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10. Jul 2023

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Wirtschaft

Große Herausforderung

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: ThisIsEngineering/pexels, Jochen Rolfes

Im Gespräch mit Marc S. Tenbieg, dem geschäftsführenden Vorstand Deutscher Mittelstands-Bund (DMB) e. V.

Marc S. Tenbieg, geschäftsführender Vorstand Deutscher Mittelstands-Bund (DMB) e. V.

Die deutsche Wirtschaft und der gesamte europäische Wirtschaftsraum stehen inmitten einer Phase radikaler Transformation. In Mulitkrisenzeiten stellt sich mehr denn je die Frage: Wie kann der Spagat aus Krisenbewältigung und nachhaltiger, erfolgreicher Transformation in unserem Wirtschaftsraum gesellschaftsverträglich gelingen? Die Transformationsvorhaben könnten nicht größer sein. Derzeit zeigt sich sehr deutlich, wie unterschiedlich stark der Veränderungswille in Wirtschaft und Gesellschaft ausgeprägt ist. Unternehmen, Staat und Gesellschaft müssen in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit handeln und sich wandeln.

Ich mache mir Sorgen, dass die derzeitige Krisendynamik in Kombination mit den Transformationserfordernissen eine zu große Bürde für viele kleine und mittlere Unternehmen darstellt. In Krisenzeiten investieren Unternehmen in der Regel zu wenig in die eigene Zukunftsfähigkeit, doch gerade jetzt ist dies wichtig. Psychologisch betrachtet ist die Investitionszurückhaltung nachvollziehbar. Unternehmerisch betrachtet ist das fahrlässig. Für Verunsicherung in der Unternehmerschaft sorgt insbesondere, dass es keine zusammenhängende politische Erzählung, keine Vision dazu gibt, wie und ab wann die strukturellen Transformationsanstrengungen Früchte tragen werden. Also zum Beispiel, wie und ab wann Unternehmen mit günstiger, erneuerbarer Energie verlässlich versorgt werden. Woran es derzeit ebenfalls mangelt, ist der Glaube daran, dass der Staat sich selbst schnell und umfassend modernisieren kann.

Für den wirtschaftlichen Erfolg von morgen ist es wichtig, dass die unternehmerischen Sorgen von heute politisch ernst genommen werden. Was es dazu ebenfalls braucht, sind bessere Rahmenbedingungen. Eine mutige Mischung aus Entlastung, Vereinfachung und Förderung, die Themen liegen dabei auf der Hand: Unser Steuer- und Abgabensystem muss reformiert, Bürokratie effektiv abgebaut werden. Zudem braucht es kräftige Impulse für Forschung und Innovation, für (digitale) Infrastruktur und Bildung.

Beim EuroMinds-Wirtschaftsgipfel hat der Deutsche Mittelstands-Bund (DMB) Thesen von den vielen Expertinnen und Experten eingesammelt, wie die Transformation in Deutschland und Europa gelingen kann. Die Ergebnisse finden Sie hier: www.mittelstandsbund.de/thesenfuerdietransformation.

„Unternehmen, Staat und Gesellschaft müssen in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit handeln und sich wandeln.“

4. Jul 2025

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Wirtschaft

Chancen für die Zukunft der Versorgung – mit Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus & Dr. Johannes Danckert

![Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Dr_Johannes_Danckert_Copyright_Kevin_Kuka_Vivantes_online_6e3b6d01f5.jpg) ``` Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH ``` **Dr. Johannes Danckert, Vorsitzender der Geschäftsführung, Vivantes – Netzwerk für Gesundheit GmbH** Digitalisierung kann die Patientenversorgung schneller, besser und sicherer machen. Immer öfter werden dabei auch die traditionellen Grenzen zwischen ambulanten und stationären Bereichen sowie einzelnen Versorgungseinrichtungen abgebaut. So kann die ‚Patient Journey‘, also der gesamte Behandlungsweg eines Patienten von Diagnose bis Nachsorge, zu einer vernetzten Gesundheitsregion verbunden werden. Trotz deutlicher digitaler Fortschritte haben deutsche Krankenhäuser allerdings weiterhin erheblichen Entwicklungsbedarf, bedingt vor allem durch kleinteilige Strukturen und unzureichende Finanzierung. Denn die Implementierung innovativer Lösungen setzt bereits einen hohen Digitalisierungsgrad voraus. Bei Vivantes wurden zentrale Prozesse wie die Patientenkurve, Medikation, Pflegeprozesssteuerung sowie Anforderungs- und Befundungsprozesse digitalisiert. Auch große Teile der Medizintechnik sind eingebunden. KI-gestützte Systeme helfen uns, Frakturen und Embolien schneller zu erkennen oder warnen vor Komplikationen wie Delir oder Nierenversagen. Künstliche Intelligenz unterstützt uns auch dabei, Patientendaten direkt aus dem Rettungswagen in das Klinik-Informationssystem (KIS) zu übertragen, sodass die Krankenakte bei Ankunft bereits angelegt ist. Eine von uns entwickelte, interoperable Datenplattform ermöglicht zudem den automatisierten Datenaustausch von inzwischen 15 Klinikträgern in der Region Berlin-Brandenburg. Damit entstehen telemedizinische Versorgungskonzepte weit über Berlin hinaus. ![prof.dr.dr.jurgendebus_online.jpg](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/prof_dr_dr_jurgendebus_online_d7f732ea04.jpg) ``` Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg ``` **Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Jürgen Debus, Vorstandsvorsitzender und Leitender Ärztlicher Direktor Universitätsklinikum Heidelberg** Smarte Technologien und eine optimale Datennutzung verbessern den Klinikalltag und die Patientenversorgung. Das zukünftige Herzzentrum am Universitätsklinikum Heidelberg planen wir als Smart Hospital: Dort werden z. B. OPs gefilmt und das KI-System warnt automatisch bei Veränderungen des Patienten oder ungewöhnlichen Vorgängen. So werden Risiken früh erkannt und die Sicherheit erhöht. Dank verknüpfter Patientendaten und digitalem Terminmanagement läuft auch die Vorbereitung auf Eingriffe effizienter, da benötigte Ressourcen wie CT-Termine frühzeitig ersichtlich sind. Ein smartes Entlassmanagement stellt relevante Dokumente für den Patienten automatisch bereit und koordiniert Sozialdienst, Pflege und Medikamentenbedarf, sodass der Übergang in die weitere Versorgung optimal organisiert ist. In all diesen Algorithmen und Systemen steckt das gebündelte Wissen von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und Forschenden. Die meisten KI-Anwendungen basieren auf maschinellen Lernmodellen, die mit Patientendaten trainiert werden, um Muster zu erkennen. Je größer der verfügbare Datensatz, desto exakter fallen Diagnosen und Prognosen aus – ein wichtiger Faktor angesichts des steigenden Versorgungsbedarfs bei gleichzeitig sinkender Zahl an Fachkräften. Smarte Technologien helfen, diese Lücke zu schließen und die Versorgung weiterhin auf hohem Niveau zu gewährleisten. Damit es nicht bei Insellösungen bleibt, treiben wir die übergreifende Datenintegration voran, ähnlich wie sie in der internationalen Forschung etabliert ist.