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15. Sep 2021

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Wirtschaft

Fit am Bildschirm und an schweren Maschinen

Journalist: Theo Hoffmann

Theorie und Praxis werden in der modernen Landwirtschaft immer komplexer. Bei Ausbildung und Studium sollte die Digitalisierung eine noch stärkere Rolle spielen.

Ann-Christin Kahler, Landwirtin, Landtechnik-Verkäuferin und Agrar-Influencerin; Foto: Presse

Die praktische Arbeit als Landwirtin und das Studium der Agrarwissenschaften mit der ganzen Theorie und Stoff-Fülle machen schon einen großen Unterschied. Welchen Ausbildungsweg würden Sie jungen Leuten bei welchen Bedingungen empfehlen?

Die Arbeit als Landwirtin war natürlich reine praktische Arbeit mit dem Lerneffekt direkt draußen auf dem Feld oder an den Tieren/Maschinen. Generell fand ich das Praktische super, da ich sowieso eine bin, die lieber richtig mit anpackt als stundenlang vor Büchern sitzt und sich den Text in den Kopf reinzieht. Wir haben während meiner Ausbildung auch Schule und dann die Theorie gehabt, mussten Berichtsheft schreiben, Hausaufgaben machen und für Klausuren lernen, aber das war dann immer mit dem Praktischen im Betrieb verbunden und somit einfacher zu verstehen. Wir haben zum Beispiel Blattkrankheiten oder auch Ungräser/Unkräuter in der Schule behandelt, aber bei der Feldbegehung auf dem Betrieb natürlich ganz anders wahrgenommen und verstanden. Im Bezug auf das Studium war die Ausbildung vorweg super! Ich brauchte die Semesterferien keine Praktika mehr zu machen und hatte natürlich ein ganz anderes Verständnis der Themen als meine Kommilitonen. Hat der Professor mal von den verschiedenen Kuhmägen und den verschiedenen Stufen der Verdauung gesprochen, wussten wir direkt, worum es geht. Die anderen mussten das erst lernen. Ich würde den jungen Landwirt:innen generell immer erst die Ausbildung empfehlen. Die jungen Leute wissen dann wenigstens, wie es an der Front ist und verstehen die Zusammenhänge ganz anders. Wer möchte, kann danach entweder studieren oder seinen Techniker/Meister/Fachschule machen. Es gibt verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten, aber generell sollte es auf der Praxis, dem Grundstein (der Ausbildung), aufbauen.

Was sollte in der Ausbildung junger Landwirt:innen verbessert werden?

Generell sollte es viel mehr in die Schul-Praxis gehen (so nenne ich es mal). Wir haben zwar ein paar Lehrgänge auf Lehrhöfen, aber dennoch sollte es mehr Praxisübungen geben. Die Betriebe, bei denen man angestellt ist, können das nicht immer, da sie viel zu unterschiedlich sind. Zudem wäre es wichtig mit der Zeit zu gehen. Es gibt sehr veraltete Schulbücher, die man durch neue gute und brauchbare Medien ersetzen könnte. Die komplette Ausbildung sollte etwas digitaler werden, da auch die Maschinen und Ställe der Betriebe digitaler werden.

Armdicke Schraubschlüssel sind für moderne Landmaschinen sicher noch immer nötig, aber die Elektronik hat die Oberhand gewonnen. Wie hat sich die Arbeit mit neuen Landmaschinen aus Ihrer Sicht verändert?

Wir fahren mit großen schweren Maschinen, da passt sich das Werkzeug dementsprechend an und wird auch größer und schwerer. Komplett kann man das auch nicht abschaffen, denn wo gehobelt wird fallen Späne. Die Digi-talisierung schreitet jedoch mit großen Schritten voran. Es gibt unser Lenk- system, das mithilfe von mobilen Daten und der Satelliten im All und den Refe-renzstationen auf der Erde bis auf 1 bis 2 cm genau eine Spur entlangfahren kann.  Unsere Trecker (die neuen) sind allem mit Bildschirmen/Boardcomputern aus-gestattet und werden darüber bedient.

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home