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12. Jun 2024

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Lifestyle

Geschmackvolle Revolution

Journalist: Julia Butz

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Foto: Sven Schomburg Fotografie, Caroline Attwood/unsplash, Presse

Gastronomie ist Schauplatz von Innovation und Inspiration; von Vielfalt und Veränderung. Nichtsdestotrotz sind Frauen in der Branche noch immer unterrepräsentiert – sei es aufgrund fehlender Flexibilität oder ungerechten Gehältern. Wie mehr Frauen an die Spitze gelangen und die Gastronomie somit insgesamt gerechter und inklusiver werden kann, erklären die drei Sterneköchinnen Clara Hunger, Julia Komp und Douce Steiner im Interview.

Clara Hunger_Foto_Sven Schomburg Fotografie_online.jpgClara Hunger, Sous Chefin bei Max Strohe, Tulus Lotrek

Wie kommen mehr Frauen an die Spitze?

Zunächst müssen wir daran arbeiten, ein nachhaltig attraktiveres und vor allem gerechtes Arbeitsumfeld für Frauen zu schaffen. Ohne frauenfeindlichen „Umkleidekabinen-Humor“, ohne Anzüglichkeiten und auch sexuelle Belästigungen, wie sie noch immer in vielen Küchen herrscht. Gastronomie muss familienfreundlicher werden; Elternzeit und flexiblere Arbeitszeiten müssen möglich sein und ein Kind zu bekommen, darf kein Tabu sein.

Welchen Rat geben Sie jungen Frauen, die eine Karriere in der Gastronomie anstreben, aber Bedenken haben?

Als Frau in dieser Branche zu arbeiten kann manchmal sehr anstrengend sein und wir müssen noch viele Punkte verbessern. Aber es ist auch eine Branche, in der man sehr schnell zusammenwächst, füreinander einsteht, die gleiche Leidenschaft teilt. Das Team wird zur zweiten Familie. Mein Rat: Das Restaurant vorab genau anschauen. Wie gehen die Kollegen dort miteinander um? Wie ist der Ton in der Küche? Fühl ich mich wohl? Dann kann es der schönste Job überhaupt sein.

Wie kann die Sichtbarkeit von Frauen erhöht werden?

Leider sieht man immer noch viel zu wenig Frauen auf den Bühnen der Preisverleihungen, wie auch bei der diesjährigen Sternevergabe des Michelin. Das heißt absolut nicht, dass man nur mit einem Stern Erfolg hätte, aber es spiegelt die Ungleichheit unserer Branche wider. Es braucht ein faires Arbeitsumfeld mit gerechten Gehältern, echter Wertschätzung und mehr Chancen für Frauen, sichtbarer zu werden.

Portrait_Julia Komp_online.jpgJulia Komp, Küchenchefin und Inhaberin, Restaurant Sahila

Wie kommen mehr Frauen an die Spitze?

Der direkte Umgangston in manchen Küchen und die geringe zeitliche Flexibilität können zunächst durchaus abschrecken. Viele Vorurteile aber haben sich in den letzten Jahren stark verbessert. Auch denke ich, dass viele Köchinnen einen ruhigeren Führungsstil als ihre männlichen Kollegen haben. Um Frauen mit Familie als wertvolle Mitarbeitende nicht zu verlieren bieten wir z. B. alternative Teilzeitmodelle an. Auch ein tagsüber sehr gut vorbereitetes Mise en Place ist für einen Betrieb wertvolle Unterstützung.

Welchen Rat geben Sie jungen Frauen, die eine Karriere in der Gastronomie anstreben, aber Bedenken haben?

Für eine bewusste Berufsentscheidung sollte man vor der Ausbildung am besten mehrere Praktika machen. Erfahrungsgemäß benötigt man einen starken Willen und Durchhaltevermögen. Kolleginnen, die beides mitbringen, stehen alle Türen offen – weltweit! Es ist ein wundervoller Beruf, man kann sich kreativ ausleben, seine handwerkliche Fähigkeit stetig verbessern, jeden Tag dazu lernen.

Wie kann die Sichtbarkeit und Wertschätzung von Frauen erhöht werden?

