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10. Jul 2023

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Lifestyle

"Games können Geschichten erzählen"

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Die Hoffotografen, Sam Pak/unsplash

Digitale Spiele eignen sich gut für die Vermittlung von Wissen und Werten, sagt Çiğdem Uzunoğlu, Geschäftsführerin der Stiftung Digitale Spielekultur.

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Çiğdem Uzunoğlu, Geschäftsführerin der Stiftung Digitale Spielekultur

Frau Uzunoğlu, in Deutschland wird es fast 80 Jahre nach dem Ende des Dritten Reiches naturgemäß schwieriger, den nachwachsenden Generationen die Bedeutung der Erinnerung nahezubringen. Können digitale Spiele eine Möglichkeit dazu sein?

 Games sind grundsätzlich eine gute Möglichkeit zur Vermittlung von Wissen und Werten und haben ein großes Potenzial. Sie gehören zum Alltag vieler Menschen, vor allem Kinder, Jugendlicher und junger Erwachsener. Da liegt es auf der Hand, Games zur Wissensvermittlung einzusetzen. Und gerade auch in Bezug auf die Erinnerungskultur bieten sie viele Möglichkeiten, die wir seit 2019/20 durch unsere Initiative "Erinnern mit Games" aufzeigen. Diese hat maßgeblich dazu beigetragen, dass digitale Spiele vermehrt durch Gedenkstätten und kulturelle Begegnungsstätten genutzt werden.

Welche Eigenschaften bringen Games denn mit?

 Sie sind ein narratives Medium und zugleich interaktiv und sie subsumieren andere Medien wie Bilder, Filme und Texte, Schauspiel und Musik. Sie bieten Regelsysteme, mit denen sich andere Regelsysteme wie zum Beispiel die Demokratie hervorragend abbildbar, erlebbar und erfahrbar machen lassen. So machen Games komplexe Zusammenhänge und Vorgänge nachvollziehbar. Ein großer Vorteil ist zudem, dass sie sich individuell den Stärken und Schwächen der Spielenden anpassen. Und natürlich ist der Unterhaltungsfaktor groß.

Worauf muss man achten?

 Wichtig ist, dass man sensibel mit den Themen der Erinnerungskultur umgeht und sie nicht trivialisiert. Das jeweilige Spiel muss in einem Rahmen eingebettet und kontextualisiert sein. Wir haben die Datenbank "Games und Erinnerungskultur" auf unserer Website, in der Spiele gelistet sind, die wir gemeinsam mit Historikerinnen und Historikern kuratiert haben. Die Erstellung der Datenbank erfolgte in Kooperation mit einer ganzen Reihe von Institutionen.

Sehen Sie in Games auch eine Chance, eine Brücke zu schlagen zwischen verschiedenen Werten und Erfahrungen und so die Integration von Menschen mit Migrationserfahrung zu fördern?

 Ganz sicher. Games schlagen kulturelle Brücken, weil ihnen unterschiedliche Einflüsse zugrunde liegen. Und durch das gemeinsame Spielen wird per se die Integration in den Communities gefördert, denn weder die Lebenssituation oder der religiöse oder kulturelle Hintergrund noch die Biografie spielen eine unmittelbare Rolle. Über das Spiel und in Spielen werden gemeinsame Werte definiert. Viele Spiele haben zudem ein Regelsystem, das sich dafür anbietet, um über Wertebildung zu sprechen.

Die Stiftung hat auch ein Projekt "Games und Weiterbildung" ins Leben gerufen. Was ist das Ziel und wer sind die Ansprechpartner?

 Mit dem Vorhaben "Games und Wertebildung" wollen wir aufzeigen, wie digitale Spiele für die politische Bildungsarbeit und Werteaktivierung bei jungen Erwachsenen genutzt werden können. Das Modellprojekt richtet sich explizit an junge Erwachsene sowohl mit als auch ohne Migrationshintergrund, denn es geht uns nicht nur um Werteaktivierung im Kontext von Integration, sondern wie wir die demokratische, freiheitliche Grundordnung in Deutschland insgesamt mit Hilfe von Games stärken können.

