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28. Sep 2023

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Wirtschaft

Im Einklang mit Landwirtschaft und Natur

Journalist: Armin Fuhrer

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Foto: Presse

Extensive Agri-Photovoltaikanlagen fördern die Energiewende und ermöglichen Nachhaltigkeit und Artenschutz, erklärt bne-Geschäftsführer Robert Busch.

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Robert Busch, Geschäftsführer des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (bne)

Die Bundesregierung hat im Solarpaket einen Ausbau von extensiven Agri-Photovoltaik-Anlagen beschlossen. Worin liegt der Vorteil zu klassischen Agri-PV-Anlagen?
Klassische Agri-PV kombiniert Energieerzeugung mit intensiver Landwirtschaft, ist aber aktuell eine Nische. Extensive Agri-PV schafft den Dreiklang aus Energiewende, nachhaltiger Landwirtschaft und Artenschutz. Und das in der Breite. Mit der richtigen Bauweise und einer extensiven Bewirtschaftung kommt die Natur zwischen und unter den Modulen wieder zurück. Wichtig sind zum Beispiel breitere Reihenabstände und Spalten zwischen den Modulen für Regenwasser. Wir erzeugen Strom im Gigawattmaßstab, die Landwirtschaft bleibt erhalten und wir bieten selten werdenden Tier- und Pflanzenarten einen sicheren Quelllebensraum.

Vor Ort gibt es häufig Kritik aus der Bevölkerung an Solarparks. Liegt darin nicht ein Hemmnis für den Ausbau?
Wir sind überzeugt, dass gut geplante Anlagen, durch die Menschen vor Ort, die Landwirtschaft und die Biodiversität profitieren, das Kritikpotential minimieren. Insofern lohnt der Blick auf den konkreten Gegenstand der Kritik. Kommunen können mit bis zu 0,2 Cent pro Kilowattstunde am Betrieb eines Solarparks beteiligt werden. Bei einer 50 Megawatt PV-Freiflächenanlage entstehen so schnell Beiträge von 100.000 Euro pro Jahr, die regelmäßig in den Haushalt der Gemeinde fließen. Dazu kommt der Gewinn für den Naturschutz. Wir haben eine Branchen-Selbstverpflichtung zur guten Planung von Solarparks entwickelt, der sich schon über 40 Unternehmen angeschlossen haben. Insofern werden diese Anlagen in Zukunft hoffentlich eher als Bereicherung wahrgenommen.

Flächen in benachteiligen Gebieten sollen von vornherein für die Nutzung als Solarpark freigegeben werden, wenn dem nicht ausdrücklich widersprochen wird.

Wie groß könnte der zusätzliche Beitrag von Solarparks sein?
Der Anteil Erneuerbarer Energien soll bis 2030 auf mindestens 80 Prozent am Strommix steigen. Dafür müssen Solarparks schneller gebaut werden. Mit dem Solarpaket hat die Bundesregierung nun wichtige Voraussetzungen der Beschleunigung geschaffen: z.B. sollen Flächen in benachteiligen Gebieten von vornherein für die Nutzung als Solarpark freigegeben werden, wenn dem nicht ausdrücklich widersprochen wird. Im Schnitt ein Prozent der Landesfläche für Solarparks vorzusehen, die auch die Biodiversität fördern und zur Landwirtschaft passen, ist sinnvoll und verträglich.

Warum ist es in Ihren Augen so wichtig, jetzt mit den Planungen zu beginnen?
Ab 2026 werden jährlich rund 12 GW an PV-Freiflächenanlagen zugebaut. Wir brauchen jetzt die Voraussetzungen, damit der Ausbau im Einklang mit Landwirtschaft und Naturschutz erfolgt. Dazu muss zusätzlich zu Regelungen im EEG auch das Agrar- und Steuerrecht so angepasst werden, dass Solarparks auch dort endgültig kein Fremdkörper mehr für die Landwirtschaft sind und die Flächen dann in der Landwirtschaft gehalten werden. Nur so besteht auch weiterhin der Anspruch auf GAP-Leistungen nach EU-Recht.

