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15. Sep 2021

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Wirtschaft

„Foliengerecht“ arbeiten in der Landwirtschaft

Journalist: Theo Hoffmann

Aus fossilen Rohstoffen erzeugte Folien bereiten der Landwirtschaft in der Entsorgung Probleme und hohe Kosten. Nachhaltige Produkte werden dringend gebraucht.

Sie sind ein beliebtes Fotomotiv für Landfreunde und sie sind eine Verführung für alle Kinder, die auf dem Land groß werden und gern mal auf die Siloballen klettern, um von dort in herrlich aufgeweichte Böden zu springen. Und doch sind die Silage- oder Siloballen, mit deren Hilfe durch Milchsäuregärung Futtermittel für Rinder und Kühe hergestellt wird, auch ein Streitobjekt. Die starken Folien, in denen mehrere hundert Kilo Gras, Mais und Klee gepresst werden, sind nämlich alles andere als umweltfreundlich in der Nutzung und Entsorgung. Diese Folien basieren in der Regel auf Erdöl, können schlecht recycelt werden und hinterlassen in den Böden Mikroplastikrückstände. An vielen Forschungseinrichtungen sucht man deshalb seit langem nach Auswegen. Das Institut für angewandte Biopolymerforschung (ibp) der Hochschule Hof etwa beschäftigt sich mit ökologisch nachhaltigen Folien aus Biopolymeren, die zu hundert Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. 

Die Idee, solche Folien herzustellen, klingt leichter in der Theorie als in der Praxis, denn die Silagefolien sind einem enormen Druck ausgesetzt und müssen eine Haltbarkeit, vor allem aber eine Dehnbarkeit wie konventionelle Folien aufweisen. Sie müssen gestretcht werden können und doch reißfest sein. Wie aber lässt sich so ein Produkt den Herausforderungen anpassen und zudem zu einem Preis herstellen, den Landwirte noch zu bezahlen bereit wären?

Seit geraumer Zeit forscht man an Silofolien, die ebenfalls ohne fossile Rohstoffe hergestellt werden und die sich aufspritzen und sogar mitverfüttern lassen. Das ist ein verführerisch ökonomischer Ansatz, der wohl vielen Anforderungen gerecht werden dürfte. Man muss ja bedenken, dass die Stabilität einer Folie – egal ob fossil, nachhaltig hergestellt oder sogar verfütterbar – bei unterschiedlichsten Klimabedingungen, Regen-, Wind- und Sonneneinstrahlung gewährleistet sein muss. Außerdem muss eine solche Folie reißfest sein und mindestens ein Jahr halten. Sie darf aber wiederum auch nicht zu hart sein, denn gerade zu Beginn eines Silierprozesses ist man auf ausreichende Elastizität angewiesen. 

Wir sind noch längst nicht da, wo wir in Sachen nachhaltiger Silagefolien eigentlich sein wollen. Die Entwicklung einer neuen Agrar-Stretchfolie ist zwar weit fortgeschritten, aber sie ist noch immer in der Forschungs- und Entwicklungsphase. Deshalb sollten wir auch einen Blick auf die nachhaltige Entsorgung verschiedenster Agrarfolien werfen, die verwendet werden. In Deutschland fallen jedes Jahr tausende Tonnen gebrauchter Agrarfolien an und landen in Verbrennungsanlagen. An Recycling wird hier auch aus Kostengründen selten gedacht, obwohl viele kunststoffverarbeitende Betriebe auf alten Plastikmüll stark angewiesen sind. Hier kommen die Sammelstellen ins Spiel, die bereits flächendeckend angelegt sind und die kostengünstig Altfolien entgegennehmen.

Für den Einlieferer dieser Kunststoffabfälle bedeutet das aber auch etwas Vorarbeit. Folien zur Entsorgung müssen vorab gereinigt werden. Außerdem müssen Flachziehfolien, Unterziehfolien oder Siloschläuche von Silagestretchfolien, Netzersatzfolien und Rundballennetze sowie Spargel- und Lochfolien getrennt werden. Für eine saubere Umwelt muss man eben auch etwas investieren.

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home