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7. Mär 2022

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„Grünstrom braucht komplexe Lösungen“

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Presse

Die Umstellung auf Erneuerbare Energien ist zeitaufwendig. Ohne Gas als Übergangslösung geht es nicht, sagt Thorsten Kramer, Vorstandsvorsitzender der LEAG.

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Thorsten Kramer, Vorstandsvorsitzender der Lausitz Energie Bergbau AG und Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG)

Thorsten Kramer (59) ist seit dem 1. Januar 2022 Vorstandsvorsitzender der Lausitz Energie Bergbau AG und Lausitz Energie Kraftwerke AG (LEAG). Der gebürtige Westfale verfügt über eine umfangreiche Expertise und Vernetzung in der Windenergie-Branche sowie über langjährige Erfahrung in der Führung, Entwicklung und erfolgreichen Transformation von Unternehmen, unter anderem bei Bilfinger und Nordex. In seiner Freizeit fährt er gern Ski oder Rad.

Herr Kramer, halten Sie eine gesicherte Energieversorgung rein aus erneuerbaren Energiequellen für möglich?

Perspektivisch ist das sicher möglich. Dafür sind aber Voraussetzungen nötig. Neben dem massiven Ausbau von Wind und PV sind das vor allem große und robuste Stromnetze und die 24/7-Verfügbarkeit gesicherter Leistung. Insbesondere in den Strukturwandelregionen Lausitz und Mitteldeutschland planen wir komplexe Lösungen für Grünstrom. Er ist die Basis, aber wir wollen die Erzeugung koppeln mit ausreichend großen Speichern. Das können Batteriespeicher wie die BigBattery Lausitz sein. Aber auch Wasserstoff spielt für uns bei der Standortentwicklung eine wichtige Rolle.

Die Bundesregierung möchte den Ausstieg aus der Kohle „möglichst“ bis 2030 erreichen. Ist das machbar?

Das hängt davon ab, wie schnell der Ausbau der Erneuerbaren erfolgt und wie schnell sie genau so stabil, zuverlässig und so kostengünstig in das Versorgungssystem eingebunden werden können wie die konventionellen Energien. Weil sich unser Unternehmen selbst beim Ausbau erneuerbarer Energien engagiert, wissen wir, dass diese Entwicklung aufgrund von Planungs- und Genehmigungsverfahren Zeit braucht. Das gilt genauso für die Strukturentwicklung der Reviere, bei der die Bundesregierung in der Pflicht steht.

Wie engagiert sich die LEAG in der Energiewende?

Wir gehören zu den fünf großen Stromerzeugern in Deutschland und sind dabei, unser Portfolio komplett umzubauen. Zum einen durch den Zuwachs erneuerbarer Energieerzeugung. Allein im vergangenen Jahr haben wir Genehmigungsverfahren für rund 600 MW Wind und PV auf den Weg gebracht. Darin enthalten ist Deutschlands bislang größte schwimmende PV-Anlage mit 21 MW auf einem in Flutung befindlichen Bergbausee, dem Cottbuser Ostsee. In ehemaligen Bergbauflächen stecken große Potentiale für die Erneuerbaren. Bis zu 8.000 MW sind bis 2030 denkbar, wenn die gesetzlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen es zulassen. Zum anderen nutzen wir eigene Stärken und Kompetenzen im B2B-Bereich. Wir haben zum Beispiel mit der Erfahrung in der Steuerung und Vermarktung von Erzeugungsanlagen in virtuellen Kraftwerken die LEAG energy cubes ins Leben gerufen. Dieses Serviceangebot zur Betriebsführung und Stromvermarktung für Erneuerbare Energien, Speicher und andere Energieanlagen hat sich in den vergangenen zwei Jahren so gut entwickelt, dass wir es jetzt als LEAG-Tochter-Unternehmen selbstständig machen.

Wie arbeitet die LEAG auf dem Gebiet der Wasserstofftechnologie?

In unserer Wasserstoffstrategie unterscheiden wir zwischen dezentralen kleineren Anlagen, die mit Industriekunden oder auch kommunal-privaten Partnerschaften wie beispielsweise im ÖPNV-Umfeld angewendet werden, und großen Elektrolyseanlagen, die neue Gasturbinenkraftwerke H2-ready machen und zusätzlich in Netze einspeisen sollen. Was den ersten Teil betrifft, werden wir in diesem Jahr mit dem Bau eines Elektrolyseurs in Cottbus beginnen. Das gehört zu einem gemeinsamen Projekt mit der Stadt Cottbus und der Cottbusverkehr GmbH, die Teile ihre Busflotte auf Wasserstoffantrieb umrüsten. Dieses Projekt hat Modellcharakter und ist Bestandteil eines größeren „Regionenprojektes Wasserstoff“.

Und im zweiten Schritt planen Sie neben dem Mobilitätsaspekt auch die Nutzung von Wasserstoff für die Stromerzeugung?

Ja, wir prüfen zurzeit verschiedene Optionen der Energieerzeugung und Energiespeicherung an unseren Kraftwerksstandorten. Dazu gehört unter anderem das Vorhaben eines integrierten innovativen Speicherkraftwerks am Standort Jänschwalde, das mehrstufig modular aufgebaut ist und als Ankerprojekt für weitere Vorhaben dieser Art dienen kann. Zentrale Bestandteile sind eine moderne GuD-Anlage für den Einsatz von Erdgas und Wasserstoff, in Kombination mit einem Wärmespeicher und einer Wasserstoff-Elektrolyse, die mit Strom aus erneuerbaren Quellen beladen werden sollen. Die Projektentwicklung für dieses Vorhaben befindet sich in der finalen Phase.