 

23. Dez 2025

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Gesellschaft

Warum es so wichtig ist, konsequent nachhaltig zu bauen – Ein Beitrag von Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand DGNB e.V.

Nachhaltiges Bauen bedeutet weit mehr als energieeffiziente Gebäude oder den Einsatz ökologischer Materialien. Es beschreibt einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem Gebäude über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg betrachtet werden: von der Planung über den Bau und die Nutzung bis hin zu Umbaumaßnahmen oder den Rückbau. Ziel ist es, Umweltbelastungen zu minimieren, Ressourcen zu schonen, Menschen gesunde und lebenswerte Räume zu bieten und gleichzeitig wirtschaftlich sinnvolle Lösungen zu schaffen. Stand heute ist der Bausektor nach wie vor für einen erheblichen Teil der globalen CO2-Emissionen, den Verbrauch natürlicher Ressourcen und den zunehmenden Verlust der Biodiversität verantwortlich. Gleichzeitig verbringen wir den Großteil unseres Lebens in geschlossenen Räumen, die unser Wohlbefinden stärken sollen, ohne dabei die Zukunft unseres Planeten zu gefährden. Zudem leben immer mehr Menschen in der Stadt. Der Bedarf an attraktiven und dazu noch klimaresilient gestalteten Freiräumen wächst. Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Wie ein Perspektivwechsel in diese Richtung gelingen kann, zeigen wir noch bis zum 28. Januar 2026 mit der ersten DGNB Ausstellung „What If: A Change of Perspective“ in der Berliner Architekturgalerie Aedes. Die Ausstellung fordert Besucherinnen und Besucher dazu auf, gewohnte Denkmuster zu hinterfragen und die Themenvielfalt des nachhaltigen Bauens neu und unvoreingenommen auf sich wirken zu lassen. >Nachhaltige Architektur bietet einen ganzheitlichen Ansatz, um die Klimakrise zu bekämpfen, soziale Gerechtigkeit zu fördern und langfristige wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten. Anhand gebauter Beispiele wird deutlich, dass viele Lösungen bereits existieren. So erfährt der Besuchende anschaulich, wie Gebäude klima- und ressourcenschonend geplant werden können, indem Materialien im Kreislauf geführt, Energie effizient genutzt oder sogar erzeugt wird und der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes berücksichtigt bleibt. Ebenso thematisiert werden Klimaanpassung und Resilienz: durch kluge Gestaltung, Begrünung und Freiräume können Gebäude und Städte besser mit Hitze, Starkregen oder Trockenperioden umgehen. Ein weiterer Fokus liegt auf dem Menschen. Nachhaltiges Bauen stellt das Wohlbefinden, die Gesundheit und das soziale Miteinander in den Mittelpunkt. Architektur kann Begegnung fördern, Identität stiften und bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne dabei die Umwelt aus dem Blick zu verlieren. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit bestehenden Gebäuden spielt eine zentrale Rolle. Sanieren, Umnutzen und Weiterbauen im Bestand werden als Strategien gezeigt, um Flächen zu schützen und Ressourcen zu sparen. Nicht zuletzt wird klar, dass Nachhaltigkeit keine Kostenspirale sein muss. Ganzheitlich geplante Gebäude sind oft wirtschaftlicher, weil sie langfristig Betriebskosten senken, Risiken minimieren und ihren Wert erhalten oder steigern. Nachhaltiges Bauen ist kein abstraktes Expertenthema und schon gar keine Zukunftsvision, sondern eine konkrete Chance. Für lebenswerte Städte, für gesunde Räume und für eine gebaute Umwelt, die den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen ist. Als inhaltlich getriebener Non-Profit-Verein begreifen wir das nachhaltige Bauen seit unserer Gründung vor 18 Jahren als gesellschaftliche Aufgabe, nach der wir unser Handeln ausrichten. Mit der Ausstellung laden wir jeden einzelnen ein, genauer hinzusehen, weiterzudenken und selbst Teil des Wandels zu werden. Weitere Informationen gibt es unter www.dgnb.de/aedes