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24. Jun 2020

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Wirtschaft

Fleisch bewusst genießen

Journalist: Alicia Steinbrück

Das Bewusstsein für Fleisch wird bei den Deutschen immer größer. Insgesamt lässt sich bei tierischen Produkten ein klarer Trend absehen: Immer weniger Mensch essen Fleisch oder verzichten sogar ganz auf tierische Produkte. Hier ist das Motto ganz klar „Qualität vor Quantität“.

Das meiste Fleisch wird noch immer an der Wursttheke oder bei Discountern gekauft, dabei ist es nicht lebensnotwendig, jeden Tag Fleisch zu essen – im Gegenteil. Stattdessen sollte Fleisch auf dem Speiseplan etwas Besonderes bleiben. Dafür sollten Verbraucher dann umso mehr auf die Qualität des Fleisches achten. Doch woran können Konsumenten diese überhaupt erkennen?
Es gibt mehrere Faktoren, welche die Güte widerspiegeln. Einer von diesen, für die Verbraucher am einfachsten ersichtlichsten Aspekte, ist der Preis. Tendenziell gilt: Je höher der Preis, desto besser ist die Fleischqualität. Das kann und sollte allerdings nicht verallgemeinert werden, da Ausnahmen die Regel bestätigen. Grundsätzlich sollte aber auf Discounter- und Nicht-Bio-Fleisch eher verzichtet werden. Eine minderwertige Qualität bedeutet auch einen minderwertigen Geschmack, außerdem sollten sich Verbraucher über die Bedingungen informieren und sich bewusst machen, ob sie gewisse Aspekte unterstützen wollen.

Ein weiterer Indikator ist die Fettmarmorierung. Je feiner diese ist, desto besser ist der Geschmack und umso hochwertiger ist auch die Qualität des Fleisches. Als Marmorierung wird die Verteilung des Fettgewebes im Fleisch bezeichnet, diese ist insbesondere bei Rindfleisch einfach erkennbar. Besonders ausgeprägt ist die Marmorierung beispielsweise beim Kobe-Rindfleisch, was sich auch in den hohen Preisen und im aromatischen und saftigen Geschmack widerspiegelt.

Die Fleischfaserung sollte vorhanden, aber nicht zu ausgeprägt sein. Zu weiches Fleisch sollte nicht gekauft bzw. verzehrt werden. Auch schwammiges Fleisch sollte unter allen Umständen vermieden werden.

Auch die Fleischfarbe spielt eine bedeutende Rolle. Diese variiert je nach Tier, Rasse, Alter und teilweise sogar nach dem Geschlecht. Frisches Schweinefleisch sollte hellrosa und leicht glänzend sein, Rindfleisch nimmt, nach der für den Geschmack erforderlichen Reifezeit, einen dunkelroten Ton an. Lamm hingegen ist hellrot, Geflügel hell und zart, Kalbsfleisch rot. Wildfleisch sticht durch seine besonders dunkelrote Farbe hervor. Grundsätzlich gilt: Je älter das Tier, desto dunkler ist auch das Fleisch.

Verbraucher sollten ebenfalls versuchen, etwas über die Schlachtungsbedingungen herauszufinden. Leidet das Tier während des Transports oder während der Schlachtung unter Stress, macht sich dies auch in dem oft minderwertigen Geschmack bemerkbar. Aus diesem Grund sollten sowohl Tiertransporte, als auch Schlachtungen, für das Tier möglichst entspannt ablaufen.

Vor dem Kauf sollte das Fleisch also ausreichend betrachtet und inspiziert werden. Wenn möglich, kann auch ruhig daran gerochen werden: Somit können Käufer sicherstellen, dass das Fleisch noch gut ist, wenn es neutral riecht. Ist der Geruch süßlich, ist vermutlich bereits das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten und es sollte nicht mehr verzehrt werden. Da Fleisch aufgrund seiner Fülle an Eiweiß schnell verderben kann, ist das Risiko hier ein hohes. Wässriges Fleisch deutet auf eine zu geringe Mastzeit hin. Neben der Berücksichtigung des Bio-Siegels gibt es weitere Label, welche auf eine hervorragende Fleischqualität, gute Haltebedingungen und nachhaltige Wirtschaft hinweisen. Strenge Qualitätskontrollen stellen diese Punkte sicher. Es empfiehlt sich, vorab im Internet zu recherchieren, welche Bedingungen den Konsumenten am wichtigsten sind, und welche Siegel diese sicherstellen.

