26. Nov 2021
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Lifestyle
Journalist: Katja Deutsch
Viren, Bakterien, aber auch Pilzsporen und Parasiten können bei Pferden schwere Atemwegserkrankungen auslösen. Prüfen sollte man dabei auch die Haltungsbedingungen.
Das Wörtchen „Anstoßen“ benutzen wir bei einem guten Schoppen Wein in einem wahrlich positiveren Sinne als es im Umgang mit Pferden gebraucht wird. Dort hört man diese Bezeichnung von Halterinnen und Haltern nämlich immer dann, wenn ein Tier hustet. Und das kommt nicht nur im Herbst und Winter vor und sollte uns bei wiederholtem Anstoßen schon aufmerksam werden lassen. Oft ist ein Husten nicht unbedingt Grund zur Sorge, tritt er aber häufig auf, sollte man dem auf den Grund gehen, denn Atemwegserkrankungen bei Pferden können schlimme Folgen genau wie bei uns Menschen haben. Dabei sind die Ursachen genauso vielfältig wie bei uns und oft nicht auf Anhieb, vor allem aus Laiensicht, zu diagnostizieren. Es kann sich dabei um eine akute Erkältung handeln, vielleicht aber auch um eine chronische Atemwegserkrankung, um ein sogenanntes „Equines Asthma“, das bei Pferden bis zur gefürchteten
„Dämpfigkeit“ führen kann, oder eine Allergie. Egal ob im Stall oder beim Reiten, ein wiederholtes Husten eines Tieres kann ernste Folgen haben.
An Atemwegserkrankungen leidet in Deutschland, was durchaus überraschen mag, jedes vierte Pferd. Häufig werden Hustenkrankheiten von Viren oder Bakterien ausgelöst. Dazu gehören normale Grippeviren (Influenza), aber auch Herpesviren, Parainfluenza-Infekte oder Rhino und Adenoviren. Entwickelt sich der Husten allerdings zu einer chronischen Erkrankung, ist die Ursache nicht immer auf Anhieb zu finden und erfordert auch eine kritische Prüfung der Haltungsbedingungen. Im Stall können schließlich auch Pilzsporen im Heu oder staubige Einstreu, ja überhaupt eine zu hohe Staubbelastung in der Stallgasse oder sogar Lungenparasiten Ursache für eine chronische Bronchitis sein. Zwischen 11 und 17 Prozent der Pferde sind bei uns in Deutschland tatsächlich chronisch atemwegserkrankt.
Dabei gibt es Parallelen zu Auslösern, die auch uns Menschen betreffen. Schließlich husten wir auch, wenn wir uns in staubiger Umgebung befinden. Auch wir erkranken schneller, wenn wir vor allem im Winter zu wenig Frischluft schnappen und in schlecht gelüfteten Räumen schlafen und arbeiten. Wenn im Pferdestall zu wenig Frischluft zirkuliert und das Stroh etwa staubig ist, können die Tiere schneller erkranken.
Im fortgeschrittenen Stadium tritt bei den Pferden dickflüssige Schleimbildung auf und die Bronchitis wird entzündlich. In diesem Zustand wirkt das betroffene Tier matt, verweigert Nahrung, atmet schwer und bekommt Fieber. Während man im Stall mit einigem Bedacht
und Rat von Fachleuten und anderen Halterinnen und Haltern vieles selbst optimieren kann, sollte man bei der Verabreichung von Medikamenten wie Schleimlösern und gar Antibiotika und Kortison besser auch tierärztlichen Rat einholen. Eine Maßnahme für schwerere Fälle ist die sogenannte Lungenspülung, auch Hyperinfusionstherapie genannt, die zur Lungenreinigung angewandt wird. Dafür muss das Tier dann aber doch in eine Klinik.
Nicht immer muss man gleich ans Äußerste denken, an teure, zu häufige Tierarztkonsultationen oder gar an Klinikaufenthalte des erkrankten Pferdes. Neben verbesserten Bedingungen im Stall, können Halterin und Halter auch selbst Inhalationen mit Kochsalzlösungen an dem ihnen vertrauten Tier durchführen.