21. Jun 2021
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Wirtschaft
Journalist: Alicia Steinbrück
Was bedeutet Vernetzung und Automatisierung im Verkehr für uns? Diese Frage beschäftigt auch unsere Experten.
Vernetzung und Automatisierung
Die digitale Vernetzung und Automatisierung dürfte mittelfristig den Arbeitsalltag im gesamten Logistiksektor verändern.
Damit auch die vielen kleinen und mittelständischen Transportunternehmen hierbei die Weichen richtig stellen können, sind auf Unternehmensebene einheitliche Schnittstellen notwendig, um einen geregelten Datenaustausch mit Kunden und Lieferanten zu ermöglichen. Auf übergeordneter Ebene sind Potenziale zunächst da zu heben, wo sie leicht erreicht werden können, wie zum Beispiel bei der Nutzung der Mautdaten für Kontrollzwecke oder die Verkehrsplanung. Diese Daten stehen in Echtzeit und als Vollerhebung zur Verfügung. Eine bessere Datengrundlage, die zum Wohle der Logistikbranche genutzt werden könnte, gibt es nicht – also sollten wir sie nutzen!
Dabei sehen wir die Digitalisierung keineswegs als „Jobfresser“: Der Lkw-Fahrer wird z. B. beim automatisierten Fahren – und höchstwahrscheinlich auch später beim autonomen Fahren – nach wie vor unersetzlich bleiben. Denn er fährt ja nicht nur: Er ist Begleiter der ihm anvertrauten Güter, er ist verantwortlich für die Übergabe an den Empfänger sowie für die Ladungssicherung. Und last but not least ist nur ein Mensch in Lage, bei von der Technik nicht vorhergesehenen Ereignissen, einzugreifen. Schließlich hat ja der Autopilot auch nicht den Piloten überflüssig gemacht…
Nur ein Mensch ist in der Lage, bei von der Technik nicht vorhergesehenen Ereignissen, einzugreifen.
Vernetzung und Automatisierung im Verkehr (mit Bezug zur Paketbranche)
Vernetzung und Automatisierung sind für die Paketbranche essenziell, um die Netze optimal auszulasten, Regellaufzeiten einzuhalten, kurzfristig auf Mengenschwankungen zu reagieren und digitale Services anzubieten. Das ist nur mit intelligenter Datenerfassung und durchgängiger Digitalisierung möglich.
Der Weg eines Paketes zum Empfänger wird zum Beispiel automatisch geroutet, sobald es im IT-System des Paketdienstleisters erfasst ist. Dadurch kann das voraus-sichtliche Zustellzeitfenster von Anfang an mit hoher Sicherheit prognostiziert und an den Empfänger kommuniziert werden.
Ein anderes Beispiel ist die Einbindung des autonomen Fahrens in die Paketzustellung. In Zukunft kann ein autonom fahrendes Zustellfahrzeug den Zusteller auf der Tour unterstützen, indem es z. B. selbständig eine vordefinierte Ladezone ansteuert, die der Zusteller auswählt.
Dadurch lassen sich die Laufwege reduzieren, das Suchen von Parkplätzen entfällt. Der Zustellprozess wird somit effizienter und der Zusteller kann sich stärker auf die eigentliche Paketzustellung konzentrieren.
Hierfür muss aber neben den gesetzlichen Regelungen zum Datenschutz und der Haftung vor allem auch eine geeignete digitale Infrastruktur vorhanden sein. Die fortschreitende Automatisierung und Vernetzung in der Paketbranche brauchen ein stabiles mobiles Netz, das vielerorts in Deutschland noch keine Selbstverständlichkeit ist.
Der Zustellprozess wird somit effizienter und der Zusteller kann sich stärker auf die eigentliche Paketzustellung konzentrieren.
Was bedeutet Vernetzung und Automatisierung im Verkehr für uns?
Vernetzung und Automatisierung im Verkehr können aus Sicht des BWVL Effizienzgewinne schaffen, die auch nachhaltig sind.
Vernetztes Fahren erhöht zunächst die Aktualität und Genauigkeit der Verkehrsdaten. Diese Daten-transparenz hat nicht nur unmittelbare verkehrliche Auswirkungen etwa auf den Verkehrsfluss, (Stauvermeidung) und die Verkehrssicherheit (Unfallvermeidung). Der Transport wird hierdurch auch kalkulierbarer und an den Schnittstellen der Logistik planbarer. Die genauere Avisierung der Güter für die Transportziele optimiert die Versorgungskette am nächsten Glied, sei es beim Kunden, der eine online bestellte Lieferung erwartet, in einem Geschäft, Lager oder bei einem Verkehrsmittel zum Weitertransport. Eine bessere Fahrzeugvernetzung wirkt nicht nur verkehrsvermeidend, sondern auch stressreduzierend für die Verkehrsteilnehmer, insbesondere Berufskraftfahrer.
Automatisiertes Fahren wird in der Form des autonomen (fahrerlosen) Fahrens weniger personalintensiv sein und gilt als Lösungsansatz für den Fachkräfte-, bzw. Fahrermangel, insb. für den Lkw-Transport. Aber auch jenseits des öffentlichen Verkehrsraums, in Häfen, Bahnhöfen und Güterverteilzentren oder in Innenstädten wird das automatisierte Fahren – so wie gerade gesetzlich beschlossen, ergänzt durch autonome Be- und Entladungen, wichtige Funktionen in der Supply Chain übernehmen.