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.

30. Jun 2025

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Wirtschaft

Krise als Chance: Wie KI und strategisches Supply Chain Management Europas Rolle stärken können – Ein Beitrag von Dr. Lars Kleeberg, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME)

Globale Lieferketten stehen unter massivem Druck. Handelskonflikte, Protektionismus und geopolitische Krisen haben die Weltwirtschaft grundlegend verändert – mit direkten Auswirkungen auf Produktion, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit. Seit Trumps Zoll-Eskalationen ist klar: Lieferketten sind keine stille Infrastruktur im Hintergrund mehr – sie sind kritische Erfolgsfaktoren für Unternehmen und Volkswirtschaften. Just-in-time ist out, just-in-case-Konzepte sind jetzt notwendig. Es ist höchste Zeit, dass Deutschland und Europa ihre Abhängigkeiten hinterfragen und ihre Versorgungssicherheit neu denken. Politik und Wirtschaft sind gleichermaßen gefordert, die Schlüsselrolle von Einkauf, Logistik und Supply Chain Management strategisch anzuerkennen und aktiv zu stärken. Gerade Deutschland als Exportnation ist in besonderem Maße auf stabile, resiliente Lieferketten angewiesen. Steigende regulatorische Anforderungen wie CSRD, CSDDD, EUDR oder REACH verschärfen den Druck auf die Unternehmen zusätzlich: Einkauf, Supply Chain Management und Logistik müssen heute ökologische, soziale und wirtschaftliche Ziele gleichzeitig erfüllen – ein Spagat, der die Komplexität erheblich erhöht und insbesondere den Mittelstand herausfordert. In diesem Spannungsfeld wächst die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz. Mithilfe von KI können Supply Chain-Manager Transparenz entlang globaler Lieferketten herstellen, Risiken frühzeitig erkennen, Compliance-Anforderungen effizienter erfüllen und Prozesse automatisieren. Doch trotz des enormen Potenzials sind KI- Anwendungen heute oft noch Pilotprojekte – gehemmt durch mangelnde Integration, rechtliche Unsicherheiten und zögerliche Entscheidungen in der Unternehmensführung. Es braucht deshalb eine klare Haltung in den Vorstandsetagen: Der strategische Einsatz von KI muss Chefsache werden. Nur, wer Technologie gezielt integriert und daraus neue Fähigkeiten entwickelt, sichert sich langfristige Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig müssen die politischen Entscheidungsträger in Berlin und Brüssel an einem Strang ziehen. Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben. Die neue Bundesregierung muss zügig die wirtschaftliche Resilienz unserer Unternehmen durch ein neues Außenwirtschaftsgesetz stärken und die versprochene Expertenkommission zur Risikoanalyse globaler Abhängigkeiten einsetzen. Europa kann gestärkt aus dieser Krise hervorgehen, wenn es gelingt, strategische Rohstoffe zu sichern, Handelsbeziehungen auf Augenhöhe auszubauen und ein level playing field – insbesondere im Verhältnis zu China – durchzusetzen. Ein strategischer Wandel ist unumgänglich. Insbesondere für Deutschland und Europa gilt: Versorgungssicherheit, Innovationsfähigkeit und wirtschaftliche Souveränität sind untrennbar mit robusten Lieferketten verbunden. Supply Chain Management, Einkauf und Logistik sind längst keine operativen Randfunktionen mehr – sie sind zentrale Erfolgsfaktoren in einer zunehmend fragmentierten Weltwirtschaft. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit Europas entscheidet sich nicht in der nächsten Krise – sie entscheidet sich jetzt. >Angesichts geopolitischer Spannungen, zunehmenden Protektionismus und wirtschaftlicher Entkopplung muss die EU mit einer Stimme zentrale Handelsabkommen und strategische Partnerschaften vorantreiben.