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21. Jun 2021

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Wirtschaft

Hybriden Speditionen gehört die Zukunft

Journalist: Axel Plaß

In der Logistikbranche sind Individualität und fachliches Know-how ebenso gefragt wie modernste digitale Technologie. 


Axel Plaß, Präsident des DSLV – Bundesverband Spedition und Logistik e.V., Foto: Presse/DSLV 

Die Digitalisierung spielt allgemein im Wirtschaftsleben längst eine entscheidende Rolle und das gilt auch für die Logistik. Ein Ausdruck dieser evolutionären und beinahe geräuschlosen Entwicklung ist die Entstehung digitaler Plattformen. Zwar werden solche Plattformen in Zukunft sicher nicht den gesamten Logistikmarkt beherrschen, aber sie fördern die Markttransparenz und können zur Steuerung der Effizienz logistischer Prozesse auf ausgewählten Teilmärkten der Logistik beitragen. Insofern darf ihre wachsende Bedeutung auf keinen Fall unterschätzt werden.

Damit Plattformen erfolgreich sind, müssen sie einige grundlegende Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehören zuvörderst hohe Sendungs- und Ladungsaufkommen, aber auch einheitliche Datenformate, Standards und industrialisierte Abläufe. Auch wenn der Markt der finanzstarken digitalen Speditionen schnell wächst, wird es ihnen aber nicht gelingen, die etablierten Speditionen zu verdrängen. Denn der Markt ist viel zu sehr geprägt von einer großen Zahl an Dienstleistern, die ihren Kunden jeweils individuelle Leistungen anbieten. In dieser Einschätzung waren sich auch die Experten auf dem virtuellen Fo-rum „Plattformökonomie – Speditionen der Zukunft“ auf der diesjährigen Leitmesse Transport Logistic im Mai einig, das vom DSLV Bundesverband Spedition und Logistik ausgerichtet wurde. 

Die etablierten Speditionen können mit Stärken wie ihren Erfahrungen im Supply-Chain-Management aufwarten, also mit Flexibilität und Wissen. Diese Vor-teile kann Technologie nicht alleine abbilden und so wird es auch in Zukunft kein Entweder-oder, sondern ein Sowohl-als-auch, eine Kombination beider Welten geben, in der beide Seiten voneinander lernen können.

Die Logistikbranche ist bereits jetzt von einem hohen Digitalisierungsgrad geprägt, der weiterwachsen wird. Markfähig werden vor allem diejenigen Speditionshäuser bleiben, denen es gelingt, Marktkenntnisse, fachliches Know-how und individuelle Kundennähe mit digitalem Leistungsvermögen zu verknüpfen – also Hybride. Rein digitale Speditionen und Plattformen werden ihre Stärken vor allem in standardisierten und automatisierten Transportprozessen entfalten und Marktanteile gewinnen. 

Neben der Digitalisierung hat auch der Wunsch nach einem nachhaltigeren Handeln die gesamte Wirtschaft ergriffen und die Logistikbranche stellt keine Ausnahme dar. Der Weg zu plattformübergreifenden Freight Eco Systems, die durch Datensammlungen zu gesamtwirtschaftlichen Lösungen wie die Vermeidung von Leerfahrten und CO2-Emissionen auf europäischer Ebene beitragen können, ist nach allgemeiner Experten-Einschätzung allerdings noch weit. Noch immer herrscht ein Mangel an Vertrauen in den Schutz der eigenen Firmen- und Kundendaten bei den Unternehmen vor, der der Interoperabilität von Plattformen spürbar entgegensteht. Auch fehlende Standards und die Heterogenität logistischer Prozesse bilden Hindernisse. Es gibt also noch viel zu tun auf dem Weg in die Zukunft – aber die Herausforderungen sind lösbar.

30. Apr 2025

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Wirtschaft

Bidirektionales Laden spart Milliarden , Elektroautos können viel mehr, als „nur“ leise und ohne Abgase zu fahren

Mit bidirektionaler Ladetechnologie (BiDi) können sie Strom speichern und ins Netz zurückspeisen. Eine aktuelle Studie von Transport & Environment (T&E) zeigt, dass dies für Europas Energieversorger und Autofahrer Einsparungen in Milliardenhöhe ermöglichen könnte. Die Einsparungen resultieren aus einer effizienteren Nutzung der Erzeugungskapazitäten und einem geringeren Kraftstoffverbrauch. Um das Potenzial dieser Technologie zu nutzen, sind jedoch geeignete regulatorische Rahmenbedingungen notwendig. Laut der T&E-Studie könnte das Einsparpotenzial für Energieversorger und Verbraucher in der EU bis zu 22 Milliarden Euro jährlich betragen, was etwa acht Prozent der Kosten für das EU-Energiesystem entspricht. Von 2030 bis 2040 könnte die BiDi-Technik EU-weit mehr als 100 Milliarden Euro einsparen, allein in Deutschland bis zu 8,4 Milliarden Euro jährlich. Ein Grund für die hohen Einsparungen ist die Möglichkeit, mehr Strom aus erneuerbaren Quellen, insbesondere Solarstrom, in das Energiesystem zu integrieren. Die Nutzung der Fahrzeugakkus könnte den Bedarf an teureren stationären Speichern in der EU um bis zu 92 Prozent senken und die installierte PV-Leistung um bis zu 40 Prozent steigern. Die Halter von Elektrofahrzeugen profitieren direkt vom bidirektionalen Laden, da sie mit geringeren Stromkosten rechnen können. Zudem dürfte die Lebensdauer der Fahrzeugakkus durch optimiertes Laden steigen. In Frankreich haben The Mobility House und Renault beispielsweise das erste Vehicle-to-Grid (V2G)-Angebot eingeführt. Besitzer eines V2G-fähigen Renault 5 können mit einer speziellen Wallbox kostenfrei laden und ihren Fahrzeugakku ins Energiesystem einspeisen. Dieses Angebot soll bald auch in Deutschland und dem Vereinigten Königreich verfügbar sein. Im deutschen Markt gibt es jedoch noch Herausforderungen, wie den langsamen Roll-out von Smart Metern und die Notwendigkeit, einen passenden rechtlichen Rahmen zu schaffen. Der zweite Europäische Gipfel für bidirektionales Laden hat klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen, die nun umgesetzt werden müssen. Dazu gehört die Abschaffung der Doppelbelastung von zwischengespeichertem Strom durch Netzentgelte und die Sicherstellung, dass „grüner“ Strom seine Förderansprüche auch bei Zwischenspeicherung im Akku behält. Die Messe „The smarter E Europe“ 2025 wird dem Thema eine eigene Sonderschau widmen, um Chancen und Herausforderungen für die Mobilitäts- und Energiebranche aufzuzeigen. Die Veranstaltung findet vom 7. bis 9. Mai 2025 in München statt und vereint vier Fachmessen: Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe. Die Sonderschau auf „The smarter E Europe“ wird dabei Produkte und Lösungen für das bidirektionale Laden präsentieren und Raum für Austausch und Networking bieten. ## Factbox The smarter E Europe vereint als Europas größte Messeallianz für die Energiewirtschaft vier Fachmessen (Intersolar Europe, ees Europe, Power2Drive Europe und EM-Power Europe) und findet vom 7. bis 9. Mai 2025 auf der Messe München statt. https://www.powertodrive.de/home