 

23. Okt 2025

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Lifestyle

Wie lassen sich Gaming und Streaming und Familie unter einen Hut bringen? – mit Maria Rapp (Rehleiin), Nordmann alias Tom

![Maria Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Maria_Online_f6d06845e6.jpg) ```Maria Rapp (Rehleiin), inspiriert seit 2024 ihre Community auf Twitch und TikTok mit einer einzigartigen Kombination aus entspanntem Durcheinander und trockenem Humor``` Mir ist es wichtig, dass meine Kinder Nähe und Verlässlichkeit spüren. Deshalb kommunizieren wir klar: Die Kinder wissen, wann ich streame, bei Events springt die Familie ein. Da die Kinder 50/50 bei beiden Eltern leben, plane ich in kinderfreien Wochen meine Streams und Social Media-Inhalte. In Kinderwochen hat der Alltag Vorrang, manchmal gehe ich abends spontan live. Meine Energie teile ich bewusst ein, um für die Kinder präsent zu sein. Mein Teilzeitjob ermöglicht mir Nachmittage mit ihnen, in kinderfreien Wochen arbeite ich Vollzeit. Ich lasse Puffer für Spontanes, Content vorproduzieren hilft enorm. Die Anfangszeit war schwierig, ans Aufhören dachte ich aber nie! Hilfe anzunehmen fällt mir noch schwer, aber ich arbeite daran (lacht). Seit Juli entlastet mich ein Management bei vielen Dingen. Und Yoga hilft mir, runterzukommen. Mein Tipp für alle, Familie und Streaming zu verbinden: Setzt klare Prioritäten, plant mit Puffern, damit Stress erst gar nicht entsteht, und kommuniziert offen mit Kindern und Community. Akzeptiert, dass Familienleben Einschränkungen mit sich bringt, das ist keine Schwäche, sondern Realität. Feste Absprachen helfen, und wenn die Kinder mich während eines Streams brauchen, sorgen meine Mods dafür, dass der Stream weiterläuft und können im Notfall sogar auf meine Hardware zugreifen (was glücklicherweise noch nie vorkam). Ein gutes Netzwerk aus Familie, Freunden oder Management, die den Rücken freihalten, ist einfach wichtig. Für mich zählen Konstanz und Ehrlichkeit mehr als Perfektion. ![Tom Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Tom_Online_65e2a5d872.jpg) ```Nordmann alias Tom begeistert als Streamer und Familienvater mit seiner Community-Nähe und kreativen Gaming-Inhalten``` Ich streame meist nachts, wenn zu Hause Ruhe einkehrt – so passt es am besten zum Familienalltag. Veranstaltungen plane ich frühzeitig, und dank der Unterstützung meiner Frau, Familie und Schwiegereltern lässt sich alles gut vereinbaren. Durch mein Homeoffice bin ich flexibel und erreichbar. Mein Management übernimmt Planung, Kommunikation und Verträge, wodurch ich mehr Struktur habe und mich voll auf Community, Streams und Content konzentrieren kann. Freizeit habe ich kaum, doch viele meiner Hobbys wie Boxen, Food-Vlogs oder Familienaktivitäten fließen eh direkt in meine Arbeit ein. Oft dachte ich: „Aufhören wäre jetzt einfacher.“ Eine Pause zeigte mir jedoch, wie sehr mir das Streaming als Ausgleich und durch den Austausch mit der Community fehlt. Der Anfang war tough: über 1.000 Stunden Stream im ersten Jahr bei nur wenigen Zuschauenden. Davon konnte ich meine Familie nicht ernähren. Es ist wie im Fußball: Entweder es kommt, oder nicht. Man muss da reinwachsen. Wichtig ist aber vor allem, dass es Spaß macht, man authentisch bleibt und es den Leuten gefällt. Kommunikation ist einfach das A und O, um Familie und Streaming zu vereinbaren. Pläne offen besprechen, klare Regeln vereinbaren und die gemeinsame Zeit bewusst pflegen. Rücksicht hat oberste Priorität! Die Familie darf nie leiden. Selbstständig zu sein ist generell nie einfach und als Streamer oder Influencer in der heutigen Zeit dauerhaft relevant zu bleiben oder überhaupt eine gewisse Reichweite aufzubauen, ist nochmal eine ganz eigene Herausforderung.