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10. Jul 2023

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Wirtschaft

„Es ist sinnvoll, in Aktien zu investieren“

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Wance Paleri/unsplash, Carolin Thiersch

Die Deutschen sind zurückhaltend, was das Investment in Aktien betrifft. Die Digitalisierung kann helfen, das zu ändern.

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Eric Wiese, Geschäftsführer der NFS Hamburger Vermögen

Wenn es um in das Investieren in Aktien geht, liegt Deutschland im internationalen Vergleich zurück. Zum Beispiel haben die Niederländer den größten Anteil weltweit an Aktionären und auch die US-Amerikaner und die Briten liegen weit vor uns. Für diese Zurückhaltung der Deutschen gibt es mehrere Gründe. Zum einen liegt es daran, dass wir unsere Altersvorsorge nicht wie in anderen Ländern auf Aktien aufbauen – wir sind dagegen sehr Versicherungs-lastig. Dabei wird bei Versicherungen das Geld mehr oder weniger nur geparkt und zudem sind sie von staatlicher Seite sehr stark in ihren Möglichkeiten, zu investieren eingeschränkt. In Aktien dürfen sie nur zu einem geringen Teil anlegen und damit fallen große Investitionsmöglichkeiten weg.

Und wir dürfen nicht übersehen, dass Aktien in der Bevölkerung mit dem Nimbus des Risikos belastet sind – viele Menschen hierzulande glauben, dass man damit nur Geld verlieren kann. Selbst viele junge Menschen sind zurückhaltend. Zwar hatte sich während der Pandemie durch die „Neobroker“ einiges getan, aber das ebbt inzwischen schon wieder ab. Für die meisten bleiben Aktien eine Zockerei, sie sehen sie nicht als langfristige Möglichkeit der Altersvorsorge. Das Problem beginnt aber bereits in der Schule, wo es absolut keine Finanzbildung gibt. Die jungen Menschen werden ohne finanzielles Grundlagenwissen hinaus ins Berufsleben geschickt und müssen sich alle Kenntnisse in finanziellen Dingen selbst erarbeiten. Themen wie Steuern, Versicherungen, Altersvorsorge finden in den Schulen einfach nicht statt.

Damit verbaut man ihnen mit dem Blick auf Vermögensaufbau und Altersvorsorge Chancen. Denn tatsächlich zeigen Statistiken, dass über einen längeren Zeitraum gesehen die Gefahr, mit Aktien Geld zu verlieren, gegen Null sinkt. Die Zurückhaltung der Deutschen ist daher unverständlich, denn tatsächlich ist es sinnvoll, in Aktien zu investieren. Und zwar je früher, umso besser. 

Anlegen in Aktien führt auch zu einer finanziellen Demokratisierung. Denn dadurch kann jeder – auch mit kleinem Geld – an der Wertschöpfung von Unternehmen teilhaben. Diese Demokratisierung wird durch die Digitalisierung gefördert, denn durch die Online-Vermögensverwaltungs-Plattformen, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, ist das Eröffnen und Verwalten von Depots erheblich einfacher geworden als früher. Man kann das heute ohne großen Aufwand mit seinem Smartphone machen. Außerdem bieten sich den Anlegern dadurch heute sehr viel mehr Möglichkeiten als früher, als man in eine Bank ging und dann gewöhnlich in den Fonds, der mit dieser Bank verbunden war, sein Geld anlegte. Heute gibt es zudem besser ausgebildete, unabhängige Berater. Allerdings ist die Zahl der Berater in den vergangenen zwanzig Jahren von ca. 300.000 auf unter 50.000 gesunken – eine Entwicklung, die wir unbedingt umdrehen sollten.

Es bleibt die Frage, wie wir die Deutschen mit den Aktien anfreunden können. Die Bildungslücken bei Schülerinnen und Schülern mit profundem Wissen über Fragen rund ums Geld zu füllen, ist Sache der Politik. Ebenso müsste der Staat das Investieren in Aktien durch die Bevölkerung stark fördern und ihr Ansehen heben, weil nur auf diese Weise das demografische Problem, vor dem Deutschland steht, gelöst werden kann. Ohne eine kapitalgedeckte Altersvorsorge wird unser Rentensystem schlicht und einfach untergehen.

Anteil an Aktieninvestoren in der Bevölkerung
1. Niederlande            30%
2. Japan                       28%
3. USA                          25%
4. Großbritannien       23%
5. Schweiz                   20%
6. Schweden               19%
7. Frankreich               15%
8. Österreich                 7%
9. Deutschland             6%

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home