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1. Okt 2025

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Wirtschaft

Herausforderungen und Chancen der Transformation im Bauwesen – Ein Beitrag von Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e. V. (DGNB)

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Foto: DGNB

Die Zeiten des „Weiter so“ sind vorbei. Neben den globalen Krisen und der zunehmenden Ressourcenknappheit sind es die spürbaren Folgen des Klimawandels, die unsere Art zu leben und zu handeln derzeit grundlegend verändern. Die gesellschaftlichen Herausforderungen sind groß, die damit verbundenen Chancen für einen echten Wandel ebenso.

Für die Bau- und Immobilienbranche bedeutet das viel Arbeit. Der hohe Energie- und Ressourcenverbrauch muss weiter reduziert werden, Gebäude und Freiräume müssen angesichts zunehmender Wetterextreme widerstands- und anpassungsfähig geplant und ganz grundsätzlich wieder auf eine langfristige Nutzung ausgelegt werden. Nicht nur die heutige, auch die kommenden Generationen haben das Recht auf eine lebenswerte, zukunftsfähig gebaute Umwelt.

Die Grundlagen für den Wandel sind längst da und vielerorts erprobt. Zahlreiche Unternehmen und Bauschaffende haben sich bereits auf den Weg gemacht die Branche nachhaltig zu transformieren, weg vom profit- und technikgetriebenen höher, schneller, weiter hin zu einer angemessenen klima- und kulturangepassten Architektur. Hier lohnt sich ein Blick auf die global agierende Initiative SHIFT (www.shift.global) deren Initiatoren dafür sensibilisieren in diesem Punkt vom Globalen Süden zu lernen. Doch diese Entwicklung droht aktuell ins Stocken zu geraten. Nachhaltigkeit, Klimaschutz und soziale Verantwortung werden im öffentlichen Diskurs zunehmend an den Rand gedrängt. Statt klarer Signale für mehr Qualität im Bauen dominieren Begriffe wie Bezahlbarkeit, Wirtschaftlichkeit und Entbürokratisierung die politische und mediale Agenda, was eine Abkehr vom bisherigen Kurs signalisiert. Unternehmen, die bereits begonnen haben, sich strategisch nachhaltig aufzustellen, ziehen sich teilweise wieder zurück. Die Aussicht auf eine kurzfristige Kostenreduktion ist zu verlockend, führt aber in vielerlei Hinsicht zu einem tragischen Rückschritt.

Die Bauwende kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten in dieselbe Richtung wenden. Dafür brauchen wir Haltung, Orientierung, fundiertes Wissen und klare Verantwortlichkeiten.

Und wenn nun – wie von der amtierenden Bauministerin gefordert – künftig nur noch für die Hälfte gebaut werden soll, geht damit zwangsläufig ein Rückgang der regionalen Wertschöpfung einher. Kommt nur noch die Hälfte an, sinken nicht nur die Qualität der Bauwerke, sondern auch die Arbeitsbedingungen für das lokale Handwerk, was den Fachkräftemangel weiter vorantreiben dürfte. In dieser Gemengelage wird das weitverbreitete Vorurteil, nachhaltiges Bauen sei grundsätzlich teurer, weiter befeuert. Dabei zeigt die Praxis: Wer Nachhaltigkeit und Klimaschutz von Anfang an mitdenkt, wer Projekte bedarfsorientiert, ganzheitlich und qualitätsbewusst plant, baut und saniert, stellt diese innerhalb des vorgegebenen Budgets fertig. Dass mehr Klimaschutz keineswegs automatisch zu mehr Kosten führt, belegt auch die Kurzstudie „Lebenszyklusbasierte Betrachtung von Gebäuden“ (www.dgnb.de/hintergrundinformationen) der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und dem Buildings Performance Institute Europe (BPIE).

Ein wichtiger Treiber für eine nachhaltige Entwicklung ist derzeit der Finanzsektor. Unter dem Schlagwort „Sustainable Finance“ fordern Banken zunehmend Transparenz bei Themen wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz, Biodiversität, Risikobewertung und sozialen Aspekten. Diese Themen werden nicht verschwinden, vielmehr werden die Anforderungen weiter steigen, auch wenn die politische Rhetorik derzeit anderes suggeriert.

