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21. Jun 2021

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Wirtschaft

Experten zur Vernetzung und Automatisierung der Logistik

Journalist: Alicia Steinbrück

Was bedeutet Vernetzung und Automatisierung im Verkehr für uns? Diese Frage beschäftigt auch unsere Experten.


Prof. Dr. Dirk Engelhardt, BGL-Vorstandssprecher, Foto: Piotr Banczerowski

Vernetzung und Automatisierung

Die digitale Vernetzung und Automatisierung dürfte mittelfristig den Arbeitsalltag im gesamten Logistiksektor verändern. 

Damit auch die vielen kleinen und mittelständischen Transportunternehmen hierbei die Weichen richtig stellen können, sind auf Unternehmensebene einheitliche Schnittstellen notwendig, um einen geregelten Datenaustausch mit Kunden und Lieferanten zu ermöglichen. Auf übergeordneter Ebene sind Potenziale zunächst da zu heben, wo sie leicht erreicht werden können, wie zum Beispiel bei der Nutzung der Mautdaten für Kontrollzwecke oder die Verkehrsplanung. Diese Daten stehen in Echtzeit und als Vollerhebung zur Verfügung. Eine bessere Datengrundlage, die zum Wohle der Logistikbranche genutzt werden könnte, gibt es nicht – also sollten wir sie nutzen!

Dabei sehen wir die Digitalisierung keineswegs als „Jobfresser“: Der Lkw-Fahrer wird z. B. beim automatisierten Fahren – und höchstwahrscheinlich auch später beim autonomen Fahren – nach wie vor unersetzlich bleiben. Denn er fährt ja nicht nur: Er ist Begleiter der ihm anvertrauten Güter, er ist verantwortlich für die Übergabe an den Empfänger sowie für die Ladungssicherung. Und last but not least ist nur ein Mensch in Lage, bei von der Technik nicht vorhergesehenen Ereignissen, einzugreifen. Schließlich hat ja der Autopilot auch nicht den Piloten überflüssig gemacht…

Nur ein Mensch ist in der Lage, bei von der Technik nicht vorhergesehenen Ereignissen, einzugreifen.


Marten Bosselmann, Vorsitzender des  Bundesverbandes Paket und Expresslogistik (BIEK), Foto: Marcus Reichmann

Vernetzung und Automatisierung im  Verkehr (mit Bezug zur Paketbranche)

Vernetzung und Automatisierung sind für die Paketbranche essenziell, um die Netze optimal auszulasten, Regellaufzeiten einzuhalten, kurzfristig auf Mengenschwankungen zu reagieren und digitale Services anzubieten. Das ist nur mit intelligenter Datenerfassung und durchgängiger Digitalisierung möglich. 

Der Weg eines Paketes zum Empfänger wird zum Beispiel automatisch geroutet, sobald es im IT-System des Paketdienstleisters erfasst ist. Dadurch kann das voraus-sichtliche Zustellzeitfenster von Anfang an mit hoher Sicherheit prognostiziert und an den Empfänger kommuniziert werden. 

Ein anderes Beispiel ist die Einbindung des autonomen Fahrens in die Paketzustellung. In Zukunft kann ein autonom fahrendes Zustellfahrzeug den Zusteller auf der Tour unterstützen, indem es z. B. selbständig eine vordefinierte Ladezone ansteuert, die der Zusteller auswählt. 

Dadurch lassen sich die Laufwege reduzieren, das Suchen von Parkplätzen entfällt. Der Zustellprozess wird somit effizienter und der Zusteller kann sich stärker auf die eigentliche Paketzustellung konzentrieren.

Hierfür muss aber neben den gesetzlichen Regelungen zum Datenschutz und der Haftung vor allem auch eine geeignete digitale Infrastruktur vorhanden sein. Die fortschreitende Automatisierung und Vernetzung in der Paketbranche brauchen ein stabiles mobiles Netz, das vielerorts in Deutschland noch keine Selbstverständlichkeit ist. 

Der Zustellprozess wird somit effizienter und der Zusteller kann sich stärker auf die eigentliche Paketzustellung konzentrieren.

Markus Olligschläger, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Wirtschaft, Verkehr und Logistik e.V. (BWVL), Foto: Presse

Was bedeutet Vernetzung und Automatisierung im Verkehr für uns?

Vernetzung und Automatisierung im Verkehr können aus Sicht des BWVL Effizienzgewinne schaffen, die auch nachhaltig sind. 

Vernetztes Fahren erhöht zunächst die Aktualität und Genauigkeit der Verkehrsdaten. Diese Daten-transparenz hat nicht nur unmittelbare verkehrliche Auswirkungen etwa auf den Verkehrsfluss, (Stauvermeidung) und die Verkehrssicherheit (Unfallvermeidung). Der Transport wird hierdurch auch kalkulierbarer und an den Schnittstellen der Logistik planbarer. Die genauere Avisierung der Güter für die Transportziele optimiert die Versorgungskette am nächsten Glied, sei es beim Kunden, der eine online bestellte Lieferung erwartet, in einem Geschäft, Lager oder bei einem Verkehrsmittel zum Weitertransport. Eine bessere Fahrzeugvernetzung wirkt nicht nur verkehrsvermeidend, sondern auch stressreduzierend für die Verkehrsteilnehmer, insbesondere Berufskraftfahrer.

Automatisiertes Fahren wird in der Form des autonomen (fahrerlosen) Fahrens weniger personalintensiv sein und gilt als Lösungsansatz für den Fachkräfte-, bzw. Fahrermangel, insb. für den Lkw-Transport. Aber auch jenseits des öffentlichen Verkehrsraums, in Häfen, Bahnhöfen und Güterverteilzentren oder in Innenstädten wird das automatisierte Fahren – so wie gerade gesetzlich beschlossen, ergänzt durch autonome Be- und Entladungen, wichtige Funktionen in der Supply Chain übernehmen.

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home