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1. Okt 2025

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Wirtschaft

„Es sind verbindlichere Maßnahmen nötig“ – mit Sarah O'Carroll, Institutions Lead, Ellen MacArthur Foundation

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Presse, Simon Kessler/unsplash

Der Übergang zur Kreislaufwirtschaft ist bereits im Gange, aber es müssen weitere Maßnahmen umgesetzt werden, um sie flächendeckend zu etablieren.

Sarah O'Caroll Online.JPG Sarah O'Carroll, Institutions Lead, Ellen MacArthur Foundation

Die Kreislaufwirtschaft hat sich weltweit von einem Konzept zu einer konkreten Umsetzung entwickelt. 75 Prozent der Unternehmen erkennen mittlerweile ihre Bedeutung an (vor drei Jahren waren es noch 40 Prozent). Dies spiegelt die Verbreitung der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in der Unternehmensstrategie wider. Es gibt mehr als 75 nationale Strategien, Fahrpläne und Aktionspläne für die Kreislaufwirtschaft, was auf eine reifende politische Landschaft hindeutet. „Die Kapitalinvestitionen in Kreislaufinitiativen sind in den letzten drei Jahren um über 70 Prozent gestiegen, ein klares Zeichen für das zunehmende Marktwachstum“, sagt Sarah O'Carroll, Institutions Lead bei der britischen Ellen MacArthur Foundation.

Gibt es Regionen oder Sektoren, die bei der Umsetzung der Prinzipien der Kreislaufwirtschaft besonders erfolgreich sind?

Die EU ist mit einem integrierten politischen Rahmen, speziellen Finanzmitteln und starken regulatorischen Impulsen weiterhin weltweit führend. In Bezug auf die Kreislaufwirtschaft lebt das Erbe des Europäischen Green Deals und des Aktionsplans für die Kreislaufwirtschaft im EU-Abkommen für eine saubere Industrie und im bevorstehenden Kreislaufwirtschaftsgesetz von 2026 weiter. Was die Branchen betrifft, so sind Kunststoffe und Verpackungen weltweit klar führend, angetrieben durch den Prozess des Global Plastics Treaty und eine umfassende Koordination innerhalb der Branche. Von der Ellen MacArthur Foundation unterstützte Initiativen wie das Global Commitment und das Plastics Pact Network erzielen messbare Erfolge.

Zu den größten Hindernissen zählen die begrenzte politische Abstimmung, die fragmentierte Umsetzung und das Fehlen verbindlicher, rechtlich durchsetzbarer Maßnahmen.

Und wo sehen Sie noch die größten Hindernisse für die weitere Verbreitung der Kreislaufwirtschaft?

Zu den größten Hindernissen zählen die begrenzte politische Abstimmung, die fragmentierte Umsetzung und das Fehlen verbindlicher, rechtlich durchsetzbarer Maßnahmen. Hinzu kommen unzureichende steuerliche Anreize und Schwierigkeiten beim Zugang zu Finanzmitteln.

Welche Erfolge hat die Ellen MacArthur Foundation bisher erzielt?

Seit ihrer Gründung hat die Ellen MacArthur Foundation die Kreislaufwirtschaft erfolgreich auf die Tagesordnung gesetzt: Wir haben die Vision festgelegt, bei der Zielsetzung geholfen und die Fortschritte verfolgt. Dies hat eine unglaubliche Dynamik für die Kreislaufwirtschaft unter den globalen Entscheidungsträgern geschaffen.

Unsere Initiativen haben den Übergang zur Kreislaufwirtschaft beschleunigt. Im Bereich Kunststoffe wurden seit 2018 eine Billion Plastiktüten aus Neuware vermieden, sowie 3,4 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen allein im letzten Jahr durch die Unterzeichner des Global Commitment. Auch die Wiederverwendungsinfrastruktur im Verpackungssektor wurde ausgebaut. Dies entspricht einer Steigerung von 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. In der Modebranche gibt es Unterstützung für das Wachstum zirkulärer Geschäftsmodelle (zum Beispiel Wiederverkauf und Reparatur). Zusammen mit Pionieren aus der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft setzen wir uns erfolgreich für ambitionierte politische Ziele ein, beispielsweise in der EU. www.ellenmacarthurfoundation.org/

