkette sind nicht zu unterschätzen. Im ersten Quartal 2025 stiegen die Auslieferungen von Business-PCs um 9,4 Prozent im Jahresvergleich. Unternehmen ohne klaren Beschaffungsplan riskieren Engpässe und steigende Preise. Ein robustes Asset- und Lifecycle-Management kombiniert Inventarisierung, automatische Nachbestellungen und Bedarfsplanung, um rechtzeitige Hardware-Nachlieferungen sicherzustellen.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist die enge Zusammenarbeit mit Hardware- und Software-Lieferanten. Regelmäßige Abstimmungen helfen dabei, lösungsorientierte Patches schnell zu testen und Rollout-Zeitpläne flexibel anzupassen. IT-Teams sollten außerdem sicherstellen, dass Sicherheits-Updates mit Compliance-Vorgaben für Branchen wie das Finanzwesen oder das Gesundheitswesen übereinstimmen. Abschließend gilt: Wer jetzt in ein integriertes Patch- und Device-Management investiert, spart langfristig Zeit und Geld. Denn ab Mitte Oktober 2025 wird jeder ungepatchte Rechner zur tickenden Zeitbombe – und Cyberkriminelle lauern schon.

30. Jun 2025

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Wirtschaft

Krise als Chance: Wie KI und strategisches Supply Chain Management Europas Rolle stärken können – Ein Beitrag von Dr. Lars Kleeberg, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)

Globale Lieferketten stehen unter massivem Druck. Handelskonflikte, Protektionismus und geopolitische Krisen haben die Weltwirtschaft grundlegend verändert – mit direkten Auswirkungen auf Produktion, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Seit Trumps Zoll-Eskalationen ist klar: Lieferketten sind keine stille Infrastruktur im Hintergrund mehr – sie sind kritische Erfolgsfaktoren für Unternehmen und Volkswirtschaften. Just-in-time ist out, just-in-case-Konzepte sind jetzt notwendig. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland und Europa ihre Abhängigkeiten hinterfragen und ihre Versorgungssicherheit neu denken. Politik und Wirtschaft sind gleichermaßen gefordert, die Schlüsselrolle von Einkauf, Logistik und Supply Chain Management strategisch anzuerkennen und aktiv zu stärken. Gerade Deutschland als Exportnation ist in besonderem Maße auf stabile, resiliente Lieferketten angewiesen. Steigende regulatorische Anforderungen wie CSRD, CSDDD, EUDR oder REACH verschärfen den Druck auf die Unternehmen zusätzlich: Einkauf, Supply Chain Management und Logistik müssen heute ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele gleichzeitig erfüllen – ein Spagat, der die Komplexität erheblich erhöht und insbesondere den Mittelstand herausfordert. In diesem Spannungsfeld wächst die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz. Mithilfe von KI können Supply Chain-Manager Transparenz entlang globaler Lieferketten herstellen, Risiken frühzeitig erkennen, Compliance-Anforderungen effizienter erfüllen und Prozesse automatisieren. Doch trotz des enormen Potenzials sind KI- Anwendungen heute oft noch Pilotprojekte – gehemmt durch mangelnde Integration, rechtliche Unsicherheiten und zögerliche Entscheidungen in der Unternehmensführung. Es braucht deshalb eine klare Haltung in den Vorstandsetagen: Der strategische Einsatz von KI muss Chefsache werden. Nur, wer Technologie gezielt integriert und daraus neue Fähigkeiten entwickelt, sichert sich langfristige Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig müssen die politischen Entscheidungsträger in Berlin und Brüssel an einem Strang ziehen. Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben. Die neue Bundesregierung muss zügig die wirtschaftliche Resilienz unserer Unternehmen durch ein neues Außenwirtschaftsgesetz stärken und die versprochene Expertenkommission zur Risikoanalyse globaler Abhängigkeiten einsetzen. Europa kann gestärkt aus dieser Krise hervorgehen, wenn es gelingt, strategische Rohstoffe zu sichern, Handelsbeziehungen auf Augenhöhe auszubauen und ein level playing field – insbesondere im Verhältnis zu China – durchzusetzen. Ein strategischer Wandel ist unumgänglich. Insbesondere für Deutschland und Europa gilt: Versorgungssicherheit, Innovationsfähigkeit und wirtschaftliche Souveränität sind untrennbar mit robusten Lieferketten verbunden. Supply Chain Management, Einkauf und Logistik sind längst keine operativen Randfunktionen mehr – sie sind zentrale Erfolgsfaktoren in einer zunehmend fragmentierten Weltwirtschaft. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit Europas entscheidet sich nicht in der nächsten Krise – sie entscheidet sich jetzt. >Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben.

27. Jun 2025

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Wirtschaft

Warum deutsche Gründlichkeit KI nicht killt, sondern krönt – mit Markus Willems, Geschäftsführer der wibocon GmbH

![Markus Willems-2025 Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Markus_Willems_2025_Online_14a23ae24b.jpg) ``` Markus Willems, Geschäftsführer der wibocon GmbH ``` Die Integration von Künstlicher Intelligenz in die deutsche Wirtschaft erfordert einen strategischen Balanceakt. Unternehmen müssen robuste Dateninfrastrukturen schaffen, in Fachkräfte investieren und eine Innovationskultur etablieren, die KI als Werkzeug versteht, nicht als Bedrohung. Die Absicherung von KI-Modellen gegen Angriffe wie Model oder Data Poisoning verlangt einen ganzheitlichen Ansatz: kontinuierliches Monitoring, regelmäßige Audits und die Implementierung des „Security-by-Design”-Prinzips. Besonders wichtig ist die Nachvollziehbarkeit von KI-Systemen durch transparente Dokumentation der Trainingsverfahren und Datenquellen. „Trustworthy AI” bedeutet im Cybersicherheitskontext konkret: Robustheit gegen Manipulationen, Transparenz in Entscheidungsprozessen und nachvollziehbare Compliance-Mechanismen. Deutschland kann hier durch die Verbindung seiner traditionellen Stärken in Qualitätssicherung mit innovativen KI-Ansätzen Standards setzen – nicht durch übermäßige Regulierung, sondern durch praxisnahe Zertifizierungsverfahren und Best Practice-Richtlinien. Die Cybersicherheitsanforderungen werden zur Chance, wenn sie sich als Qualitätsmerkmal „Made in Germany” etablieren lassen. Deutsche Unternehmen können durch vertrauenswürdige KI-Lösungen internationale Wettbewerbsvorteile erzielen – vorausgesetzt, Sicherheitsanforderungen werden nicht als Innovationshemmer, sondern als Qualitätstreiber verstanden. Dabei lässt sich die technologische Abhängigkeit von Cloud-Anbietern durch hybride Ansätze reduzieren: Kritische Prozesse können in europäischen Cloud-Infrastrukturen verbleiben, während standardisierte Schnittstellen die Interoperabilität sicherstellen. Entscheidend ist stets die Entwicklung souveräner Kompetenzen für Datenverarbeitung und -analyse, ohne sich vom globalen Innovationsökosystem abzukoppeln. Letztlich wird erfolgreiche KI-Integration in Deutschland davon abhängen, ob es gelingt, Sicherheit nicht als Gegenpol zu Innovation zu begreifen, sondern als deren Fundament. >Deutsche Unternehmen können durch vertrauenswürdige KI-Lösungen internationale Wettbewerbsvorteile erzielen – vorausgesetzt, Sicherheitsanforderungen werden nicht als Innovationshemmer, sondern als Qualitätstreiber verstanden.