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14. Okt 2020

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Wirtschaft

Es gibt viele kreative Betriebe

Journalist: Helmut Peters

Am digitalen Smart Farming kommen Landwirte von heute nicht mehr vorbei. Hochpräzises, automa-tisches Lenken auf dem Acker oder teilflächenspezifische Bewirtschaf-tung sind Beispiele. Doch reicht das zum Überleben der Betriebe? Wir haben mit Studierenden der Agrar-wissenschaften gesprochen.

      

Studenten der Agrarwissenschaften: Maik Freitag, Henrike Betz, Sebastian Riesch; Fotos: Privat

Die kleineren Betriebe in Deutschland kämpfen ums Überleben. Wie müssen sie sich neu aufstellen?

Henrike Betz: Spontan fallen mir Ferien auf dem Bauernhof, Hofläden und Bauernhofcafés ein. Spezialisierung in verschiedene Richtungen, zum Bei-spiel Sonderkulturen oder Umstellung auf Öko. Die meisten Landwirte haben tolle innovative Ideen, der Wille ist da, denn niemand gibt freiwillig seinen Hof auf. Es scheitert allerdings an unseren deutschen Auflagen und Richtlinien und ist schließlich die gleiche Geschichte wie immer: Politik und Gesellschaft fordern eine kleinstrukturierte Landwirtschaft und bäuerliche Familienbetriebe und auch die Landwirte möchten dem Motto „Wachsen oder Weichen“ trotzen. Statt jedoch an einem Strang zu ziehen, überflutet uns die Politik mit Auflagen. Die Menschen kaufen trotzdem bei großen Discountern und die Landwirte wissen nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht. Es gibt neue großartige und zukunftsfähige Wege für kleinere Be-triebe, die durchaus bereit sind, neue Wege zu beschreiten. Ich frage mich nur, warum dies so erschwert wird. 

Können Sie Beispiele für besonders kreative und moderne Betriebe geben, die den ökologischen Landbau vorantreiben?

Maik Freitag: Es gibt viele kreative Be-triebe. Das ist mehr wert als modern sein. High-Tech ist teuer und oft unrentabel. Kreativität auf dem Feld, im Stall, bei der Vermarktung, etc. bringen neue Wege und Märkte für Ökos und Konventionelle. Dass Ökolandbau die Zukunft ist, bezweifle ich. Ökologischer kann und muss die Landwirtschaft jedoch werden.

Warum muss der Grünlandwirtschaft wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden?

Sebastian Riesch: Grünland trägt zur Artenvielfalt und Biodiversität bei. Zudem bietet es einen Lebensraum für viele Insekten. Auch die Kulturlandschaft wird in vielen Regionen durch das Grünland geprägt. Für Kühe und sonstige Wiederkäuer bietet das Grünland darüber hinaus eine wichtige Nahrungsgrundlage. Ich denke nicht, dass Grünland in den letzten Jahren an Aufmerksamkeit verloren hat. Es zu pflegen und zu erhalten ist vor allem für die tierhaltenden Landwirte eine wichtige Aufgabe, derer sie sich bewusst sind.

Mit welchen Mitteln kann die Agrarwirtschaft auf die Folgen des Klimawandels wie Dürreperioden oder Starkregen reagieren?

Maik Freitag: Viele wollen diese Probleme mit Zucht und neuen Maschinen lösen. Ich denke, ein Direktsaatsystem ohne Bodenbearbeitung mit dauerhafter Begrünung der Felder bringt Abhilfe. Ein Boden mit Bewuchs speichert mehr Wasser über längere Zeit und reduziert die Verdunstung. Niederschlag schwemmt nicht den ungeschützten Boden ab, sondern verteilt sich auf Blättern und im Boden. Manche nennen das auch regenerative Landwirtschaft.

In der Forstwirtschaft wird ja schon darüber nachgedacht, typisch deutsche Baumbestände wie Eiche oder Ahorn gegen südländische, an Trockenheit gewöhnte Baumarten auszutauschen. Was halten Sie von solchen Ideen und wie verändern diese, auch übertragen auf die Landwirtschaft, unser Land?

Maik Freitag: Langfristig sind Anbau und Zucht neuer Kulturen Teil der Lösung. Aber kurz-/mittelfristig dauert das zu lange. Die Probleme haben wir jetzt, neue Kulturen/Sorten (oder Douglasienwälder) erst in über 20 Jahren. Wir müssen an kleineren Stellschrauben drehen, Stichwort Direktsaat.

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home