23. Okt 2025

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Gesellschaft

„Bewusst Anlegen!“ – Ein Beitrag von Margarethe Honisch, Gründerin der Finanzplattform Fortunalista, Speakerin, Spiegel-Bestseller-Autorin und Finanzkomlumnistin

Die deutsche Anlagekultur könnte kaum vielfältiger sein. Während die Frage nach finanzieller Vorsorge drängender wird als je zuvor, klaffen die Herangehensweisen der Generationen weit auseinander. Generation Z zeigt sich offen, neugierig und digital. Sie informiert sich auf Social Media, tauscht sich auf Plattformen aus und wagt mutig erste Schritte in Richtung Investments, allerdings oft spontan und ohne langfristige Strategie. Die Boomer-Generation hingegen bleibt zögerlich. Viele scheuen das Risiko, vertrauen weiterhin auf altbewährte Sparmodelle oder haben Berührungsängste mit modernen Finanzthemen. Was jetzt zählt, ist ein neues, generationenübergreifendes Money Mindset. Ein Mindset, das nicht nur den Weg zur bewussten Geldanlage ebnet, sondern das Investieren selbst zur Normalität macht. Gerade junge Menschen zeigen dabei, dass Interessen und Hobbys auch ein Schlüssel zu klugen Investitionen sein können. E-Sports und Gaming sind längst keine Randerscheinung mehr, sondern ein globaler Wachstumsmarkt. Wer ohnehin Zeit mit Spielen, Streams oder Turnieren verbringt, kennt die großen Player, die Trends und die Dynamik. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um bewusst zu investieren: Welche Hersteller haben die Marktmacht? Wo entwickelt sich der Markt hin? Wer hier reflektiert Entscheidungen trifft, verbindet Freizeit mit Vermögensaufbau und zeigt, dass Investieren dort beginnt, wo man sich auskennt. >Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Doch das ist nur ein Beispiel. Die Realität ist: Finanzielle Bildung darf kein Luxus sein und Geldanlage kein Thema für wenige Insider bleiben. Es braucht transparente Informationen, Aufklärung und den offenen Dialog, um Investieren für alle zugänglich zu machen. Denn nur wer lernt, mit Geld reflektiert und strategisch umzugehen, kann echte finanzielle Unabhängigkeit erreichen – bewusst, nachhaltig und generationenübergreifend. Genau gilt es, Wissen zu teilen, Ängste abzubauen und Mut zu machen, den ersten Schritt zu gehen. Denn finanzielle Unabhängigkeit ist kein unerreichbares Ideal, sondern das Ergebnis vieler kleiner, bewusster Entscheidungen. Jede und jeder kann lernen, Verantwortung zu übernehmen für die eigene Zukunft und für die Gestaltung einer neuen, offenen Anlagekultur. Finanzen dürfen kein Tabuthema mehr sein. Wer heute beginnt, bewusst anzulegen, verändert nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Perspektiven der nächsten Generation.

23. Okt 2025

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Wirtschaft

Auf dem richtigen Weg – Ein Beitrag von Felix Falk, Geschäftsführer des game – Verband der deutschen Games-Branche