Gas soll also zunächst ein Energieträger bleiben?

Darauf werden wir für die Übergangszeit angewiesen sein. Gaskraftwerke leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Versorgungssicherheit, wenn erneuerbare Energien nicht verfügbar sind. Wir haben dazu bereits jahrelange Erfahrung mit den Gaskraftwerken Thyrow und Ahrensfelde in Brandenburg gewonnen und bauen im bayrischen Leipheim ein netzdienliches Gaskraftwerk der 300 MW-Klasse. Also liegt es nahe, dass wir uns auch sehr konkrete Gedanken darüber machen, wie wir unsere vier Kraftwerksstandorte in Brandenburg und Sachsen über den Kohleausstieg hinaus mit Gas, gekoppelt mit Erneuerbaren, Speichern und Wasserstofftechnologien, zukunftsfähig entwickeln können.

30. Apr 2025

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Gesellschaft

Eine benutzerfreundliche Infrastruktur ist ein Muss für den Erfolg der Elektromobilität in Deutschland – mit Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM)

![Christian Heep Vize-Präsident BEM Bundesverband eMobilität -Online.JPG](https://cwbucket.fra1.digitaloceanspaces.com/Christian_Heep_Vize_Praesident_BEM_Bundesverband_e_Mobilitaet_Online_14b581b45a.JPG) ``` Christian Heep, Vorstand im Bundesverband eMobilität (BEM) ``` **Welche strategischen Bereiche stehen derzeit im Fokus des BEM?** Wir setzen auf die systemische Transformation des Mobilitätssektors. Dabei liegt unser Augenmerk auf dem flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur, der Verknüpfung mit erneuerbaren Energien, klaren regulatorischen Rahmenbedingungen und der Stärkung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland. **Wie gestaltet sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur?** Ein leistungsfähiges Ladenetz ist entscheidend für die Akzeptanz der Elektromobilität. Wir fördern eine interoperable und benutzerfreundliche Infrastruktur, die intelligente Netzintegration, bidirektionales Laden und Speicherlösungen umfasst. Bestehende Tankstellen sollen als multifunktionale Energiehubs umgerüstet werden. **In welcher Verbindung stehen E-Mobilität und erneuerbare Energien?** Elektromobilität ist nur dann nachhaltig, wenn der Strom aus Wind und Sonne kommt. Daher muss eine direkte Verbindung zwischen Ladeinfrastruktur und erneuerbaren Energien geschaffen werden – unterstützt durch intelligente Netzsteuerung, lokale Erzeugung und Speicherlösungen. Regulatorische Anreize sollen Betreibende und Nutzende dazu motivieren, verstärkt Grünstrom zu verwenden. >Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. **Welche Rolle spielt die Verkehrswende im Klimaschutz?** Die Verkehrswende ist ein zentraler Hebel, um CO₂-Emissionen zu senken und die Luftqualität zu verbessern. Neben der Elektrifizierung des Straßenverkehrs setzen wir auf multimodale Verkehrskonzepte und die effiziente Nutzung vorhandener Infrastruktur. **Wie trägt E-Mobilität zur Stärkung der deutschen Wirtschaft bei?** Der Übergang zur Elektromobilität bietet Deutschland die Chance, sich von fossilen Technologien zu lösen und in Zukunftsbranchen zu investieren. Wichtige Bereiche sind hier die Forschung, Entwicklung und Produktion von Batterien, Ladeinfrastruktur und digitalen Mobilitätsdiensten – essenziell, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. **Ist staatliche Förderung noch notwendig?** Ja, staatliche Förderungen bleiben essenziell, müssen aber zielgerichtet, degressiv und langfristig ausgerichtet sein. Sie sollen den Markthochlauf, den Infrastrukturausbau und die Forschung unterstützen – während gleichzeitig Subventionen für fossile Kraftstoffe reduziert werden müssen. >Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. **Wie sollten staatliche Fördermaßnahmen gestaltet sein?** Es braucht eine Förderpolitik, die die Transformation gesamtheitlich betrachtet: Infrastruktur, Fahrzeugflotten, Speichertechnologien und Netzintegration. Gleichzeitig müssen regulatorische Hemmnisse abgebaut werden, etwa bei Netzentgelten oder Abgaben auf Eigenstromnutzung. Neben regulatorischen Rahmenbedingungen und politischer Lenkungswirkung sind sowohl monetäre als auch nicht-monetäre Förderungen notwendig. Jeder investierte Euro zahlt sich langfristig aus, indem er Innovationskraft, Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Klimaschutz sichert. **Wie bewertet der BEM die erhöhten Zölle auf chinesische Elektroautos?** Protektionismus ist kein zielführender Ansatz. Statt Handelsbarrieren sollten wir unsere eigenen Stärken in der Elektromobilität ausbauen, um die Wertschöpfung in Europa zu erhöhen und langfristig eine nachhaltige Industriepolitik zu verfolgen. ## Factbox: **Christian Heep ist Vorstand beim BEM** und leitet Marketing, Medien, PR, Kommunikation, Politik, Messen und Events. Seine Leidenschaft für erneuerbare Energien und Elektromobilität inspiriert ihn zu innovativen Projekten für eine nachhaltige Mobilität.