Die Bauwende kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten in dieselbe Richtung wenden. Dafür brauchen wir Haltung, Orientierung, fundiertes Wissen und klare Verantwortlichkeiten. Es gilt, die vorhandenen Kräfte zu bündeln, bestehende Lösungen weiterzudenken und gemeinsam verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Die DGNB ist seit ihrer Gründung 2007 zentrale Plattform und Impulsgeberin für nachhaltiges Bauen – und ein verlässlicher Partner für all jene, die Nachhaltigkeit und Klimaschutz aktiv mitgestalten wollen.

23. Dez 2025

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Gesellschaft

Warum es so wichtig ist, konsequent nachhaltig zu bauen – Ein Beitrag von Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand DGNB e.V.

Nachhaltiges Bauen bedeutet weit mehr als energieeffiziente Gebäude oder den Einsatz ökologischer Materialien. Es beschreibt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet werden: von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zu Umbaumaßnahmen oder den Rückbau. Ziel ist es, Umweltbelastungen zu minimieren, Ressourcen zu schonen, Menschen gesunde und lebenswerte Räume zu bieten und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zu schaffen. Stand heute ist der Bausektor nach wie vor für einen erheblichen Teil der globalen CO2-Emissionen, den Verbrauch natürlicher Ressourcen und den zunehmenden Verlust der Biodiversität verantwortlich. Gleichzeitig verbringen wir den Großteil unseres Lebens in geschlossenen Räumen, die unser Wohlbefinden stärken sollen, ohne dabei die Zukunft unseres Planeten zu gefährden. Zudem leben immer mehr Menschen in der Stadt. Der Bedarf an attraktiven und dazu noch klimaresilient gestalteten Freiräumen wächst. Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Wie ein Perspektivwechsel in diese Richtung gelingen kann, zeigen wir noch bis zum 28. Januar 2026 mit der ersten DGNB Ausstellung „What If: A Change of Perspective“ in der Berliner Architekturgalerie Aedes. Die Ausstellung fordert Besucherinnen und Besucher dazu auf, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und die Themenvielfalt des nachhaltigen Bauens neu und unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen. >Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Anhand gebauter Beispiele wird deutlich, dass viele Lösungen bereits existieren. So erfährt der Besuchende anschaulich, wie Gebäude klima- und ressourcenschonend geplant werden können, indem Materialien im Kreislauf geführt, Energie effizient genutzt oder sogar erzeugt wird und der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt bleibt. Ebenso thematisiert werden Klimaanpassung und Resilienz: durch kluge Gestaltung, Begrünung und Freiräume können Gebäude und Städte besser mit Hitze, Starkregen oder Trockenperioden umgehen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Menschen. Nachhaltiges Bauen stellt das Wohlbefinden, die Gesundheit und das soziale Miteinander in den Mittelpunkt. Architektur kann Begegnung fördern, Identität stiften und bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne dabei die Umwelt aus dem Blick zu verlieren. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit bestehenden Gebäuden spielt eine zentrale Rolle. Sanieren, Umnutzen und Weiterbauen im Bestand werden als Strategien gezeigt, um Flächen zu schützen und Ressourcen zu sparen. Nicht zuletzt wird klar, dass Nachhaltigkeit keine Kostenspirale sein muss. Ganzheitlich geplante Gebäude sind oft wirtschaftlicher, weil sie langfristig Betriebskosten senken, Risiken minimieren und ihren Wert erhalten oder steigern. Nachhaltiges Bauen ist kein abstraktes Expertenthema und schon gar keine Zukunftsvision, sondern eine konkrete Chance. Für lebenswerte Städte, für gesunde Räume und für eine gebaute Umwelt, die den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen ist. Als inhaltlich getriebener Non-Profit-Verein begreifen wir das nachhaltige Bauen seit unserer Gründung vor 18 Jahren als gesellschaftliche Aufgabe, nach der wir unser Handeln ausrichten. Mit der Ausstellung laden wir jeden einzelnen ein, genauer hinzusehen, weiterzudenken und selbst Teil des Wandels zu werden. Weitere Informationen gibt es unter www.dgnb.de/aedes