Ende August schlug das Herz der gesamten Games-Welt wieder in Deutschland: Die gamescom, das weltweit größte Games-Event, schloss mit beeindruckenden Rekorden. Damit ging von der gamescom 2025 ein besonders positives Signal für die Games-Branche in Deutschland und weltweit aus. Nach zwei herausfordernden Jahren für die Branche inmitten einer globalen Konsolidierungswelle und angespannter Weltwirtschaftslage konnte man regelrecht spüren, wie sich die Stimmung verbessert. Der große Erfolg der gamescom unterstreicht den lang erwarteten Aufwärtstrend. Auch mit Blick auf die deutsche Games-Branche stimmen mehrere Entwicklungen der vergangenen Monate positiv: Nachdem die Games-Unternehmen viele Jahre unterschätzt wurden und durch schlechte Rahmenbedingungen im internationalen Vergleich bis zu 30 Prozent Kostennachteile hatten, ging es seit 2020 in diesen Punkten zwar endlich aufwärts. Die anhaltenden Probleme und Antragsstopps bei der Games-Förderung des Bundes hatten jedoch zuletzt zahlreiche Games-Unternehmen vor große Herausforderungen gestellt und Deutschland im internationalen Vergleich wieder aus dem Rennen um die besten Games-Standorte geworfen. Die Folge war nach vielen Jahren des Wachstums ein Rückgang bei der Anzahl der Games-Unternehmen und -Beschäftigten. Doch mit dem Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD kam endlich wieder ein wichtiger Impuls. Die schwarz-rote Koalition würdigt darin nicht nur die umfassenden Potenziale und Vorreiterrolle der Games-Branche. Sie schreibt die Notwendigkeit fest, die internationale Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Games-Standortes zu erhöhen. Keine 100 Tage nach Amtsantritt lässt die neue Bundesregierung, allen voran Games-Ministerin Dorothee Bär, Taten folgen: So sollen die Mittel der Games-Förderung für 2025 auf insgesamt 88 Millionen Euro erhöht werden – ab 2026 jährlich sogar auf 125 Millionen Euro. Diese Erhöhung orientiert sich endlich viel stärker am tatsächlichen Förderbedarf als die bisherige Summe von 50 Millionen Euro, bei der es wiederholt zu mehrmonatigen Antragsstopps gekommen war. Anfang August wurde zudem endlich auch der letzte Förderantragsstopp wieder aufgehoben und damit der Start von mehr neuen Spieleentwicklungen ermöglicht. Der angekündigte Aufbau eines eigenständigen Games-Referats im Forschungsministerium von Dorothee Bär soll zudem wieder die notwendige Handlungsfähigkeit für Games-Projekte innerhalb der Regierung stärken. >Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Auch beim E-Sport wurden wichtige Knoten nach jahrelangem Hin und Her durchschlagen: Ab Anfang 2026 sollen E-Sport-Vereine endlich als gemeinnützig behandelt werden. Vor dem Hintergrund der enormen Popularität von E-Sport und der angekündigten Olympischen E-Sport-Spiele ist diese gesellschaftspolitische Würdigung ein wichtiges Signal für den deutschen E-Sport und die vielen Menschen, die sich bisher schon in diesem Bereich engagiert haben. Der Games-Standort Deutschland ist also wieder auf der richtigen Spur. Die vielen positiven Schritte der vergangenen Wochen und Monate ebnen den Weg bis zur Umsetzung der zusätzlichen steuerlichen Games-Förderung, die den weltweiten Standard darstellt und im internationalen Wettbewerb erfolgsentscheidend ist. Nicht nur wird diese den deutschen Games-Unternehmen mehr Planungssicherheit geben und für sie endlich konkurrenzfähige Rahmenbedingungen wie in erfolgreichen Ländern wie Kanada oder Frankreich schaffen. Wichtig ist die steuerliche Förderung auch für den gesamten Wirtschaftsstandort und sogar den Fiskus. Denn für jeden Förder-Euro entstehen zusätzliche 3,40 Euro an Steuern und Sozialabgaben, 4,80 Euro an zusätzlichen Investitionen sowie 8,70 Euro an Bruttowertschöpfung. Jeder Euro, der in die Games-Förderung fließt, sorgt also für zusätzliche Einnahmen für Deutschland. Jetzt muss es nur noch schnell in die Umsetzung gehen, damit wir dieses enorme Potenzial der Games-Branche auch am Digital- und Wirtschaftsstandort Deutschland nachhaltig nutzen können und den positiven Zukunftsaussichten für Games auch hierzulande nachkommen. Die Rekorde der gamescom, die positiven Weichenstellungen in der deutschen Games-Politik und viele optimistische Wachstumsprognosen zeigen: Der Games-Markt bleibt wirtschaftlich dynamisch. Investitionen sind daher auch nach einigen holprigen Jahren langfristig attraktiv – zumal weltweit bislang erst etwas mehr als 3 Milliarden Menschen spielen. Das wirtschaftliche Potenzial der Games-Branche ist daher noch längst nicht ausgeschöpft, wie wir insbesondere in wachstumsstarken Regionen wie Südostasien und Südamerika mit unseren Formaten gamescom asia und gamescom latam selbst Jahr für Jahr sehen.