Ich persönlich fühle mich als Frau in der Gastronomie wertgeschätzt. Und es gibt viele Frauen in der Branche, allerdings meist nicht in der ersten Reihe. Durch Networking-Events wie unseren „Female Culinary Circle“ mit Gast- und Küchenchefinnen, Sous Chefinnen und Auszubildenden wollen wir Sichtbarkeit und Wertschätzung unterstützen. Die tolle Stimmung dort motiviert jedes Jahr aufs Neue.

Douce_Steiner_online.jpgDouce Steiner, Küchenchefin und Inhaberin, Hotel Restaurant Hirschen

**Wie kommen mehr Frauen an die Spitze? **

Ob weiblich oder männlich: wichtiger ist doch, insgesamt viel mehr jungen Menschen die Freude an diesem Beruf zu vermitteln. Dass Gastronomie nicht mehr auf dem Rücken der Mitarbeitenden funktionieren kann – der Umbruch der Branche war längst überfällig. Auch wir haben nun nur vier Abende geöffnet, die Mitarbeitenden 2 x 3 Wochen und an allen Winterfeiertagen frei. So können alle den Beruf wieder mit Liebe ausüben.

Welchen Rat geben Sie jungen Frauen, die eine Karriere in der Gastronomie anstreben, aber Bedenken haben?

Einfach mal machen. Bei uns im Team haben wir einen bunten Geschlechter- und Altersmix, beginnend bei der 14-jährigen Praktikantin bis zum 65 Jahre alten Mitarbeiter. Ich beobachte, dass viele junge Menschen durch die Fülle an Möglichkeiten von Work & Travel bis Studium, Schwierigkeiten haben, überhaupt ins Tun zu kommen. Eine Ausbildungspflicht nach der Schule könnte da helfen, auch gegen den Fachkräftemangel.

Wie kann die Sichtbarkeit und Wertschätzung von Frauen erhöht werden?

Die Branche ist eine Männerwelt. Natürlich kann ich mich daran aufreiben, aber ich denke, es ist viel wichtiger nicht so viel links und rechts, sondern auf sich selbst zu schauen. Den eigenen Stil finden, dranbleiben und auch Geduld zu haben. Dann kommt der Erfolg von allein. Im Übrigen machen die Frauen schon längst ihr Ding: Fast alle europäischen Sterneköchinnen sind Inhaberinnen ihres eigenen Restaurants. Die bekrönten Herren aber meist nur angestellte Küchenchefs.

11. Jul 2025

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Gesundheit

Wo demenzkranke Menschen mit allen Sinnen gefordert sind – mit Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist

![Esther_Daenschel_xl online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Esther_Daenschel_xl_online_7618aeaf4e.jpg) ``` Esther Daenschel, zertifizierte Gartentherapeutin nach IGGT, Hospital zum Heiligen Geist ``` **Was ist ein Sinnesgarten?** Ein Therapie- und Sinnesgarten ist ein gestalteter Raum, der alle Sinne anspricht und Menschen mit Demenz positive Erlebnisse ermöglicht. Besonders wichtig sind die Barrierefreiheit und die klare Aufteilung in verschiedene Gartenbereiche, die die Orientierung erleichtern und unterschiedliche Bedürfnisse – von Aktivierung bis Entspannung – ansprechen. Jeder Therapiegarten ist individuell und sollte immer an die Gegebenheiten vor Ort, das Klientel und die Menschen, die ihn mit Leben füllen, angepasst werden. **Welche Bedeutung haben solche Gärten für demenzkranke Menschen?** Für Menschen mit Demenz hat ein Therapie- und Sinnesgarten große therapeutische Bedeutung. Er wirkt anregend, vermittelt Geborgenheit, kann Erinnerungen wecken und den Erhalt von Alltagskompetenzen unterstützen. Sinnesgärten stärken Selbstwirksamkeit, Teilhabe und Lebensqualität und bieten Raum für Begegnung und sinnvolle Beschäftigung. Sie fördern soziale Kontakte, bieten Abwechslung und schaffen kleine Inseln der Ruhe, Begegnung und Aktivität. **Welche Aktivitäten sind dort möglich?** In unserem Therapie- und Sinnesgarten im Hinsbleek 9 können vielfältige Angebote stattfinden, die sich an den individuellen Fähigkeiten und Ressourcen der Bewohner:innen orientieren. Neben der Sinnesanregung durch Riechen, Tasten und Schmecken von Kräutern, Gemüse und Obst können die Besucher:innen unter der Pergola oder auf der Klönschnackbank gemeinsam sitzen und plaudern. Bewegungseinheiten wie Spaziergänge und Naturbeobachtungen fördern die Mobilität und Wahrnehmung. Darüber hinaus bietet unser Sinnesgarten barrierefreie Hochbeete, die unterfahrbar oder in Stehhöhe zum Gärtnern einladen.

