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14. Okt 2020

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Wirtschaft

Ganzheitliche Konzepte für Düngung und Pflanzenschutz

Journalist: Hubertus Paetow

Landwirte in Deutschland bauen eine Vielzahl von Kulturarten an: Getreidearten, Blatt- und Knollenfrüchte, Öl- und Eiweißpflanzen, Futterpflanzen, Gewürze und Heilkräuter. Jede Kulturart erfordert eine besondere Produktionstechnik und hat besondere Standortansprüche. In der Regel werden in Ackerbaubetrieben drei bis sechs Kulturarten in jeweils unterschiedlichen Anbausystemen kultiviert.

Hubertus Paetow, Präsident der DLG; Foto: territory Gütersloh/Jörg Sänger

Die Düngung ist notwendig, um die Pflanzen neben Wasser und CO2 mit Mineralnährstoffen zuversorgen. Die Zufuhr dieser Nährstoffe erfolgt mit organischen Düngern, wie Gülle, Klärschlamm und Kompost sowie mit Mineraldüngern. Bis zur Ernte müssen die Kulturpflanzen vor Krankheitserregern und einer übermäßigen Konkurrenz durch Unkräuter und Ungräser geschützt werden. Dazu stehen chemische und biologische Mittel sowie mechanische und thermische Verfahren zur Verfügung. Düngung und Pflanzenschutz sind unverzichtbare Elemente aller Ackerbausysteme, auch des Ökolandbaus. Sie werden im Rahmen der landwirtschaftlichen Fachgesetze geregelt. Dennoch stehen sie auch in der Kritik: Stichworte wie „Überdüngung“, „Gewässereutrophierung“, „Glyphosat“ oder „Pflanzenschutzmittelrückstände“ verdeutlichen das.

Der Gesetzgeber reagiert darauf mit politischen Instrumenten auf europäischer bzw. nationalstaatlicher Ebene. Die Ziele: Erhöhung der Artenvielfalt, Verringerung der Nährstoffüberschüsse, Klimaschutz. In Deutschland weitet das „Aktionsprogramm Insektenschutz“ Schutzgebiete aus und führt zu verbessertem Gewässerschutz. Glyphosat soll mit einer nationalen Minderungsstrategie reduziert bzw. bis Ende 2023 abgeschafft werden. Die in mehreren Schritten novellierte Düngeverordnung soll die Stickstoffüberschüsse reduzieren. Auf EU-Ebene sollen mit der Farm-to-Fork-Strategie 50 % der chemischen Pflanzenschutzmittel und 20 % der Düngemittel eingespart werden. Landwirte reagieren auf die bestehende Kritik, indem sie ihren Pflanzenbau in ei-nem ganzheitlichen Konzept organisieren. Dieser integrierte Pflanzenbau kombiniert viele Instrumente und führt so zu einem variantenreichen Anbausystem. Dadurch werden die Kritikpunkte zunehmend entschärft, wenngleich noch viele Herausforderungen zu meistern sind.

Defizite, Kritik und gesetzliche Initiativen führen dazu, dass Innovation im wissenschaftlich basierten System Pflanzenbau stark beschleunigt wird. Höhere Effizienzen bei Düngung und Pflanzenschutz sind das Ziel. Entwickelt und breit in die Praxis eingeführt werden Technologien zum biologischen und mechanischen Pflanzenschutz. Mittels Digitalisierung wird durch verbesserte Sensortechnik, präzisere Fernerkundung und Regelalgorithmen der Bedarf der Kulturpflanzen an Nährstoffen genauer bestimmt und eine innovative Dünge- und Pflanzenschutztechnik sorgt für eine präzisere Verteilung. Neue Züchtungstechniken ermöglichen den Anbau eines breiteren und robusteren Kulturartenspektrums, was zu vielfältigeren Fruchtfolgen führt. Das alles ist keine Zukunftsmusik, sondern hat schon längst begonnen. Der Umbau der Landwirtschaft in Deutschland ist in vollem Gange. Die Ökologisierung der konventionellen Landwirtschaft schreitet immer stärker voran. Auch begleitet von Rückschritten. Aber: Die Landwirte in Deutschland haben die Herausforderung angenommen.

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home