17. Jun 2025

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Lifestyle

DIY als Philosophie – mit Jonas Winkler

![JonasWinkler Online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Jonas_Winkler_Online_8c75c7f697.jpg) ``` Jonas Winkler, Tischlermeister & Content Creator ``` Selbstgemacht statt gekauft: „Do it Yourself“ ist eine Einladung für jeden, das eigene Zuhause ganz persönlich und mit Herzblut zu gestalten. Ob Möbel, Deko oder kleine Reparaturen: Jedes selbstgemachte Stück, jede Upcycling-Kommode erzählt seine eigene Geschichte und macht die eigenen vier Wände noch gemütlicher. Dabei geht es um Spaß am Handwerk, die Freiheit, Materialien und Techniken nach Lust und Laune auszuprobieren – und auch darum, aus Fehlern zu lernen. Genau das lebt Jonas Winkler, Tischlermeister und Produktdesigner auf seinen Social Media-Kanälen vor. Mit seinen inspirierenden Ideen und detaillierten DIY-Tutorials motiviert er Heimwerkende und alle, die es noch werden wollen. Darf es ein ergonomischer Gaming-Tisch sein oder ein paar Kniffe, wie man ein krummes Holzbrett wieder gerade bekommt? Egal, ob großes oder kleines Projekt: „Mit etwas Selbstgemachten entsteht nicht nur ein Objekt, sondern eine emotionale Verbindung zwischen Mensch, Material und dem Stolz, etwas Bleibendes geschaffen zu haben.“ Dabei dürfen auch Fehler passieren. „Ich mache selbst nicht alles richtig, wie man in meinen Videos sieht“, sagt Jonas Winkler lachend, „das Spannende ist doch das Knobeln: Wie kriegen wir den Karren jetzt aus dem Dreck? Probleme offen zeigen und Lösungen finden, darum geht es. Aufgeben ist keine Option.“ Natürlich muss man einige Dinge nicht selbst erleben, um zu wissen, dass sie auch gefährlich sein können, betont Jonas Winkler: „Gerade Laien müssen Sicherheit priorisieren. Bei Billigwerkzeug etwa ist das Unfallpotenzial enorm. Wie schnell ein günstiger Akku überhitzt oder ein Schraubenschlüssel bricht – das demonstrieren wir in meiner Werkstatt als sicheren Raum, um Risiken zu minimieren.“ Sein eigener Weg begann mit dem Studium des Produktdesigns. Die Neugier, wie Entwürfe Realität werden, führte ihn zu ersten eigene DIY-Projekten und schließlich dazu, auch den Handwerksmeister zu absolvieren. Gerade heute, wo so vieles fremdbestimmt ist und durch Technologien immer schwerer greifbar wird, bietet das Handwerk eine besondere Möglichkeit, selbst aktiv Einfluss auf das Ergebnis zu nehmen. „Der Gedanke, etwas selbst zu designen, zu erschaffen und damit einem Möbelstück eine Geschichte zu geben, ist unersetzlich“, erklärt er. Und was braucht es seiner Meinung nach, damit das Holzhandwerk auch als Ausbildungsbetrieb attraktiv und zeitgemäß bleibt? „Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen. Das Wichtigste aber ist, das es Spaß macht.“ Also nichts wie los: Neugierig sein, ins Tun kommen und sich ein Traum-Zuhause schaffen, das genauso einzigartig ist, wie man selbst. Das nächste DIY-Projekt wartet vielleicht schon am nächsten Straßenrand. >Inklusivität und eine positive Fehlerkultur, die Raum zum Lernen lässt, sind entscheidend – ob beim traditionellen Hobeln oder digitalen Fräsen.